"Staatsfeind Nr. 1"

WikiLeaks-Chef vor der Verhaftung

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Der Chef der Aufdecker-Site, Julian Assange, soll sich in London verstecken. 

Stunden nachdem Interpol den Australier – der mit der Enthüllung von 250.000 US-Geheimdepeschen ein diplomatisches Weltbeben provozierte – auf ihre Most-Wanted-Liste setzte, ließ die Londoner Polizei eine Bombe platzen: Sie wüssten genau, so Scotland Yard, wo sich Assange im Großraum London aufhalte. Von einer Verhaftung werde bisher aber abgesehen, ließen die Briten ausrichten, der Haftbefehl aus Schweden sei "unvollständig ausgefüllt“. Hintergrund des grotesken Krimis: Mr. WikiLeaks wird nicht wegen der Depeschenbombe gesucht, sondern wegen des Verdachts auf "Vergewaltigung“ und "sexuellen Missbrauch“ zweier Schwedinnen im August 2010.

Haftbefehl
Am 19. November stellte die Staatsanwaltschaft Göteborg den Haftbefehl aus. Aber erst jetzt beschweren sich die Briten, dass das Dokument nicht korrekt "beglaubigt“ ist. Viele vermuten dahinter eine reine Schutzbehauptung der britischen Behörden. "London will sich in dieser Affäre die Hände einfach nicht schmutzig machen.“

Versteckspiel
Dabei narrt der seit Jahren im Untergrund lebende Assange die Behörden mit gefärbten Haaren, verschlüsselten Handys und Tarnnamen. Mitarbeiter verteidigen sein Versteckspiel: "Es gibt Todesdrohungen“, so WikiLeaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson. Doch der Druck auf London wächst: Vor allem Washington drängt auf die rasche Festnahme des Staatsfeindes Nr. 1. Auch Schweden drückt aufs Tempo: Die Kripo will Assange wegen der Sex-Vorwürfe verhören. Assange & Co. sehen hinter den Beschuldigungen eine Verschwörung, durch die er mundtot gemacht werden soll. Assange beteuert, dass der Sex mit den beiden Schwedinnen "im Einvernehmen“ erfolgt sei.

Verärgerung
Sein Anwalt Mark Stephens zürnte: "Wir wissen eigentlich nicht einmal, was ihm genau vorgeworfen wird.“

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