Streit beigelegt

Venezuela und Kolumbien versöhnen sich

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Beginn einer neuen Ära: Kolumbien und Venezuela haben ihren monatelangen Wirtschafts-Streit beigelegt. "Wir sind Brüder", hieß es.

Venezuela und Kolumbien haben ihren monatelangen Streit für beendet erklärt und eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbart. "Von heute an beginnt eine neue Ära", sagte der venezolanische Präsident Hugo Chavez. Der kolumbianische Präsident stimmte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz zu und erklärte: "Wir sind Brüder." Beide trafen am Freitag erstmals seit elf Monaten wieder zusammen.

Wirtschaftsfragen
Im Mittelpunkt der Gespräche im Raffineriezentrum Paraguana an der Karibik-Küste von Venezuela standen Wirtschaftsfragen. Der bilaterale Handel erreichte im vergangenen Jahr einen Wert von sechs Milliarden Dollar (3,79 Mrd. Euro). Mit der Errichtung einer neuen Eisenbahnstrecke wollen die beiden Staaten die Voraussetzung für einen weiteren Ausbau des Handels schaffen. Venezuela hat Kolumbien außerdem eingeladen, an der Erschließung von Ölfeldern in der Faja-Region des Orinoco-Beckens mitzuwirken.

Chavez bekräftigte seine Bereitschaft zur Vermittlung in dem seit vier Jahrzehnten andauernden Konflikt der kolumbianischen Regierung mit der linksgerichteten Guerillaorganisation FARC. Venezuela werde sich aber nur engagieren, wenn es dazu von Kolumbien eingeladen werde. Eine erste Vermittlungsmission des linken Politikers Chavez scheiterte im November vergangenen Jahres, als der Konservative Uribe diese abrupt für beendet erklärte.

Angriff auf FARC
Die bilateralen Beziehungen verschlechterten sich zusätzlich nach einem kolumbianischen Angriff auf einen FARC-Stützpunkt in Ecuador im März des heurigen Jahres. Chavez berief daraufhin wie auch Ecuador seinen Botschafter aus Bogota ab. Nach früheren Angaben der kolumbianischen Regierung belegen bei dem Militäreinsatz beschlagnahmte Computerdateien eine Zusammenarbeit Venezuelas und Ecuadors mit den FARC-Rebellen. Demnach soll Chavez diese mit Geld und Waffen unterstützt haben und der ecuadorianische Präsident Rafael Correa Geld von der FARC für seinen Wahlkampf genommen haben.

Uribe sagte, er hoffe, dass die Beziehungen auch zu Ecuador wiederhergestellt werden könnten. Während Kolumbien als wichtigster Verbündeter der USA in Südamerika gilt, führen Venezuela und Ecuador eine Staatengruppe an, die von linksgerichteten Präsidenten regiert wird.

Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) machten unterdessen zwei Aufseher für die Befreiung von Ingrid Betancourt und 14 weiteren Geiseln verantwortlich. Die beiden Aufseher Cesar und Enrique Gafas hätten mit ihrem "verachtenswerten Verhalten ihre revolutionäre Verpflichtung verraten", hieß es in einer Erklärung der FARC vom 5. Juli, die am Freitag von der Bolivarischen Presseagentur im Internet veröffentlicht wurde.

Die FARC-Rebellen Cesar und Enrique, mit bürgerlichem Namen Gerardo Aguilar and Alexander Farfan, wurden bei der Befreiungsaktion am 2. Juli überwältigt und verhaftet. Die kolumbianischen Behörden bereiten eine Anklage wegen Geiselnahme und Terrorismus vor. Die USA haben ihre Auslieferung beantragt, weil zu der Geiselgruppe auch drei US-Bürger gehörten.

Die FARC erklärte, dass sie weiter eine Vereinbarung anstrebe, um Geiseln gegen inhaftierte Mitglieder auszutauschen. Wenn aber die Regierung auf Befreiungsaktionen bestehe, "dann sollte sie alle Konsequenzen dieser rücksichtslosen und abenteuerlichen Entscheidung tragen", drohte die Organisation, die noch rund 700 Gefangene in ihrer Gewalt hat.

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