Geständnis

Polens Premier nahm Marihuana und Alkohol

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Donald Tusk bestätigte die dunklen Seiten seiner Biografie. Er verteidigte sich mit seinem schweren (Arbeits-)Leben.

Der polnische Premier Donald Tusk von der rechtsliberalen Partei Bürgerplattform (PO) hat sich in einem Interview mit dem Politmagazin Newsweek Polska zu den dunklen Seiten seiner Biografie bekannt und damit eine Diskussion ausgelöst. Unter anderem erklärte Tusk in dem Gespräch, aus dem Auszüge am Sonntag im Internet veröffentlicht wurden, als junger Mann regelmäßig an Saufgelagen teilgenommen und Marihuana geraucht zu haben.

Schweres Arbeiterleben
"Das Leben in Arbeiterhotels und diese Art von Arbeit fördern nicht gerade die Lektüre von Platon", sagte Tusk über seine Zeit als Mitarbeiter der Genossenschaft Swietlik, die sich auf das Bemalen von Kaminen und hohen Bauwerken spezialisiert hatte. In seinem Beruf konnte der Jurist Tusk damals wegen seiner Oppositionstätigkeit nicht arbeiten. "Die Elektriker im Hotelzimmer nebenan habe ich überhaupt nie nüchtern gesehen", so Tusk über seinen damaligen Umgang.

Die Geständnisse des Premiers reichen noch weiter zurück. Sein Vater sei sehr streng gewesen, berichtete Tusk gegenüber "Newsweek", und habe ihn auch mit dem Gürtel geschlagen. "Ich konnte es mir aussuchen, ob er einen breiten oder einen schmalen Gürtel nimmt - so habe ich das Wort Wahlfreiheit begriffen", erklärte der Premier. Beim Tod des Vaters habe er deshalb "eine gewisse Erleichterung" gespürt, worüber er heute "eine gewisse Beschämung empfinde".

Provokative Aussagen über die Kirche
Als provokativ gelten in Polen auch Tusks Aussagen über sein früheres Verhältnis zur Kirche. Beim Katechismus-Unterricht sei er vom Pfarrer "mit Absurditäten gefüttert" worden. So habe der Geistliche behauptet, wer auch noch eine Stunde nach dem Empfang der Kommunion auf den Boden spucke, werde augenblicklich vom Blitz getroffen. Natürlich habe er das sofort ausprobiert, so Tusk. Bei seiner Heirat verzichtete Tusk zunächst auf eine kirchliche Trauung, die er erst vor drei Jahren nachholte.

Die Opposition hält die Bekenntnisse von Tusk für einen PR-Trick. "Er hat dieses Geständnis abgelegt, weil immer mehr Informationen über seine Vergangenheit in die Öffentlichkeit kommen", sagte der Fraktionsvorsitzende der rechtskonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) der Zeitung "Nasz Dziennik" (Montag-Ausgabe). Die Aussagen des Premiers "schaffen Vertrauen", erklärte dagegen die Korruptionsbeauftragte der Regierung, Julia Pitera (PO).

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