Gewaltausbruch

Unruhen nach Wahl in Kenia

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Die Auszählung der Ergebnisse bei der Präsidenten-Wahl in Kenia geht nur schleppend voran. Rivalisierende Gruppen gehen aufeinander los.

In Kenia ist es wegen der schleppenden Auszählung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahl zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Nahe der Hauptstadt Nairobi bewarfen am Samstag mehrere hundert Demonstranten Autos mit Steinen, Augenzeugenberichten zufolge kam es auch zu Kämpfen zwischen rivalisierenden ethnischen Gruppen. Nach bisherigen Auszählungen liegt der 62-jährige Oppositionspolitiker Raila Odinga vor dem 76 Jahre alten Amtsinhaber Mwai Kibaki. Bisher wurde in den vier Jahrzehnten seit der Unabhängigkeit des ostafrikanischen Landes noch kein amtierender Präsident abgewählt.

Teilergebnisse
Zwei Tage nach der Präsidentschaftswahl veröffentlichte die Wahlkommission erste Teilergebnisse. Demnach erhielt Odinga rund 49,5 Prozent der Wählerstimmen, Kibaki 45,3 Prozent. Laut dem Kommissionsvorsitzenden Samuel Kivuitu wurde bisher rund die Hälfte der Stimmzettel ausgezählt. Angaben zur Wahlbeteiligung lagen zunächst nicht vor. In Kenia sind rund 14 Millionen Wähler registriert.

Der Vorsitzende der Wahlkommission rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Zuvor hatten zahlreiche Anhänger von Odinga gegen die langsame Stimmenauszählung protestiert. Die Demonstranten befürchteten nach eigenen Angaben eine Fälschung des Wahlergebnisses durch den bisherigen Präsidenten Kibaki. In mehreren Armenvierteln der Hauptstadt Nairobi und anderen Städten des ostafrikanischen Landes lieferten sich Anhänger von Odingas Partei Orange Democratic Movement (ODM) Auseinandersetzungen mit der Polizei, die zum Teil Tränengas einsetzte.

Aus 99 der 210 Wahlbezirken lagen am Samstag vorläufige Endergebnisse vor. Demnach kommt Odinga auf 2.308.959 Stimmen, für Kibaki wurden bisher nur 1.938.361 gezählt. Meinungsumfragen und Wahlnachfragen bestätigten die führende Position des Oppositionskandidaten. Odingas Partei erklärte, die Auszählung der Wahl vom Donnerstag würde mutwillig verzögert, da die Regierung vor einer Niederlage stehe. US-Botschafter Michael Ranneberger erklärte jedoch, dass es immer verschieden Gründe für Verzögerungen gebe und dass er darin zunächst keinen Grund zur Beunruhigung sehe.

Spannungen im Ribera-Slum
Die Wahl war nahezu reibungslos verlaufen, was nach teilweise blutigen Auseinandersetzungen während des Wahlkampfs nicht unbedingt zu erwarten war. Die Verzögerung der Ergebnisse führte jedoch zu zunehmenden Spannungen im Land, besonders im Ribera-Slum in Nairobi, dessen gut 700.000 Einwohner in großer Mehrheit Odinga unterstützen.

Gruppen von jungen Männern rannten grölend und ihre Macheten schwingend durch den Slum. Rund 35 Kilometer außerhalb der Hauptstadt protestierten Hunderte gegen einen angeblichen Fall von Wahlbetrug. "Sie plündern Häuser und werfen mit Steinen auf Autos", sagte ein Augenzeuge, Irungu Wagoki, der Nachrichtenagentur AP telefonisch.

Bis zur Schließung der Wahllokale hatte es den internationalen Wahlbeobachtern zufolge keine Hinweise auf Betrug gegeben. Sie warnten jedoch vor möglichen Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung der Stimmen. Rund 30.000 Beobachter begleiteten den Verlauf der Wahl. Mit rund 70 Prozent lag die Wahlbeteiligung in Rekordhöhe.

Rund 14 Millionen der 36 Millionen Kenianer hatten sich in die Wählerlisten eintragen lassen. Neben dem Präsidenten wurden auch ein neues Parlament mit 210 Abgeordneten und mehr als 2.000 Stadträte gewählt. Die Umwelt-Aktivistin und Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2004, Wangari Maathai, hat ihren Sitz im Parlament nach den bisherigen Auszählungsergebnissen verloren.

Der ehemalige politische Häftling Odinga ist bei den ärmeren Wählern beliebt und hat im Wahlkampf für einen politischen Neuanfang geworben. Kibaki wird ein stetes Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre zugutegehalten, die ärmeren Schichten profitierten davon jedoch weniger.

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