Demokraten-Parteitag

Polizei vereitelt Anschlag auf Obama

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Parteitag der Demokraten in Denver: Die Polizei hat einen Anschlag auf Obama vereitelt. Männer mit Scharfschützen-Gewehren wurden festgenommen.

Die Polizei in Denver im US-Staat Colorado hat vier Männer unter dem Verdacht eines möglicherweise geplanten Anschlags auf den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Barack Obama festgenommen. Die Männer dürften rassistische Motive gehabt haben.

Festnahme
Der 28 Jahre alte Tharin Gartrell war am Sonntag während einer Verkehrskontrolle in Denver mit Waffen, Munition und Betäubungsmitteln in seinem Wagen angetroffen worden, wie die Polizei von Denver mitteilte. Wenig später wurden in Hotels zwei weitere Personen festgenommen, Nathan Johnson und Shawn Robert Adolf. Adolf soll versucht haben, sich der Festnahme mit einem Sprung aus seinem Hotelzimmer im fünften Stock zu entziehen. Die Polizei wollte nichts zu möglichen Verbindungen der Festgenommenen sagen. Eine der sichergestellten Waffen war als gestohlen gemeldet. Das FBI hat die Ermittlungen aufgenommen.

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© oe24

links: Nathan Johnson, rechts: Tharin Gartrell Foto: (c) AP

Anschlag für Donnerstag geplant
Wie der lokale Fernsehsender CBS34 berichtete, sagte einer der Männer den Behörden, sie hätten Obama "von einem "geeigneten Punkt aus mit einem Gewehr erschießen" wollen. Der Anschlag war angeblich für Donnerstag geplant, wenn Obama vor den Teilnehmern des Demokraten-Parteitags offiziell die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten annehmen soll.

Obamas Frau punktete mit emotionaler Rede
Erster Höhepunkt der viertägigen Versammlung war zuvor am Montag eine emotionale Ansprache von Michelle Obama, der Frau des designierten Präsidentschaftskandidaten.

Patriotische Worte von Obamas Frau
Familienwerte und der amerikanische Traum seien zentrale Antriebskräfte für die Präsidentschaftskandidatur ihres Mannes Barack, führte Michelle Obama vor den mehr als 4.000 Delegierten aus. Sie beschrieb ihre eigene Kindheit in einer Arbeiterfamilie in Chicago. Barack Obama habe einen ähnlichen Werdegang gehabt und teile die gleichen Überzeugungen und Hoffnungen mit Millionen Amerikanern, sagte sie. "Ich liebe dieses Land", versicherte Michelle Obama mit Blick auf wiederholt öffentlich geäußerte Zweifel am Patriotismus ihrer Familie. Zusammen mit ihrem Mann fühle sie sich verpflichtet, im Interesse ihrer und aller Kinder für eine bessere Zukunft zu kämpfen.

Töchter auf die Bühne
Nach der Rede holte sie ihre beiden Töchter Sasha und Malia auf die Bühne, während ihr Mann über eine Satellitenverbindung auf der Leinwand erschien und sich mit einem Gruß an die Versammlung wandte. Der Parteitag will Obama offiziell zum Präsidentschaftskandidaten wählen. Höhepunkt der Versammlung ist eine Rede Obamas am Donnerstag, in der er die Kandidatur annehmen will. Um ihm dafür ein möglichst großes Podium zu bieten, wurde diese Rede in ein Stadion in Denver verlegt, das Platz bietet für 75.000 Menschen.

Zwei Demonstranten festgenommen
Unterdessen demonstrierten in Denver etwa 300 Personen gegen die Demokraten. Mindestens zwei Personen wurden festgenommen. Einige der Demonstranten warfen Farbbeutel auf die Polizisten. Die Gruppe bezeichnete das von der Polizei für den Parteitag im Pepsi Center abgesperrte Gelände als "Freiheitskäfig". Eine Demonstrantin, die 40-jährige Holly Heiman, sagte, sie wolle ihre Opposition gegen staatliche Unterdrückung zum Ausdruck bringen, die unabhängig davon bestehe, wer an der Regierung sei.

Wahlprogramm verabschiedet
In einem ersten formellen Akt des Parteitags verabschiedeten die Demokraten ein Wahlprogramm, das zentrale Forderungen des designierten Präsidentschaftskandidaten Barack Obama enthält. Dazu gehören der Abzug der US-Kampftruppen aus dem Irak innerhalb von 16 Monaten, ein Paket zur Belebung der Konjunktur, eine allgemeine Krankenversicherung und höhere Steuern für Haushalte mit einem Jahreseinkommen von mehr als 250.000 Dollar (170.000 Euro).

Partei präsentierte sich geschlossen
Parlamentspräsidentin Nancy Pelosi forderte die Partei zur Geschlossenheit auf. Sie räumte ein, dass der Prozess der Versöhnung nach dem erbitterten Vorwahlkampf zwischen Obama und Hillary Clinton noch nicht abgeschlossen sei. Es sei aber nicht produktiv, weiter in diesem Streit zu schwelgen, sagte Pelosi und erklärte vor den Delegierten: "Die Demokraten werden diese Versammlung in Denver geeint, organisiert und stärker denn je verlassen, um Amerika mit Barack Obama als Präsident und Joe Biden als Vizepräsident in eine neue Richtung zu bringen.

Obama und McCain gleichauf
"Umfragen zufolge hat Obama seinen Vorsprung in der Wählergunst vor dem designierten Kandidaten der Republikaner, John McCain, mittlerweile eingebüßt. Beide Politiker liegen nun gleichauf.

Erkrankter Senator Kennedy hilft Obama
Aufsehen erregte bei der Eröffnung des Parteitags die Anwesenheit des krebskranken Senators Edward Kennedy. Er rief zur Unterstützung Obamas auf und sagte: "Die Arbeit beginnt von neuem, die Hoffnung wächst wieder, und der Traum lebt weiter." Trotz der andauernden Behandlung wegen eines Hirntumors sagte Kennedy, er verspreche, dass er auch nach der Wahl im November wieder seinen Sitz im Senat einnehmen werde. Auf dem Parteitag wurde auch ein Film zu Ehren Kennedys gezeigt, der als Idol der liberalen Bewegung in den USA gilt und die politische Dynastie des einst als Hoffnungsträger gewählten Präsidenten John F. Kennedy verkörpert.

Kandidaten-Wahl am Mittwochabend
Die Wahl des Kandidaten beginnt am Mittwochabend, wenn die Delegierten der einzelnen US-Staaten ihre Stimmen abgeben. Die Parteitagsregie sieht dem Vernehmen nach vor, dass die Delegierten zunächst sowohl ihre Stimmen für Obama und Hillary Clinton abgeben. Dann aber soll Clinton ihre Delegierten aufrufen, für Obama zu stimmen.

Clintons stehen voll hinter Obama
Obama zeigte sich am Montag überzeugt, dass seine ehemalige innerparteiliche Rivalin sowie deren Ehemann Bill nun voll hinter ihm stehen. Die Clintons hätten ihm ihre Unterstützung nicht deutlicher zeigen können, sagte Obama nach einem Wahlkampfauftritt in Iowa. Er habe Verständnis dafür, dass nach dem heftig geführten innerparteilichen Wahlkampf einige von Clintons Anhängern nun zögerten, ihn zu unterstützen. Der Parteitag in Denver werde jedoch dazu beitragen, die Demokratische Partei wieder zu einen und ihr die für einen Wahlsieg am 4. November notwendige Geschlossenheit geben, sagte Obama.

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