Geld

Lebensmittelindustrie sieht sich als Opfer

Teilen

Die Lebensmittelindustrie reagiert auf die Vorwürfe der Arbeiterkammer, dass die Inflation hausgemacht sei, mit Zurückweisung.

Die Lebensmittelindustrie sieht sich selbst als Opfer der derzeitigen Teuerungswelle. "In ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden müssen die Unternehmen die teils drastischen Preissteigerungen bei Vormaterialien, Rohwaren, Verpackung, Energie und Logistik weitergeben, um selbst überleben zu können", hieß es am Donnerstag.

"Äpfel mit Birnen verglichen"
Einen Preisvergleich Österreich-Deutschland, wie ihn die Arbeiterkammer kürzlich durchgeführt hatte, lehnt die Industrie ab. "Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen, um eine derzeit schon hitzige Preisdiskussion zusätzlich anzuheizen", wurde betont. So habe Österreich kleinere Erzeugerstrukturen in Landwirtschaft und Verarbeitung, einen deutlich höheren Bio-Anteil, eine verstärkte Nachfrage nach Lebensmitteln mit regionaler Herkunft, höhere Qualitätsstandards und eine größere Angebotsvielfalt. Dazu kämen weiters höhere Steuern und Transportgebühren sowie die ungünstige Topografie des Landes.

Gemüse-Anbau für Bauern unattraktiv
Auf eine Besonderheit wies die Obst- und Gemüseveredelungsindustrie hin: Für die Hersteller von Gemüseerzeugnissen wird es laufend schwieriger, Vertragsbauern für das benötigte Feldgemüse zu finden. "Der Anbau von traditionellen Gemüsesorten, die für die Verarbeitung benötigt werden, verliert von Jahr zu Jahr an Attraktivität, was zusätzlich den Preisdruck auf die benötigten Rohwaren erhöht", so der Fachverband der Lebensmittelindustrie.

Auch Apotheker weisen Vorwürfe zurück
Auch die Apotheker wehren sich gegen den Vorwurf, mitverantwortlich für die Teuerungswelle zu sein. Sie verweisen darauf, dass die Preissteigerung bei Medikamenten unter der Inflationsrate liege. " Vom Jänner 2006 bis Juni 2008 haben sich die Arzneimittel in unserem Land lediglich um 1,8 Prozent verteuert. Das liegt weit unter der allgemeinen Inflation. Die Medikamentenkosten liegen in Österreich auch deutlich unter dem EU-Schnitt. Österreich liegt bei 18 untersuchten EU-Ländern an elfter Stelle", so der Präsident des Österreichischen Apothekerverbands, Friedemann Bachleitner-Hofmann.

AK-Präsident für temporäre Preisregulierung
Vorarlbergs Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle hat sich am Donnerstag erneut für eine Preisregulierung bei Lebensmitteln und Energie ausgesprochen. Besonders Familien sowie Klein- und Mittelverdiener würden unter den horrenden Preissteigerungen leiden. "Ohne eine temporäre Preisregulierung ist dieser Situation nicht mehr Herr zu werden", teilte Hämmerle mit.

"Schadet auch der Wirtschaft"
"Wenn jetzt kein Preis-Stopp eingelegt wird, schadet das nicht nur den Konsumenten, sondern auch der Wirtschaft. Es ist für mich unfassbar, dass bei Preissteigerungen von über 50 Prozent bei Heizöl sowie von über 40 Prozent bei Teigwaren und Diesel nichts von der Regierung unternommen wird", kritisierte der AK-Präsident.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.