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Detektiv schnüffelte für ÖBB

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Geheimpapiere: Detektivbüros überprüften Krankenstände von ÖBB-Mitarbeitern, wie ÖSTERREICH jetzt aufdeckt. Das Papier war via Intranet auch für Betriebsräte und alle Führungskräfte sichtbar.

Stundenlang rauchten im ÖBB-Aufsichtsrat die Köpfe. Zum ersten Mal seit dem Aufliegen der "Krankenakten“-Affäre – Vorgesetzte legten Akten mit Diagnosen ihrer Mitarbeiter an - saßen ja ÖBB-Chef Peter Klugar, Bahn-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker und ÖBB-Betriebsratschef Wilhelm Haberzettl in einem Raum.

Während der rote Gewerkschafter Haberzettl Aufsichtsrat und Vorstand vorwarf, länger über „die Zustände informiert“ gewesen zu sein, als sie "zugeben“, warfen die beiden Herren ihm wiederum vor, dass auch Haberzettl viel länger von den „Krankenakten“ gewusst habe. Aber da wussten sie noch nichts von der neuen "Bombe“.

Ein verunsicherter ÖBB-Mitarbeiter aus Oberösterreich hat ÖSTERREICH brisante interne Papiere zugespielt. Demnach gab es bereits 2005 bemerkenswerte Anweisungen an ÖBB-Mitarbeiter: - Die ÖBB-Dienstleistungsgesellschaft hat ein „Operating manual“für den ÖBB-Konzern erstellt:

Dieser wurde 2005 an die ÖBB-Führungskräfte übermittelt und stand im ÖBB-Intranet – der Haus-Internet-Kanal.

"Detektivbüros" sollen Kranke überprüfen
Demnach solle es „Überwachungen der Ausgehzeiten durch persönliche Kontrolle vor Ort“ geben. Und brisant: Eine 2Überwachung durch ‚Detektivbüros'“.

ÖBB: Sozialversicherung schickte Detektive
ÖBB-Pressesprecher Alfred Ruhaltinger rechtfertigt die bislang unbekannte ÖBB-Praxis im Umgang mit Krankenständen: 2Das ist keineswegs illegal. Wir haben nicht selber Detektivbüros beauftragt.“ Wieso steht aber dann in der „Bedienungsanleitung“ für ÖBB-Führungskräfte, dass sie Detektivbüros zur Überprüfung von Krankenständen engagieren sollen? Ruhaltinger: "Die Führungskräfte haben auffallende Krankenstände den Personalisten gemeldet. Die Personalisten haben dann die Sozialversicherung verständigt.“ Und dann die Sozialversicherung gebeten, Detektivbüros zu beauftragen...

Auch Anleitungen für Briefe an die Partner von Kranken wurden erstellt: „Versuchen wir daher, Ihrem Partner den Ernst der Lage zu vermitteln...“

Nach der Aufsichtsratssitzung war dann klar: Die ÖBB-Chefs wollen neue „Richtlinien“ im Umgang mit Kranken einführen. Gilt das auch für Detektivbüros?

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