Extremisten-Gruppe

Tote bei brutalen Kämpfen in Gaza

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Der Chef der extremistischen Gruppierung Jund Ansar Allah unter den Toten.

Ein blutiger Streit ist zwischen Hamas und extremistischen Gotteskriegern im Gazastreifen ausgebrochen: Bei den heftigsten innerpalästinensischen Auseinandersetzungen seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen vor zwei Jahren sind mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 120 verletzt worden. Während der stundenlangen Gefechte, die sich bis Samstag früh hinzogen, starb nach Angaben des Innenministerium in Gaza auch der Anführer der Al Kaida nahestehenden Gruppe Jund Ansar Allah, Abdel Latif Mussa. Zuvor hatten seine Anhänger Rache geschworen, sollte ihrem Imam etwas zustoßen.

Extremisten
Nach Einschätzung von Beobachtern ist die extremistische Gruppe jetzt allerdings weitgehend zerschlagen. Sie hatte großen Zulauf bekommen, nachdem sich die islamistische Hamas im Juni 2007 im Gazastreifen gegen die Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas durchgesetzt hatte. In den vergangenen Monaten sollen ihre Kämpfer wiederholt Restaurants und Internet-Cafés in die Luft gesprengt und Anschläge auf Hochzeitsgesellschaften verübt haben.

"Islamisches Emirat"
Die Kämpfe in der südlichen Stadt Rafah brachen aus, nachdem Imam Mussa in der Ibn-Tahmed-Moschee beim Freitagsgebet ein "islamisches Emirat" im Gazastreifen ausgerufen hatte. Mussa forderte die Einführung der strengen islamischen Scharia-Rechtsprechung, die zum Teil drakonische Strafen wie das Abhacken der Hand bei Dieben vorsieht. Vor dem muslimischen Gotteshaus waren Dutzende vermummte, mit Kalaschnikow-Gewehren bewaffnete Mitglieder der Jund Ansar Allah (Armee der Anhänger Gottes), dem bewaffneten Arm der Gruppe Jihad al-Salafi, in Stellung gegangen.

Zivilisten tot
Nach dem Ende der Predigt kam es zu Kämpfen mit den Sicherheitskräften der radikal-islamischen Hamas. Bewohner von Rafah berichteten von "intensivem Gewehrfeuer" und Explosionen rund um die Moschee. Polizei und Kämpfer der Hamas stürmten schließlich das an die Moschee angrenzende Haus des Predigers, in dem er sich mit seinen Anhängern verschanzt hatte. Anschließend sprengten sie das Haus. Laut Innenministerium waren unter den Toten sechs palästinensische Polizisten, ein Kind, ein anderer Unbeteiligter sowie zwölf Menschen, die sich in der Moschee aufgehalten hatten.

Innenministeriums-Sprecher Ihab al-Ghusseini machte Jihad al-Salafi voll für die Zusammenstöße verantwortlich und warf der Gruppe vor, auch in engem Kontakt zu den Sicherheitskräften der von der rivalisierenden Fatah kontrollierten Autonomiebehörde im Westjordanland zu stehen. Die Gruppe sei vom israelischen Geheimdienst dazu angespornt worden, Hamas im Gaza-Streifen anzugreifen. Israel lehnt jedes Gespräch mit Hamas ab, weil die Organisation den jüdischen Staat nicht anerkennt. Bei einer israelischen Militäroffensive im Gazastreifen waren zur Jahreswende mehr als 1400 Palästinenser ums Leben gekommen

Waffen abgeben
Hamas-Sprecher Taher al-Nunu forderte alle Anhänger Mussas dazu auf, sich den Behörden zu stellen und die Waffen abzugeben. Die Hamas-Regierung werde "eine Rückkehr des Sicherheitschaos in den Gazastreifen niemals zulassen". Die Anhänger des Predigers würden sich außerhalb des "nationalen und islamischen Konsens" bewegen. In jüngster Zeit sind vermehrt Vorwürfe laut geworden, in den Gazastreifen seien militante Islamisten etwa aus Afghanistan und dem Irak eingesickert. Die Hamas-Regierung bestreitet das vehement.

Seit ihrer Machtübernahme hatten sich vor allem Hamas-Gefolgsleute blutige Auseinandersetzungen mit Fatah-Anhängern geliefert. So starben bei einem Gewaltausbruch zwischen den verfeindeten Parteien im November 2007 sieben Menschen, im August vergangenen Jahres neun.

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