Kolumbien

Riesen-Demo für Freilassung aller FARC-Geisel

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2.800 Entführungsopfer sind noch in Haft. Ingrid Betancourt nahm beim Aktionstag für die Freilassung der FARC-Geiseln in Paris teil.

Millionen Menschen haben am Sonntag bei Kundgebungen und Konzerten in Kolumbien und in zahlreichen anderen Städten weltweit für die Freiheit aller schätzungsweise 2.800 Entführungsopfer in dem südamerikanischen Land demonstriert. Der Aktionstag fiel zusammen mit dem kolumbischen Nationalfeiertag. In rund 1.000 Städten und Gemeinden Kolumbiens fanden Solidaritätskonzerte statt, an denen sich mindestens 100.000 Musiker beteiligten. Das größte Konzert gab es in der südkolumbianischen Stadt Leticia mit den Pop-Idolen Shakira und Carlos Vives.

Auch in rund 40 Städten im Ausland fanden Veranstaltungen unter dem Motto "Lasst sie jetzt frei" statt, darunter in Paris, London, Miami und New York. Auch in Hamburg wollten am Abend Menschen mit der Forderung "Liberenlos ya" (Lasst sie endlich frei) auf die Straße gehen. In Paris forderte die franko-kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourt die linksgerichteten FARC-Rebellen zur Freilassung aller ihrer etwa 700 Geiseln auf. "Keine Geiselnahmen mehr", rief die ehemalige Präsidentschaftskandidatin vor mehreren tausend Menschen, die sich anlässlich des 198. Nationalfeiertages Kolumbiens zu einem Solidaritätskonzert versammelt hatten. Mit ihren Kindern Melanie und Lorenzo sowie dem kolumbianischen Musiker Juanes sang Betancourt dessen Hit "La Camisa Negra".

Den Anführer der FARC-Rebellen, Alfonso Cano, rief Betancourt zu Frieden auf. "Verstehe, dass jetzt Zeit ist, das Blutvergießen zu beenden, dass die Zeit gekommen ist, Gewehre mit Rosen zu tauschen", erklärte Betancourt, die mehr als sechs Jahre selbst Geisel der FARC war. Rund 700 Geiseln befinden sich in der Gewalt der FARC, daneben werden mehr als 2.000 Geiseln in der Gewalt von Mafia-Banden, paramilitärischen Gruppen oder der Guerillagruppe Nationale Befreiungsarmee (ELN) vermutet.

Drei Präsidenten nehmen teil
In der kolumbianischen Dschungelstadt Leticia in der Nähe der Grenzen zu Brasilien und Peru kamen die Präsidenten aller drei Länder, Alvaro Uribe, Luiz Inacio Lula da Silva und Alan Garcia, zusammen. Popstar Shakira sang bei der Militärparade vor zehntausenden Fans die Nationalhymne. Sie rief zur Freiheit für "alle Geiseln, für alle Menschen, die unter der Geißel der Gewalt leben und für die Millionen von Binnenflüchtlingen" auf. Die FARC-Rebellen bat sie, die Waffen niederzulegen. "Der Staat bietet ihnen Schutz und Hilfe an. Wenden Sie sich an die Polizei oder das Militär", sagte die weltbekannte Sängerin.

Garcia und Lula forderten ebenfalls ein Ende der Gewalt in Kolumbien und die Freiheit für alle Geiseln. "Ganz Lateinamerika ist solidarisch mit Kolumbien. Frieden für Kolumbien!", sagte Garcia. Auch in der Hauptstadt Bogota, in Cali, Medellin und Cartagena demonstrierten die Bürger bei Großkundgebungen für ein Ende des bürgerkriegsähnlichen Konflikts, der vor 44 Jahren begonnen hatte.

Die linksgerichtete Rebellengruppe "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) gilt nach Jahren der militärischen Aufrüstung des Staates zwar als erheblich geschwächt, aber ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht. Der Konflikt dreht sich zunehmend auch um den Drogenschmuggel. Zudem herrscht in vielen Teilen der kolumbianischen Provinzen bittere Armut, die den Rebellen die Anwerbung neuer Kämpfer erleichtert.

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