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So wird der neue ORF

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Der ORF hat unter dem Motto "ORF 2015" ein Maßnahmenkonzept präsentiert, in dem wesentliche Neuerungen zu Standort, Finanzen und Struktur festgehalten wurden.

ORF-Chef Alexander Wrabetz ist erleichtert: Was er zu einer Amtseinführung vor nunmehr zwei Jahren schon längst hätte festlegen sollen, hat der ORF-Häuptling jetzt gemeinsam mit seinen Mitarbeitern in einem 400-seitigen Strukturpapier fixiert und an seine Stiftungsräte geschickt.

Darin erläutert der ORF-General die Eigenschaften und Ziele des staatlichen Rundfunks. Dabei werden folg. Kernpunkte empfohlen: Die Konzentration auf das Kerngeschäft durch Ausgliederung von Betriebsteilen, die Straffung der Organisation und der Abbau von Führungskräften sowie flachere Hierarchien, trimediales Arbeiten und eine Reduktion der Personalkosten.

Wichtigste Eckpunkte:

  • Landesstudios
    Die Landesstudios sollen prinzipiell in ihrem Bestand erhalten bleiben. Sie sind aufgefordert, mehr Beiträge für das Programm von ORF 2 zu leisten.
  • Kerngeschäft
    Der ORF soll sich verstärkt um die Contentproduktion kümmern. Unternehmensbereiche, die nicht unmittelbar mit diesem Kerngeschäft zu tun haben, sollen ausgegliedert werden. Die Technik bleibt davon - entgegen anderslautenden Spekulationen - weitgehend unangetastet. Ausgelagert werden sollen in einer ersten Welle das Rundfunk-Symphonie-Orchester, Ausstattung und Facility-Management. In einer zweiten Welle auch das Marketing.
  • Spartenkanäle
    Nischenagebote sollen zusätzlich zu den Vollprogrammen ORF 1 und ORF 2 mit entsrpechenden "Spartenkanälen" abgedeckt werden. Zu den bestehenden Spartenkanälen ORF Sport plus und 3Sat wird der ORF einen zusätzlichen Info- und Doku-Kanal (ORF Info Plus) und auch ein Kinder-Programmfenster in Kooperation mit KiKa anbieten. Das Kinderprogramm soll jew. von 17-19 Uhr laufen. Sport Plus soll ein 24-Stunden-Sport-Kanal werden, wobei acht Stunden jeweils aktueller Sport ausgestrahlt und dann in Dreierschleifen wiederholt wird.
  • Gebührenbefreiung
    Der ORF verlangt die vollständige staatliche Refundierung der Mittel, die ihm aus dem Titel „Gebühren-Befreiung aus sozialen Gründen“ zustehen. Ini dem Papier heißt es: "Dies ist nicht mehr als ein Akt der Gleichbehandlung mit den Telekom-Unternehmen, ÖBB, etc." Mit diesen Geldern sollen auch gesellschaftliche Zusatzleistungen, die nur der ORF für kleine Zielgruppen oder Randgruppen erbringt, mitfinanziert werden.
  • Unterfinanzierung
    Eine adäquate Finanzierung des Programmauftrags ist sicherzustellen. Der ORF sieht sich als strukturell unterfinanziert, d.h. dass "mit den Programmentgelten der öffentlich-rechtliche Auftrag bei weitem nicht finanzierbar ist." Finanzierungsmöglichkeiten werden weiterhin aus der Werbung, Sonderwerbeformen, etc. gesehen.
  • Führung
    Geplant ist die die Straffung des Direktoriums auf einen General sowie vier (statt bisher sechs) Direktoren - die Onlinedirektion entfällt, die Fernsehdirektionen werden zusammengefasst. Weiters der Wegfall von 25% der Führungspositionen des mittleren Managements. Dadurch können bis 2015 rund zehn Millionen Euro eingespart werden. Die Angleichung der Vertragssysteme und Kollektivverträge, die Flexibilisierung der Arbeitszeit, die Schaffung vollkommen neuer Arbeitsbilder und Vertragsverhältnisse, neue Workflows mit dem Ziel verminderter Schnittstellen, Akzeptanz von Content-Managementsystemen, Kostenführerschaft bei externer und interner Produktion, Videojournalismus und vieles mehr stehen auf der Agenda.
  • Standort
    Der Standort Österreich soll gestärkt werden. Es gibt kein offizielles Bekenntnis zum Standort Küniglberg, da diese Variante laut Papier um Hunderte Millionen (!) Euro teurer ist als ein Neubau.
  • Zentrale Vernetzung
    Ziel ist es, Fernsehen, Online-Redaktion und Radio unter ein Dach zu bringen (Physisch wie auch inhaltlich): Geplant ist eine horizonale (also führungsspezifische) als auch eine veritikale (redaktionelle und produktionstechnische) Verschmelzung der ORF-Medien.
  • Personal
    Kostenseitig werde der ORF Personal abbauen. Weiter vorangetrieben werden soll die Reduzierung von 250 Stellen durch Nichtnachbesetzung, zusätzlich sollen bis 2013 190 Vollzeitäquivalente eingespart werden. Ein Golden-Handshake-Programm gibt es für Frauen ab Jahrgang 1957 und älter beziehungsweise Männer ab dem Jahrgang 1952. Bei den Personalkosten sollen bis 2015 rund 28 Millionen Euro eingespart werden. Weiter im Plan sind Anpassungen alter Verträge an den Kollektivvertrag 2003 und der verstärkte Einsatz von freien Mitarbeitern beziehungsweise die Schaffung neuer Arbeitsbilder bei freien Mitarbeitern.
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