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Alle heimischen Großbanken dürften Staat anpumpen

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Nachdem das heimische Bankenpaket von umstrittenen Passagen gereinigt wurde, dürften alle Banken den Staat anpumpen. Dann folgen Versicherungen.

Nachdem Mittwochnacht das österreichische Banken-Hilfspaket um strittige wechselseitige Bankhaftungen und strikte Auflagen durch den Staat bereinigt wurde, wird in der Hochfinanz davon ausgegangen, dass alle Großbanken in Österreich Staatshilfe beanspruchen werden. In der Folge auch Versicherungen.

Die Erste Group machte den Anfang, den Bund über PS-Kapital vorübergehend hereinzuholen. Ähnliches prüfen Raiffeisen, BAWAG, Volksbanken und vor allem Hypo Group Alpe Adria.

Keine andere Wahl
Entscheidungen werden überall in den nächsten Tagen und Wochen erwartet. Denn der Markt erwarte bei den Großbanken in dieser Marktkrise weitaus höhere Kapitalquoten als jene, die durch internationale Wertpapierlasten und zuletzt die im vierten Quartal fälligen Island-Abschreibungen aus eigener Kraft erreichbar wären. Keine andere Wahl habe die Kommunalkredit, die vor einer Verstaatlichung steht.

Versicherer warten auf "Eisbrecher"
Bei den Versicherern wird zur Stunde noch auf einen "Eisbrecher" gewartet. In jedem Fall würden die Assekuranzen die in den vergangenen Tagen mitbeschlossenen neuen Bilanzregeln anwenden, die bei ihnen aktuell noch teurere Wertpapierabschreibungen abwehren helfen sollen. Aber auch andere staatliche Entlastungsmaßnahmen würden die Assekuranzmanager überlegen, aus dem 100-Milliarden-Paket der Republik für Banken und Versicherungen.

Schlüsselrolle für Konrad
Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad wurde eine Schlüsselrolle bei der Entschärfung des österreichischen Banken-Hilfspaket zugeschrieben. Entgegen ursprünglicher Pläne sind nun keine den deutschen Auflagen vergleichbare Bedingungen in den Gesetzesdokumenten und Verordnungen mehr enthalten. Die Bedingungen seien bewusst schwammig gehalten. "Finanzminister Molterer hat Konrad leben lassen."

Konrad hatte in einem vielbeachteten Zeitungsinterview ("Industriemagazin") zu einer Staatsbeteiligung an der Raiffeisen Zentralbank befragt erklärt, "Es gibt Leute, die sagen, wir sollen diese Hilfe in Anspruch nehmen und Kapital schaffen. Ich sage - nur über meine Leiche", zitierte das Magazin in seiner Oktoberausgabe den Raiffeisen-Generalanwalt. "Solange ich hier das Sagen habe, wird das nicht stattfinden. Denn wir machen das aus eigener Kraft."

Erleichterung
Nun sind mit der Abrufung staatlicher Hilfe keine Einschränkungen bei den Vorstandsgagen oder Dividenden oder andere Eingriffe in die operative Bankpolitik verbunden. Und das erleichtert es auch Konzernen mit Börsennotiz, um Staatshilfe anzuklopfen.

Dass es nun Eigenkapitalhilfe geben kann ohne Staatsmitsprache und ohne Direktbeteiligung am Aktienkapital und vor allem ohne weitere sensible Auflagen durch die Republik habe es allen Finanzunternehmen leichter gemacht, hieß es zugleich. Das Eis brach am Donnerstag die Erste Group mit ihrem Partizipationsschein-Deal mit der Republik. Andere Banker wollten sich die Formulierungen von Erste-Boss Treichl "abschreiben", verlautet in der Branche.

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