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Verbund ATP verkauft Kraftwerk Voitsberg III

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Der Industrielle Mirko Kovats zeigte bereits 2006 Interesse am stillgelegten Kohlekraftwerk in Voitsberg.

Die Verbund Austrian Thermal Power (ATP) will das seit 2006 stillgelegte Kohlekraftwerk Voitsberg III verkaufen. Wie es in einer Aussendung der ATP-Geschäftsführung am Freitag hieß, werde in einem EU-konformen Bieterverfahren sowohl der Erwerb der Kraftwerksanlage inklusive der Liegenschaft als auch der Erwerb von Komponenten der Kraftwerksanlage am Markt angeboten werden.

Mit dieser Entscheidung, die in vollem Einvernehmen mit allen Eigentümern (Verbund, Energie Steiermark AG, Kelag) getroffen worden sei, ist klar gestellt, dass der Verbund selbst an einem Weiterbetrieb bzw. einer Umrüstung nicht interessiert ist. Die gesamte Abwicklung werde durch einen internationalen Konsultant erfolgen, heißt es weiter. Eine Verkaufsentscheidung ist bis Juni in Aussicht gestellt.

Kovacs zeigte bereits 2006 Interesse
Um das Braunkohlekraftwerk Voitsberg III war im Herbst vorigen Jahres ein Wettlauf der Interessenten und Ideen ausgebrochen. Vor allem als der Industrielle Mirko Kovats bekundete, mit der A-Tec-Tochter Austrian Energy & Environment (AE&E) Voitsberg III kaufen zu wollen und es um 100 Mio. Euro in ein Kohle- und Biomassewerk umzurüsten, waren plötzlich verschiedene Optionen der Nachnutzung am Tisch, wobei auch die Politik mitmischte.

"Stranded Costs" von 132,6 Mio. Euro können nicht rückgefordert werden
Der Verbund hatte Anfang November die Verkaufsentscheidung aufgeschoben. Das immer wieder gebrauchte Argument, die bei der Schließung von der EU kassierten "Stranded Costs" in der Höhe von 132,6 Mio. Euro könnten rückgefordert werden, hatte sich als nicht stichhaltig erwiesen, was vor allem den steirischen Landeshauptmann Franz Voves (S) auf den Plan rief. Er hatte sich schon immer für eine Umrüstung und Weiterführung stark gemacht, war aber immer abgeblitzt. Sollte weder der Weiterbetrieb durch den Verbund noch die Kovats-Lösung kommen, wäre auch der ATP-Miteigentümer Energie Steiermark bereit, "die Geschichte zu übernehmen", bekundete er. Aufgrund der sogenannten "Südpolverträge" (Abtausch des Kraftwerksparks gegen Minderheitsbeteiligungen an Verbund-Töchtern sowie Verbot der Errichtung neuer Kraftwerke, Anm.) wurden diesem Ansinnen aber eher nur theoretische Chancen eingeräumt.

Keine Teilverwertung in jetziger Ausschreibung
In einer aktuellen Reaktion wertete Voves die ATP-Entscheidung vom Freitag als Erfolg. Immerhin sei die bisher geplante Teilverwertungsausschreibung außer Kraft gesetzt und damit beschlossen worden, dass sowohl eine Teilverwertung als auch eine Totalverwertung in Frage komme. "Damit lebt die Chance, dass wieder neue Arbeitsplätze in der Region um Voitsberg entstehen", so der steirische Landeshauptmann. Jetzt sei abzuwarten, welche Angebote eingehen und welche Entscheidung im Endeffekt vom Mehrheitseigentümer Verbund präferiert werde.

Kraftwerks solle weiterhin an Ort und Stelle betrieben werden
Grünen-Abgeordneter Peter Hagenauer forderte in einer Stellungnahme Voves auf, mehr Einsatz für die steirischen Interessen zu zeigen. Die ATP sollte das Werk zuerst Interessenten anbieten, die es weiterhin an Ort und Stelle betreiben wollen. In einer Weiterführung sehen die Grünen eine Riesenchance für neue Technologien und Brennstoffe. Hagenauer bedauerte die weitgehende Absenz einer steirischen Energiepolitik: "Mit einem Achselzucker auf dem Landeshauptmannstuhl ist niemandem geholfen."

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