Milliarden-Deals

Sarkozy zu Besuch in China

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Frankreichs Präsident Nikolas Sarkozy besucht China. Im Gepäck: Milliarden-Aufträge für Peking, von Airbus bis Telefontechnik.

Atomkraftwerke, Airbus-Flugzeuge und Telefontechnik: Bei seinem Staatsbesuch in China will der französische Präsident Nicolas Sarkozy das Beste verkaufen, was Frankreichs Wirtschaft zu bieten hat. Am Montag winken Aufträge im Werte von zehn Milliarden Euro. Das heißeste Dossier: China möchte den gesamten Atomkreislauf von der Uranverarbeitung bis zur Wiederaufbereitung abgebrannter Kernbrennstoffe beherrschen. Weltweit bündelt nur ein Unternehmen all diese Techniken in einer Hand, der französische Staatskonzern Areva. Doch diese Position will Frankreich nicht aufgeben.

Areva steht derzeit im Mittelpunkt der Pariser Industriepolitik. Sarkozy will die im Zusammenhang mit dem Klimaschutz positive Stimmung für die Kernkraft international nutzen, um den Atomkonzern zum unumgänglichen Weltchampion zu machen. Die Überlegungen gehen dahin, dass Areva seine Kompetenzen mit denen des ebenfalls staatlichen Stromkonzerns EDF bündelt. Auch der einst von Sarkozy vor dem Ruin gerettete Stromanlagenbauer Alstom soll einbezogen werden. Siemens, bisher an der Areva-Tochter Areva NT beteiligt, ist zu Milliardeninvestitionen bereit, um bei diesem Spiel am Ball zu bleiben.

In seiner Rede vor den Vereinten Nationen hatte Sarkozy "allen Staaten" französische Atomkraftwerke als Mittel zum Klimaschutz angeboten. Selbst dem libyschen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi versprach er einen Reaktor. Jetzt soll Areva für gut fünf Milliarden Euro der China Guangdong Nuclear Power Corp (CGNP) zwei Europäische Druckwasserreaktoren EPR und 20 Jahre lang das nötige Uran liefern.

Doch Frankreich will auf dem Riesenmarkt China noch weiter gehen:  Der weltgrößte Atomstromanbieter EDF will sich mit 30 Prozent am Betrieb der beiden "chinesischen EPR" beteiligen und damit Atomstromanbieter im Reich der Mitte werden. Außerdem will EDF bei Bau und Nutzung von vier chinesischen Kernreaktoren mitmachen, in die europäische Technik einfließt. Mit Beteiligungen an Kohlekraftwerken mit 3.720 Megawatt Leistung ist EDF bereits jetzt größter ausländischer Energieinvestor in China.

Ob Sarkozy den EDF-Atomdeal in Peking feiern kann, ist allerdings zweifelhaft. China will offenbar erst ein Rahmenabkommen über den gesamten Atomkreislauf. Die Diskussionen darüber dürften sich noch hinziehen, erklärte ein Insider dem Pariser Wirtschaftsblatt "Les Echos". Ob sie je zum Erfolg führen, ist offen.

Areva-Chefin Anne Lauvergeon ist dagegen sicher, ihre beiden EPR liefern zu können, nachdem sie 2006 noch einen chinesischen Auftrag über vier Reaktoren an den US-Konzern Westinghouse verloren hatte. Dem Export von Aufbereitungstechnik ist die frühere Präsidentenberaterin auch nicht grundsätzlich abgeneigt. Mit der japanischen JNFL schloss Lauvergeon soeben eine weltweite Partnerschaft beim Recycling von Atombrennstoffen. Einen Vertrag aus den USA zur Prüfung einer Wiederaufbereitungsanlage, deren Wert auf mehr als zehn Milliarden Dollar beziffert wird, hat sie schon in der Tasche. Und China könnte ebenfalls so eine Anlage gut gebrauchen, wenn es seinen Reaktorpark wie geplant ausbauen will.

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