US-Vorwahlen

Dreifach-Triumph für Obama - McCain im Visier

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Maryland und Virginia: Barack Obama setzt seinen Siegeszug im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur der Demokraten fort.

Wie am Wochenende gewann der schwarze Senator auch am Dienstag die Vorwahlen in allen Staaten, in denen abgestimmt wurde, klar gegen seine Kontrahentin Hillary Clinton. Mit Siegen in den Staaten Virginia und Maryland sowie der Bundeshauptstadt Washington DC überholte Obama erstmals die bisher bei der Gesamtanzahl der Delegiertenstimmen führende frühere First Lady. Bei den Republikanern gewann John McCain ebenfalls in allen drei Staaten und baute seine große Führung vor dem erzkonservativen Baptistenprediger Mike Huckabee weiter aus.

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75 Prozent in Washington D.C. für Obama
Am deutlichsten fiel Obamas Sieg in Washington aus, wo er 75 Prozent der Stimmen erreichte. Wegen des hohe Anteils von Schwarzen in der US-Bundeshauptstadt war jedoch ein klarer Sieg des Senators von Illinois erwartet worden. In Virginia besiegte Obama seine Rivalin Hillary Clinton mit 64 zu 36 Prozent der Stimmen. In Maryland führte er nach Teilergebnissen mit 59 zu 37 Prozent. Dort war die Wahl wegen schlechter Witterungsbedingungen um 90 Minuten verlängert worden.

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© oe24

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Erstmals vor Clinton
Mit seinem Dreifach-Triumph setzte sich Obama bei der Gesamtzahl der Delegierten erstmals vor Clinton. Einer CNN-Zählung zufolge hielt Obama bei 1208 Stimmen, Clinton bei 1185. Für eine Nominierung am demokratischen Parteitag im Sommer sind 2025 Stimmen nötig. Bei der nach dem durch die US-Hauptstadt fließenden benannten "Potomac" am Dienstag wurden 237 Delegiertenstimmen vergeben. Obama hatte der Vorwahl in Virginia im Vorfeld entscheidende Bedeutung beigemessen. Am Samstag hatte er die Vorwahlen in Louisiana, Nebraska und dem Staat Washington klar gegen Clinton gewonnen, am Sonntag setzte er sich auch in Maine durch.

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Scharfe Worte für McCain
"Das ist die neue amerikanische Mehrheit", kommentierte Obama unter dem Jubel seiner Anhänger am Dienstagabend seinen Dreifachsieg. Er stehe für Wandel in Washington und für eine Politik, die Republikaner und Demokraten zusammenbringen wolle, um dem amerikanischen Traum wieder zum Durchbruch zu verhelfen, sagte er. Erneut schoss er sich klar auf John McCain ein, dem er vorwarf, die umstrittene Wirtschafts- und Außenpolitik von US-Präsident George W. Bush fortsetzen zu wollen.

Clinton: "Ich bin bewährt, ich bin bereit"
Clinton gab sich trotz der jüngsten Niederlagen und dem Rückzug ihrer Wahlkampfmanagerin am Montag zuversichtlich. Bei einem Wahlkampfauftritt in Texas sagte die angeschlagen wirkende Kandidatin, die USA bräuchten einen erfahrenen Präsidenten. "Ich bin bewährt, und ich bin bereit", sagte sie. Sie rechnet sich bei den Vorwahlen in Texas und Ohio bessere Chancen aus, da dort viele Latinos und Arbeiter abstimmen, bei denen Obama nicht so gut ankommt. Allerdings wurde am Dienstag eine weitere Hiobsbotschaft für Clinton bekannt. Auch ihr stellvertretender Wahlkampfleiter Mike Henry habe das Handtuch geworfen, berichteten US-Medien. Von CNN befragte Experten sprachen von einer "Bunkermentalität" in Clintons Wahlkampfteam.

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McCain gewann bei Republikanern
Bei den Republikanern machte indes der favorisierte Senator John McCain einen großen Schritt auf dem Weg zur Präsidentschaftskandidatur. Wie Obama entschied er die Vorwahlen in allen drei "Potomac"-Staaten für sich. Mit 812 Delegiertenstimmen liegt er damit praktisch uneinholbar vor Huckabee, der bei 217 Stimmen hält. 1191 Stimmen sind für die republikanische Nominierung nötig. In Washington schlug er Huckabee mit 68 zu 17 Prozent der Stimmen, in Maryland mit 56 zu 29 Prozent und in Virginia mit 50 zu 41 Prozent. Vor allem das Ergebnis in Virginia gilt als Achtungserfolg für Huckabee, waren doch eindeutige Siege McCains in den als liberal geltenden Ostküstenstaaten erwartet worden.

Huckabee hatte McCain am Wochenende zwei empfindliche Niederlagen in Kansas und Louisiana zugefügt. Im liberalen Westküstenstaat Washington siegte der Favorit nur knapp gegen den früheren Gouverneur von Arkansas. Experten sehen in den guten Ergebnissen Huckabees ein Aufbäumen des rechten Flügels der Republikaner, die sich mit der Nominierung des als liberal geltenden McCain nicht abfinden wollen. Huckabee weigerte sich am Dienstagabend, aus dem Rennen auszusteigen. "Wir sind enttäuscht, aber nicht k.o.", kommentierte er seine drei Niederlagen vor Journalisten in Arkansas.

Obama vor McCain
Würden die Amerikaner schon jetzt ihren neuen Präsidenten wählen, läge Obama knapp vor McCain. Das ergab am Montag eine Umfrage der Nachrichtenagentur AP und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos. Wäre Hillary Clinton die Kandidatin der Demokraten, lägen sie und McCain praktisch gleichauf.

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