Unter Druck

Vorwurf "Beleidigung des Korans" gegen Irans Vize

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Der iranische Vizepräsident ließ bei einer Zeremonie das Heilige Buch auf einem Tablett hereintragen, das löste heftigen Protest unter Klerikern aus.

Der iranische Vizepräsident Esfandiar Rahim Mashaee ist wegen angeblicher "Beleidigung des Korans" in die Kritik geraten. Bei einer Zeremonie in Teheran am vergangenen Wochenende, bei der für ausländisches Kapital in der Tourismusbranche geworben werden sollte, brachten ein Dutzend Mädchen in traditioneller Kleidung tanzend das Heilige Buch auf einem Tablett zu dem Eröffnungsredner.

Kleriker fordern Entlassung des Vize-Präsidenten
Eine Gruppe von Klerikern, die auch im Parlament in Teheran sitzen, forderte Ahmadinejad auf, rechtlich gegen die Verantwortlichen vorzugehen und seinen Vizepräsidenten zu entlassen.

Offizielle Zeremonien beginnen im Iran häufig mit der Rezitation von Koranversen, doch Mashaee, der auch für den Bereich Tourismus zuständig ist, werde von konservativen Geistlichen dafür kritisiert, dass die Mädchen dabei tanzten. Maschaees Stellvertreter, der die Feier organisiert hatte, erklärte inzwischen seinen Rücktritt. Er verteidigte den Programmpunkt mit der Bemerkung, dass es im Westen des Irans eine Tradition sei, den Koran auf einem Tablett herbeizutragen.

Maschaee sorgte schon im Juli für Empörung
Maschaee hatte bereits im Juli des Jahres für einen Aufschrei der Empörung gesorgt, als er erklärte, der Iran sei "Freund mit dem israelischen Volk". Der Iran unterhält zu Israel seit 29 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr.

Schon vergangenen Monat musste der iranische Innenminister wegen eines gefälschten Universitätsrangs aus dem Amt scheiden. Im Zuge der erneuten Diskussion über ein Regierungsmitglied wandte sich am Wochenende auch eine Partei von Ahmadinejad ab, die ihn bislang unterstützt hatte.

Beobachtern zufolge gibt dies ein dreiviertel Jahr vor der Präsidentenwahl Gegnern Ahmadinejads Auftrieb, der vor allem wegen seines Wirtschaftskurses selbst zunehmend in der Kritik steht. Ahmadinejad wird sich bei der Wahl im Juni jedoch wohl erneut um den Posten bewerben. Die Mehrzahl der Beobachter geht im Fall seiner Kandidatur von einer Wiederwahl aus.

Ahmadinejad ist im Ausland vor allem wegen seiner Israel- und Atompolitik umstritten. Der Golfstaat steht im Verdacht, unter dem Deckmantel der zivilen Kernkraft-Nutzung den Bau von Atomwaffen anzustreben. Die Regierung in Teheran bestreitet das.

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