Wieder in Honduras

Zelaya tat symbol. Schritt über Grenze

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Der gestürzte, linksgerichtete Präsident kehrte kurzzeitig nach Honduras zurück. Seine Anhänger stießen mit der Polizei zusammen.

Mit einer symbolischen Geste ist der abgesetzte honduranische Präsident Manuel Zelaya kurzzeitig wieder auf heimischen Boden zurückgekehrt. Er passierte am Freitag zu Fuß die Grenze zwischen Nicaragua und Honduras, kehrte aber kurz darauf auf nicaraguanischen Boden zurück. US-Außenministerin Hillary Clinton kritisierte den Übertritt als "waghalsig".

Wollte Blutbad vermeiden
Zelaya begründete seine Rückkehr nach Nicaragua damit, den Gesprächen zur Beilegung der Staatskrise eine Chance geben zu wollen. "Ich habe keine Angst, aber ich bin auch nicht verrückt", so das gestürzte Staatsoberhaupt. Hätte der linksgerichtete Politiker darauf bestanden weiterzugehen, hätte ein Blutbad die Folge sein können. Das habe er vermeiden wollen. Seine Frau wurde daran gehindert, zur Grenze zu kommen. Es sei ihm klar, dass seine Rückkehrversuche Gewalt auslösen können. Er wolle aber nicht der Grund für Gewalt sein.

Zelaya will offenkundig auf dem Verhandlungsweg einen Ausweg aus der Staatskrise suchen. "Das Beste wäre es, zu einer Vereinbarung unter Berücksichtigung des souveränen Volkswillens zu kommen."

Die Putschregierung unter Roberto Micheletti, die eine Vermittlungsinitiative des Präsidenten von Costa Rica, Oscar Arias, zu Fall gebracht hatte, hat die Streitkräfte aufmarschieren lassen, um zu verhindern, dass Zelaya von Nicaragua aus nach Honduras zurückkehrt. Mit Straßensperren im ganzen Land und einer Ausgangssperre verhinderte die Regierung zudem, dass es an der Grenze zu einem Massenandrang von Zelayas Anhängern kommen konnte.

"Micheletti kann nicht gegen das Volk und einen exilierten Präsidenten regieren", sagte Zelaya nach seiner Rückkehr nach Nicaragua, "und ich kann auch nicht regieren, ohne ein Abkommen mit den Streitkräften." Zelaya wurde insbesondere von den USA davor gewarnt, ohne ein Abkommen mit seinen Gegnern nach Honduras zurückzukehren, weil dies zu Konfrontation und Blutvergießen führen könne.

Gemetzel zwischen Polizei und Fans
Bei seinem kurzzeitigen Aufenthalt wurde Zelaya, der seinen typischen Cowboy-Hut trug, von einem Pulk von Unterstützern und Journalisten begleitet. Die honduranische Polizei hatte davor erklärt, sie habe einen "strategischen Plan" für die Festnahme Zelayas, sobald dieser über die Landesgrenze komme. Die Interimsregierung verhängte eine 18-stündige Ausgangssperre in den Gebieten an der Grenze zu Nicaragua, damit Zelayas Anhänger nicht zu den Grenzübergängen gelangen. Tausende von ihnen hatten sich bereits auf den Weg gemacht. Dort gab es Zusammenstöße zwischen Unterstützern und der Polizei, die mit Tränengas schoss.

"Waghalsiger Versuch"
"Der Versuch von Präsident Zelaya, die Grenze zu erreichen, ist waghalsig", erklärte US-Außenministerin Hillary Clinton in Washington. "Das trägt nicht dazu bei, die demokratische und verfassungsmäßige Ordnung in der honduranischen Krise wiederherzustellen", monierte die US-Chefdiplomatin. Sie forderte alle Seiten auf, Provokationen zu unterlassen und nach einer friedlichen Lösung des Konflikts zu suchen.

Zelaya soll am Dienstag nach Washington zu Gesprächen reisen. Er hatte den Vermittlungsversuch des costaricanischen Präsidenten Oscar Arias für gescheitert erklärt und war Donnerstagnachmittag mit einer Wagenkolonne in Managua gestartet, um nach Honduras zurückzukehren.

"Heldenhaft" und "Richtig"
Auch der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten Jose Miguel Insulza, forderte Zelaya auf, keine Konfrontation zu suchen, sondern an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der aus Nicaragua stammende Präsident der UNO-Vollversammlung, Miguel d'Escoto Brockmann, erklärte dagegen, sein Rückkehrversuch sei "heldenhaft" und "richtig" gewesen.

"Demokratien zerbrechlich"
Bei ihrem Gipfeltreffen in Paraguay verurteilten die Mitglieder der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur den Staatsstreich in Honduras scharf. "Nie mehr, niemals mehr soll in Amerika eine Diktatur entstehen, die die Stille des Todes erzeugt", sagte Paraguays Staatschef Fernando Lugo bei dem Treffen in Asunción. Die Absetzung von Zelaya habe gezeigt, "wie zerbrechlich die Demokratien in Lateinamerika sind".

Die honduranische Armee hatte Zelaya Ende Juni gefangengenommen und außer Landes gebracht. Der Putsch wurde international kritisiert. Ein erster Rückkehrversuch Zelayas nach Honduras an Bord eines venezolanischen Flugzeugs war Anfang Juli gescheitert, weil die Putschisten den Flughafen der Hauptstadt Tegucigalpa vom Militär blockieren ließen. Die honduranische Verfassung enthält eine Bestimmung, wonach der Staatspräsident ohne Erlaubnis des Parlaments nicht mehr als 15 Tage im Ausland verbringen darf.

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