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GM beantragt 30 Mrd Staatshilfe - Chrysler braucht 5 Mrd

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Die beiden großen US-Autobauer General Motors und Chrysler brauchen staatlicht Finanzhilfe. Rund 50.000 Jobs sollen gestrichen werden.

Beim US-Autokonzern General Motors (GM) soll in den nächsten Jahren weltweit jeder fünfte Arbeitsplatz wegfallen. Mit der drastischen Einsparung von Kosten will das Unternehmen den drohenden Bankrott vermeiden. Auch Chrysler legte am Dienstag einen Sanierungsplan vor. Beide Unternehmen meldeten auch massiven Bedarf an weiteren staatlichen Milliardenhilfen an. Die US-Regierung schloss die Möglichkeit einer Insolvenz der Autkonzerne nicht aus.

Zahlungsunfähigkeit droht
Auch nach den bisherigen staatlichen Krediten über 13,4 Milliarden Dollar (10,61 Mrd. Euro) bleibt GM auf Unterstützung von Washington angewiesen. Ohne zusätzliche Mittel drohe im März die Zahlungsunfähigkeit, erklärte das Unternehmen. Insgesamt wurde ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf von 16,6 Milliarden angemeldet: 2 Milliarden im März, 2,6 Milliarden im April, einen zusätzlichen Kreditrahmen über 4,5 Milliarden Dollar wegen des Ausfalls privater Finanzierungsquellen und 7,5 Milliarden als potenzielle Kredite für den Fall einer weiteren Verschlechterung der Lage.

GM-Werk Aspern im Sanierungsplan nicht erwähnt
Von den Stellenkürzungen bei General Motors sind weltweit 47.000 Arbeiter betroffen - 10.000 Vollzeitarbeitskräfte und 37.000 Beschäftigte auf Stundenlohnbasis. Der Sanierungsplan sieht die Schließung von fünf weiteren Betrieben in den USA vor. Auf dem Heimatmarkt soll die Zahl der Beschäftigten bis Ende 2012 von 92.000 auf 72.000 verringert werden. Die Standorte des deutschen Automobilherstellers Opel werden in dem Dokument nicht erwähnt, auch nicht das GM-Werk in Wien-Aspern.

"Aggressiver Sanierungsplan"
Chryslers Sanierungsplan sieht die zusätzliche Streichung von 3.000 Stellen und einen weiteren staatlichen Finanzierungsbedarf von fünf Milliarden Dollar vor. Der Autohersteller kündigte außerdem die Einstellung von drei Fahrzeugmodellen an.

GM-Vorstandschef Rick Wagoner sagte am Dienstagabend vor Journalisten in Detroit, der jetzige Sanierungsplan sei aggressiver als das im Dezember vorgelegte Programm, weil sich die Krise seitdem weiter beschleunigt habe. Die Zukunft der deutschen Tochter Opel ließ er offen. "Wir sind mittendrin, mit verschiedenen Seiten zu sprechen, darunter auch die deutsche Regierung", sagte er. Zu Spekulationen über eine Trennung von Opel sagte Wagoner, bisher sei niemand an GM wegen eines Verkaufs herangetreten. Zu möglichen Werkschließungen in Deutschland wollte sich Wagoner nicht äußern. Laut Medienberichten erwägt GM, die Opel-Fabriken in Bochum und im belgischen Antwerpen zu schließen und das Werk Eisenach zu verkaufen.

GM-Marken halbiert
Die Zahl der in den USA angebotenen GM-Marken wird dem Sanierungsplan zufolge von acht auf vier halbiert. Übrig bleiben Chevrolet, Buick, Cadillac und GMC. Die Marke Hummer soll verkauft werden; eine Entscheidung wird bis Ende März erwartet. Die Marke Saturn soll bis Ende 2011 eingestellt werden. Für Pontiac und Saab werden die verfügbaren Optionen noch geprüft. Beschleunigen will General Motors die Entwicklung von energieeffizienten Fahrzeugen mit Hybrid-Antrieb. Bis 2012 sollen 14, bis 2014 insgesamt 26 solcher Modelle angeboten werden.

Sanierungsplan bis 2017
Außerdem rechnet General Motors mit staatlicher Unterstützung im Ausland. So stehe das Unternehmen mit den Regierungen in Deutschland, Kanada, Großbritannien, Schweden und Thailand im Gespräch. Dabei gehe es um eine Unterstützung von insgesamt bis zu sechs Milliarden Dollar mit dem Ziel, die Liquidität für die Unternehmungen im Ausland sicherzustellen.

Die drastischen Kostensenkungen sollen die Sanierung der Konzerne ermöglichen und diese in die Lage versetzen, die staatlichen Kredite zurückzuzahlen. Dies soll bei General Motors ab 2012 beginnen und bis 2017 abgeschlossen sein.

Insolvenz nicht ausgeschlossen
Auch die Möglichkeit einer Insolvenz sei geprüft worden, erklärte General Motors. Vorstandsmitglied (COO) Fritz Henderson sagte, es seien drei Bankrott-Szenarios untersucht worden, die den Staat alle mit Kosten von mehr als 30 Milliarden Dollar belasten würden.

Die US-Regierung schloss allerdings eine Insolvenz der beiden Automobilkonzerne nicht aus, wie der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, mitteilte. Die Regierung werde zunächst die vorgelegten Sanierungspläne prüfen, sagte Gibbs. Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte in Washington, sie hoffe, mit der Vorlage der Sanierungspläne gebe es jetzt eine Grundlage für die Erneuerung der Branche. Der Kongress werde mit der Regierung eng zusammenarbeiten, um die Wettbewerbsfähigkeit der Automobilhersteller wiederherzustellen, dabei aber die Verantwortung gegenüber den Steuerzahlern nicht aus dem Auge zu verlieren.

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