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Macht GM einen Rückzieher?

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Das Gremium ist gespalten. Der Verkauf an Magna könnte sich weiter verzögern.

In der monatelangen Hängepartie um die Zukunft von Opel steht am Dienstag erneut eine Entscheidung an. Der Verwaltungsrat des bisherigen Mutterkonzerns General Motors (GM) kommt in Detroit zusammen, um erneut über den geplanten Verkauf des deutschen Autobauers an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und dessen russische Partner zu beraten.

Manager von Opel und Magna sowie der Betriebsrat zeigten sich zuletzt zuversichtlich, dass das Gremium an seiner Empfehlung vom September festhält, Opel an Magna zu verkaufen. Auch der US-Konzern hatte mehrfach betont, dass an der Entscheidung zugunsten des Zulieferers nicht gerüttelt werde. Allerdings schrieb das "Wall Street Journal" in der Online-Ausgabe, es sei unklar, ob der GM-Verwaltungsrat angesichts der Bedenken der EU nicht seine Position ändere.

GM braucht Opel
Das Gremium ist Insidern zufolge gespalten. "Die einen würden Opel gern ganz behalten, die anderen stehen zum vereinbarten Teilverkauf", sagt ein ranghoher GM-Mann. "Und für beides gibt es gute Argumente." In jedem Fall aber seien die Hersteller aufeinander angewiesen: GM brauche Opel wegen der modernen Technologie der Deutschen und deren Zugangs zum europäischen Markt. Opel allein sei wiederum zu klein zum Überleben. Daher will GM bei einer Übernahme durch Magna 35 Prozent an Opel behalten und auch künftig großen Einfluss haben.

Schon im September hatte der GM-Verwaltungsrat eigentlich die klare Empfehlung abgegeben, Opel mehrheitlich an Magna zu verkaufen. Nun befasst er sich aber abermals mit dem Thema, nachdem die EU-Kommission Zweifel an der Entscheidung vom September geäußert hatte. Die Wettbewerbsbehörde verlangt eine schriftliche Klarstellung, dass das Votum für Magna allein aus wirtschaftlicher Überzeugung und nicht auf politischen Druck hin erfolgte. Es wird spekuliert, GM könne den Beschluss überdenken und Opel möglicherweise doch behalten. Magna fordert Staatshilfen von 4,5 Milliarden Euro, die von der EU-Kommission genehmigt werden müssen.

Jeder Monat kostet 100 Mio.
Dem "Wall Street Journal" zufolge haben die Mitglieder des GM-Verwaltungsrates einen Brief des Vorstands um Konzernchef Fritz Henderson erhalten, in dem die Vorzüge eines Verkaufs an Magna betont werden. Zudem werde der Zeitdruck stärker: Magna wolle den Deal neu verhandeln, wenn bis zum 30. November kein Vertrag unterzeichnet werde. Der Zulieferer argumentiere, jeder Monat Verzögerung koste die Seiten 100 Millionen Dollar, schrieb das Blatt unter Berufung auf eine informierte Person.

Unterdessen zeichnen sich bei Opel erste personelle Weichenstellungen ab. Wie aus informierten Kreisen verlautet, könnte an der Spitze von Opel künftig der Magna-Manager Herbert Demel stehen. Demel ist gebürtiger Österreicher.

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