Nach 21 Jahren Haft

RAF-Terroristin Haule kommt frei

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Eva Haule war 1994 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Rest der Strafe wird zur Bewährung ausgesetzt.

Eva Sybille Haule-Frimpong galt als eine der meistgesuchten Terroristen der westdeutschen "Roten Armee Fraktion" (RAF), als sie im August 1986 gefasst wurde. Die linksextreme Terrorgruppe RAF war für zahlreiche Morde und Attentate verantwortlich. Damals wurde die heute 53-Jährige mit zwei anderen Verdächtigen in einem Eiscafé in Rüsselsheim (Hessen) festgenommen. Nach Feststellungen der Fahnder studierten diese gerade eine Lageskizze des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Ranghöchste Frau der RAF
Im Juni 1988 verurteilte das Stuttgarter Oberlandesgericht die damals 34-jährige Haule zu 15 Jahren Haft. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sie 1984 an einem versuchten Sprengstoffanschlag auf die NATO-Schule in Oberammergau und an einem Raubüberfall auf einen Waffenhändler beteiligt war.

Nach Überzeugung des Gerichts war sie nach der Festnahme führender RAF-Mitglieder im Jahr 1984 zur "ranghöchsten" Frau in der Terrororganisation aufgestiegen. So soll sie eine führende Rolle im "Kommando Jan-Carl Raspe" gespielt haben.

Wegen 3-fachen Mordes verurteilt
Im April 1994 verurteilte dann das Oberlandesgericht Frankfurt am Main Haule wegen dreifachen Mordes und 23-fachen versuchten Mordes zu lebenslanger Haft. Sie soll der Gruppe angehört haben, die im August 1985 einen Bombenanschlag auf die Rhein-Main-Airbase des US-Militärs verübte. Der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts sprach bei der Urteilsverkündung von einer "besonders schweren Schuld" der Terroristin.

Fotoausstellung im Abgeordnetenhaus sorgte für Aufregung
Vom Frauengefängnis Frankfurt/Preungesheim wurde die am 16. Juli 1954 in Stuttgart geborene Haule später in die Frauenhaftanstalt in Berlin-Neukölln verlegt. Als Freigängerin machte Haule, die Sozialpädagogik studierte, eine Ausbildung zur Fotografin. Für Ärger sorgte im März 2005 eine Ausstellung einiger ihrer Porträts von mitinhaftierten Frauen im Berliner Abgeordnetenhaus.

Abgeordnete von FDP und CDU empörten sich über die Ausstellung im Parlamentsgebäude. Der Sprecher von Parlamentspräsident Walter Momper hatte dagegen die Auffassung vertreten, es dürfe kein lebenslanges Verbot für die Teilnahme an Kunstausstellungen geben. Die Rückkehr in die Gesellschaft müsse auch einstigen RAF-Terroristen ermöglicht werden. Haules Fotos wurden auch in einem Bildband veröffentlicht.

Haule ist nach Brigitte Mohnhaupt das zweite Ex-RAF-Mitglied, das nach Verbüßung der Mindesthaftzeit in diesem Jahr auf Bewährung freikommt.

Zwei ehemalige RAF-Terroristen sind noch in Haft
Der Sohn eines Freiburger Lehrer-Ehepaares sitzt seit mehr als 24 Jahren im Gefängnis, derzeit in Bruchsal (Baden-Württemberg). Er zählte Mitte der 70er Jahre zum inneren Führungszirkel der RAF. Fahnder hielten den studierten Historiker für besonders gewaltbereit. Klar war 1977 mitverantwortlich für die Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. 1985 erhielt er eine lebenslange Haftstrafe wegen gemeinschaftlich verübten Mordes an Schleyer, Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto sowie deren Begleitern. Bundespräsident Horst Köhler lehnte im Mai dieses Jahres Klars Gnadengesuch ab. Der Ex-Terrorist kann frühestens im Jänner 2009 auf Bewährung entlassen werden.

Birgit Hogefeld (51): Die gebürtige Wiesbadenerin war eine Leitfigur der dritten RAF-Generation. Im Juni 1993 wurde sie in Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern festgenommen. Dabei starben ein GSG-9-Beamter sowie Hogefelds Komplize und Lebensgefährte Wolfgang Grams. Der Bundesgerichtshof bestätigte 1999 ihre Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen der Ermordung eines US-Soldaten und des Bombenanschlags auf die Frankfurter US-Airbase im Jahr 1985. Da eine besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde, kann Hogefeld nicht mit ihrer vorzeitigen Entlassung aus einem Frankfurter Gefängnis nach 15 Jahren rechnen. Auch ihr Gnadengesuch wies Köhler im Mai ab.

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