"Non" aus Paris

Sarkozy schließt Olympia-Boykott nicht aus

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Ungewöhnlich scharf fiel die Kritik Frankreichs an China aus. Das Vorgehen in Tibet könne zu einem Olympia-Boykott führen, hieß es aus Paris.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy schließt einen Boykott der Olympischen Spiele in Peking nicht aus. Er halte sich für alle Optionen eine Tür offen, sagte er am Dienstag. "Alles ist möglich. Aber ich appelliere an den Sinn der chinesischen Behörden für Verantwortung." Die Drohung mit einem Boykott sei aus seiner Sicht notwendig, "wenn man Ergebnisse erhalten will".

Scharfe Kritik an Peking
Mit ungewöhnlich deutlichen Worten kritisierte zuvor Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner das chinesische Vorgehen. "Die Gewalt muss auf beiden Seiten aufhören, aber vor allem muss die Repression aufhören, weil man jetzt nicht nach Tibet fahren kann."

Bisher lehnte Frankreich wie auch andere westliche Regierungen einen Boykott klar ab. Seit dem harten Durchgreifen der chinesischen Regierung gegen Demonstranten in Tibet wird die Möglichkeit eines Fernbleibens von den Spielen im Sommer aber verstärkt diskutiert.

Die deutsche Regierung stellte sich am Dienstag hinter die Ablehnung eines Boykotts durch deutsche und internationale Sportverbände. Eine Boykott-Debatte könne auch von den entscheidenden Fragen ablenken, wie auf friedlichem Weg eine politische Lösung des Konflikts erreicht werden könne, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin.

Österreichs EU-Parlamentarier gegen Boykott
Die österreichischen EU-Abgeordneten lehnen die Forderung von Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering nach einem Boykott der Olympischen Spiele in China wegen der Situation in Tibet mehrheitlich ab. SPÖ-Parlamentarier Hannes Swoboda fordert vielmehr, die Spiele als Gelegenheit zu sehen, das Probleme immer wieder anzusprechen, wie er am Dienstag der APA sagte. Der Grüne Abgeordnete Johannes Voggenhuber kritisierte die Empörung über das Vorgehen Chinas gegen die tibetischen Demonstranten als "Heuchelei" und warnt davor, bereits bei der ersten Gelegenheit das schlimmsten Mittel - also eine Absage - einzusetzen.

"Ich bin persönlich absolut dagegen, die Olympischen Spiele jetzt zu boykottieren", sagte der SPÖ-EU-Abgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion, Hannes Swoboda. Chinas Politik gegenüber Tibet sei gekennzeichnet von mangelndem Respekt vor einer eigenständigen Kultur, gleichzeitig seien die Proteste in Tibet aber nicht zufällig genau jetzt aufgeflammt. Swoboda rät, die Olympischen Spiele eher als Gelegenheit sehen, um auf die Probleme immer wieder aufmerksam zu machen und im Sinne des Dalai Lama erhöhte Autonomie zu fordern.

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