Aufgebrachte Menge

Thailands Premier mit Schuhen beworfen

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Die Krise in Thailand verschärft sich: Eine aufgebrachte Menge hat Premier Somchai mit Schuhen beworfen. Er konnte sich in letzter Minute retten.

Einen Tag nach dem Schuldspruch des umstrittenen thailändischen Ex-Premiers Thaksin Shinawatra in einem Korruptionsprozess hat sich die innenpolitische Krise in dem asiatischen Land weiter verschärft. Regierungschef Somchai Wongsawat, ein enger Gefolgsmann Shinawatras, entkam am Mittwoch nur mit knapper Not einer aufgebrachten Menschenmenge.

Mit Schuhen beworfen
Somchai wurde von etwa 300 Demonstranten in einem Parkhaus des staatlichen Telekom-Unternehmen TOT bedrängt und unter anderem mit Flaschen und Schuhen beworfen. Dies gilt in der Thai-Kultur als schwere Beleidigung, da Füße als der schmutzigste Teil des Körpers betrachtet werden.

Sicherheitsagenten und Polizisten stellten sich vor den Regierungschef, so dass Somchai unverletzt entkommen konnte. Er wurde zu einem wartenden Auto geführt, das dann schnell davonfuhr. Im Gespräch mit Beamten gab er sich unbeeindruckt von den Protesten: "Ich muss geduldig sein. Ich habe einigen von ihnen die Hände geschüttelt, sie haben mich nicht angegriffen."

"Mörder"
Die mehr als 100 Demonstranten waren Mitarbeiter des Telekom-Unternehmens. Sie beschimpften Somchai als Mörder, weil bei gewaltsamen Protesten am 7. Oktober zwei Menschen ums Leben kamen. Die seit Ende August andauernde Protestbewegung wird vor allem von konservativen und wohlhabenden Bevölkerungsgruppen getragen, während die Regierung von der ärmeren Landbevölkerung unterstützt wird.

Somchai hat sein Amt erst im September angetreten, stößt aber als Schwager des vor zwei Jahren bei einem Militärputsch gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin auf lebhafte Antipathie. Die oppositionellen Volksallianz für die Demokratie (PAD) sieht in Somchai nur eine Marionette Thaksins, der mittlerweile im Exil lebt.

Thaksin wurde am Dienstag in Abwesenheit wegen Korruption zu zwei Jahren Haft verurteilt. In dem Prozess ging es um den Verkauf eines staatlichen Grundstücks in bester Lage in Bangkok zu einem Spottpreis an Thaksins Frau. Der Ex-Premier ist immer noch einer der reichsten Männer des Landes.

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