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Otto überlegt Quelle Österreich-Kauf

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Der deutsche Quelle-Mutterkonzern sperrt zu. Möglicherweise kann die Österreich-Tochter gerettet werden.

Nach dem Aus des deutschen Versandhandel-Riesen Quelle kämpft die Österreich-Tochter um die Fortführung. Rund 1.200 Arbeitsplätze sind betroffen. Rettungsanker könnte die deutsche Otto Group, der weltgrößte Versandhauskonzern, werden. Bei Quelle in Linz fand zu Mittag eine Betriebsversammlung statt, bei der die Belegschaft über die aktuelle Situation informiert wurde.

Otto prüft Kauf
"Die deutsche Otto Gruppe wird auch eine Übernahme der österreichische Quelle-Tochter in Linz überprüfen. Wir werden jetzt mit der Insolvenzverwaltung schnell Gespräche führen und alle Quelle-Auslandstöchter prüfen", betonte der Sprecher der Otto Group in Hamburg, Thomas Voigt. Österreich sei einer der interessantesten Märkte. Quelle Österreich habe ein gutes Markt-Standing, das gelte auch für das Geschäftsmodell.

Abhängig von Deutschland
Das Schicksal der Österreich-Tochter hängt davon ab, wie es in Deutschland weitergeht, so der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, Johann Kalliauer. Es gebe derzeit hektische Bemühungen, um die Fortführung zu sichern. Eine Vorentscheidung müsste jedenfalls innerhalb der nächsten zwei Wochen fallen. Es werde vor allem von der deutschen Insolvenzverwaltung abhängen, ob die Linien für Österreich aufrecht bleiben. Offen sei auch, ob es für alle Quelle-Auslandstöchter eine gemeinsame Lösung geben werde.

Gegründet wurde Quelle von dem Fürther Kaufmann Gustav Schickedanz (1895-1977). Als "Geburtstag" gilt der 26. Oktober 1927, an dem das Unternehmen in das Handelsregister am Amtsgericht Fürth eingetragen wurde. Quelle wuchs schnell und begann auch nach dem Zweiten Weltkrieg rasch wieder zu florieren. Nach dem Tod des Firmengründers führte dessen Witwe Grete Schickedanz (1911-1994) das Unternehmen.

1999 fusionierte Quelle mit Karstadt zum KarstadtQuelle-Konzern, der später in Arcandor umbenannt wurde. Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz, die Tochter von Gustav und Grete Schickedanz, wurde Großaktionärin bei Arcandor. Das Versandhaus arbeitete unter dem Dach der Primondo-Gruppe, in der der Arcandor-Konzern seine Versandaktivitäten bündelte. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei 2,9 Mrd. Euro. Primondo/Quelle beschäftigte in Deutschland rund 10.500 Menschen.

Arcandor ist insolvent
Am 9. Juni stellte die Arcandor AG in Essen Insolvenzantrag für sich und unter anderem die Töchter Karstadt, Primondo und Quelle. Die Insolvenz traf Quelle mitten in einem tiefgreifenden Umbau, der bereits in den vergangenen Jahren zu scharfen Einschnitten geführt hatte. Im Sanierungskonzept für den einst zweitgrößten europäischen Versandhändler war vorgesehen, den Flächenvertrieb teilweise aufzugeben und die QuelleTechnikCenter zu schließen. Zudem sollten die rund 10.500 Mitarbeiter bis Jänner 2010 auf knapp 7.000 abgebaut werden. Laut Gewerkschaft werden nun alle Beschäftigten in Deutschland ihren Job verlieren.

Quelle Österreich ist seit 50 Jahren im Land. Das Unternehmen hat laut der Bilanz von 2008 Verbindlichkeiten von rund 33 Mio. Euro, davon 20 Mio. Euro Bankverbindlichkeiten. Bei einer Bilanzsumme von 115 Mio. Euro beläuft sich das Eigenkapital auf 38 Mio. Euro. Der Umsatz belief sich zuletzt auf rund 215 Mio. Euro.

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