Anden-Krise

Venezuela und Ecuador drohen Kolumbien

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Chavez stellt die Verstaatlichungen kolumbianischer Unternehmen in den Raum. Der Feuerüberfall Kolumbiens solle verurteilt werden.

Im Konflikt Kolumbiens mit Venezuela und Ecuador haben letztere am Donnerstag den Druck auf ihren Nachbarn Kolumbien weiter erhöht. Der venezolanische Präsident Hugo Chavez kündigte an, Venezuela werde seine wirtschaftlichen Kontakte zu dem Nachbarland auf Null herunterfahren und die Verstaatlichung kolumbianischer Unternehmen prüfen. Ecuador wiederum besteht auch nach einer versöhnlichen Erklärung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) auf einer "Bestrafung" des Nachbarlandes.

OAS soll Kolumbiens Feuerüberfall verurteilen
Die OAS müsse Kolumbien für dessen Militärschlag gegen linke FARC-Rebellen in Ecuador eindeutig verurteilen, sagte der ecuadorianische Präsident Rafael Correa bei einem Besuch in Venezuela. "Wenn wir eine solche Genugtuung nicht erhalten, werden wir sie mit unseren eigenen Mitteln durchsetzen, und die OAS, die ganze internationale Gemeinschaft, wird wegen ihres Schweigens die Schuld daran tragen", sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Chavez. Der bezeichnete den kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe als "Kriegsverbrecher".

"Verletzung der Souveränität Ecuadors"
Die OAS hatte bei einer Krisensitzung in Washington den kolumbianischen Feuerüberfall, bei dem am Samstag der FARC-Vize Raúl Reyes getötet worden war, zwar als Verletzung der Souveränität Ecuadors bezeichnet. Der Text, auf den sich die Vertreter Kolumbiens und Ecuadors geeinigt hatten, enthielt jedoch keine Verurteilung Kolumbiens. Correa warnte aber, der Konflikt werde sich "nicht abkühlen", solange Ecuador nicht zufriedengestellt sei. Die OAS müsse die "Verletzung der Souveränität Ecuadors" durch die offensichtliche Aggression "Kolumbiens, des Präsidenten Alvaro Uribe, der keinen Frieden, sondern Krieg will, verurteilen", fügte er hinzu. Sein Land verfüge über Streitkräfte, um sich zu verteidigen. Ecuador und Venezuela haben bereits ihre Truppen an den Grenzen zu Kolumbien verstärkt und die diplomatischen Beziehungen zu Bogotaabgebrochen.

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Chavez schickte Panzer, um "Krieg zu verhindern"
Chavez verteidigte die Verlegung von zehn Panzer-Bataillonen an die Grenze zu Kolumbien: "Unsere Politik ist Frieden, aber wir müssen vorsorgliche Maßnahmen treffen, um einen Krieg zu verhindern." Zu den geplanten Wirtschaftssanktionen erklärte der Linkspolitiker, Venezuela werde Ausschau nach neuen Wirtschaftspartnern halten, um sein jährliches Handelsvolumen mit Kolumbien in Höhe von sechs Milliarden Dollar (3,95 Mrd. Euro) zu reduzieren und möglichst ganz zu ersetzen. "Wir könnten auch einige Firmen verstaatlichen und übernehmen. Wir haben kein Interesse an kolumbianischen Investitionen", sagte Chavez.

Touristen noch in der Gewalt der FARC
Trotz der jüngsten Krise ließen die kolumbianischen FARC-Rebellen vier Touristen aus dem südamerikanischen Land, frei, die sie vor zwei Monaten verschleppt hatten, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz mitteilte. Der Gesundheitszustand der Geiseln sei gut. Die Übergabe fand in der westlichen Provinz Choco statt. Die Kolumbianer waren im Januar in einem Urlaubsort an der Pazifikküste entführt worden. Zwei mit ihnen verschleppte Touristen sind noch in Gewalt der FARC.

Die Rebellen hatten über die Freilassung von Geiseln verhandelt, als Kolumbiens Armee am Wochenende bei seinem Einsatz in Ecuador einen hochrangigen FARC-Führer tötete. Der Angriff löste eine internationale Krise in der Andenregion aus. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) kritisierte den Militäreinsatz am Mittwoch als Verletzung internationalen Rechts. Auf Druck der USA gab die OAS jedoch nicht der Forderung Ecuadors nach, die Aktion zu verurteilen.

Sarko schaltet sich ein
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy forderte die FARC unterdessen zur Freilassung der entführten Politikerin Ingrid Betancourt aufgefordert. "Ingrid ist in Gefahr, zu sterben", erklärte Sarkozy in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Zeitung "Le Figaro". Guerillachef Pedro Antonio Marin alias Manuel Marulanda würde als Mörder gelten, wenn er die erkrankte Geisel sterben ließe. Sarkozy kündigte an, dass das kolumbianische Fernsehen ein Video mit seinem Aufruf senden werde. Die Sorge um die Sicherheit Betancourts hatte nach der Tötung des FARC-Anführers durch Kolumbiens Armee zugenommen. Der getötete Guerillero war der Gruppe zufolge die Kontaktperson der Aufständischen bei Kontakten mit der Regierung in Paris gewesen.

Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) haben hunderte Geiseln in ihrer Gewalt. Sie sind die älteste linke Guerilla-Gruppe Lateinamerikas und kontrollieren Teile des kolumbianischen Dschungels.

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