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Arbeitslosigkeit bleibt 3 Jahre hoch

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Die Wirtschaftsforscher rechnen mit 100.000 mehr Betroffenen. Die Krise am Arbeitsmarkt dauert also viel länger als jene in der Produktion.

Die Arbeitslosigkeit in Österreich wird wegen des Konjunktureinbruchs - auch unser Land schlittert 2009 in eine schwere Rezession - drei Jahre lang hoch sein, da auch nach der Trendwende keine Rückkehr zu früheren BIP-Wachstumsraten zu erwarten sei. Dies sagte am Freitag Wifo-Chef Karl Aiginger. Sein Institut sieht die Wirtschaft heuer um 2,2 Prozent schrumpfen, das IHS gar um 2,7 Prozent.

Aiginger verwies auf die alte Regel, dass die Beschäftigung nicht steigt, ehe es nicht mindestens 2 Prozent Wachstum gibt, und die Arbeitslosenzahl erst ab 2,5 Prozent BIP-Plus zurückgeht. Nach heimischer Berechnung dürfte die Arbeitslosenquote 2009 auf fast 7 1/2 Prozent und 2010 über 8 Prozent klettern, nehmen die Institute an. Die Beschäftigtenzahl dürfte, nach mehreren Jahren mit Zuwächsen, heuer um über 1 Prozent und 2010 nochmals um 1/2 Prozent zurückgehen.

Dabei streut die Arbeitslosenquote recht stark nach Bildungsgrad: Bei Akademikern beträgt sie nur 2 Prozent, bei Maturanten 3 Prozent, aber 14 Prozent bei Pflichtschulabsolventen, so Aiginger.

Der heimische Arbeitsmarkt reagiert auf die Konjunkturabschwächung "ungewöhnlich rasch", stellt das Wifo fest. Schon seit April 2008 stagnierte die Beschäftigung im saisonbereinigten Vormonatsvergleich, seit Oktober sinkt sie. Die Beschäftigtenzahl werde heuer um 38.000 (-1,2 Prozent) abnehmen, jene der vorgemerkten Arbeitslosen um 53.000 (+25 Prozent) steigen. Auch 2010 werde sich die Lage noch nicht bessern: Die Beschäftigung werde um weitere 20.000 sinken (-0,6 Prozent) und die Arbeitslosigkeit um 33.000 Personen steigen. Die Arbeitslosenquote werde auf 7,3 Prozent 2009 und 8,2 Prozent 2010 klettern, laut Wifo "die höchste Quote seit über 20 Jahren".

Das Institut für Höhere Studien (IHS) geht davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen heuer um 62.000 steigt und 2010 nochmals um 34.000, also in Summe um fast 100.000. Im Februar waren in Österreich 301.695 Menschen arbeitslos gemeldet; hinzu kommen noch knapp 58.000 in Schulung befindliche Personen sowie 42.000 in Kurzarbeit.

Für die Arbeitsmarktpolitik bestehe die große Herausforderung in der Verhinderung eines Anstiegs der strukturellen Arbeitslosigkeit, betont das IHS in seiner Konjunkturprognose. Und im Pressegespräch fügte Felderer hinzu, das Arbeitsmarktservice (AMS) habe in den vergangenen Jahren "ausgezeichnet gearbeitet". Wenn man irgendwo mehr Geld ausgeben wolle, dann "bitte hier".

Die verfügbaren Haushaltseinkommen sieht das Wifo heuer real um 1,2 Prozent wachsen. Die Arbeitseinkommen insgesamt dürften netto pro Kopf um 3,6 Prozent zulegen. Günstig beeinflusst werden die verfügbaren Realeinkommen durch die noch hohen Lohnabschlüsse 2008 bei bereits rückläufiger Inflation sowie die Steuerreform. Belastend wirken dagegen der Beschäftigungsrückgang und die Einbußen an Zins-und Dividendeneinkommen infolge der Finanzmarktkrise.

Die Finanzkrise gehe aber früher zu Ende als die Wirtschaftskrise, so Aiginger. Die Arbeitsmarktkrise dagegen dauere doppelt so lang wie die Produktionskrise.

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