Video zum Thema Das waren die olympischen Winterspiele
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Milliardenkosten, kaum Zuschauer

So stirbt Olympia

14 Medaillen holte Österreich bei den Olympischen Winterspielen. Ein ­Erfolg mit schalem Beigeschmack, die Kritik an diesen Spielen reißt nicht ab.

Auch Marcel Hirscher, zweifacher Goldgewinner in Südkorea, schießt scharf: „Für uns ist es nicht mehr das, was man sich unter dem größten Sportereignis vorstellt“. Die Kritikpunkte im Detail:

  • Kaum Stimmung. Die Ränge blieben leer – Ski und Co. sind ein Minderheitenprogramm in Südkorea. Obwohl sich die Offiziellen über „Rekordticket­verkäufe“ freuten, gab es kaum Fans. Ergebnis: weniger Ansporn für die Sportler, weniger Action für die Zuseher.
  • Geld regiert. Schon vor Beginn der Spiele in Pyeongchang warnte der deutsche Skistar Felix Neureuther: „Es kann nicht sein, dass Mil­liarden von Euro ausgegeben werden müssen, dass die Spiele stattfinden.“ Hintergrund: Immer wieder wird über Geldflüsse bei der Vergabe der Austragungsländer spekuliert.
  • Doping. Der sportliche Gedanke ist offenbar tot. Das Dopingproblem ist unkontrollier­bar. Russland wurde zwar ausgeschlossen, trotzdem durften mehr als 100 Athleten bei den Spielen mitmachen. Prompt wurden zwei davon positiv auf Doping getestet.
  • 2022 droht wieder Schlappe. Die nächsten Winterspiele finden in Peking statt. Die Veranstalter schaffen es hier nicht einmal, eine lange Abfahrt zu organisieren. Stattdessen gibt es zwei „Sprint-Abfahrten“, deren Ergebnisse zusammengezählt werden. Norwegens Ski-Ass Aksel Lund Svindal brachte es auf den Punkt: „Wir sollten irgendwohin gehen, wo es auch Wintersport gibt.“

Hirscher © GEPA

Hirscher: "Das soll das Größte sein im Sport?"

Sonntag, 13.42 Uhr unserer Zeit: Die Olympischen Winterspiele sind vorbei. Marcel Hirscher (28) bewies mit zweimal Gold wieder einmal, dass er der Weltbeste ist. In der Bild rechnete er mit Olympia ab:

Marcel Hirscher über die schlechte Atmosphäre: Das war weit entfernt von dem, was wir gewohnt sind: Ich war geschockt von der Kombination. Da schwingst du ab, hast einen deiner größten Momente, gewinnst – und dann sind da gefühlt 30 Zuschauer. Da denk ich mir: „Hä? Das soll das Größte sein, was es im Sport gibt?“ Sportlich gesehen sind die Besten der Welt da, vom Drumherum ist in Schladming zu fahren, vor 50.000 Menschen mit Bestzeit abzuschwingen, eher ein Wow-Gefühl!

 … über den Vergleich Olympia–Schladming: Da denkst du zumindest eher: „Hey, das war jetzt mal mega!“ In Korea habe ich gehofft, dass zumindest die Hälfte der sportbegeisterten Leute aufgestanden ist und zu Hause das Rennen im Fernsehen verfolgt hat. Aber das kann es ja eigentlich nicht sein.

… über Olympia heutzutage: Für uns Aktive ist es nicht mehr das, was man sich unter dem größten Sportereignis der Welt vorstellt.

… über die Rahmenbedingungen: Das Drumherum nervt mich. So viele schlechte Nächte in Hotels, dann passt das Essen nicht, das ewige im Flieger sitzen. Ich schlafe zu Hause super, aber dann liegst du im Hotel und hörst die ganze Nacht die Klospülung oder liegst mit dem Kopf neben dem Hotellift, es macht „Ding-Dong, Ding-Dong“.

… über seine Entscheidung, nicht im olympischen Dorf zu wohnen: Ich bin darüber hinweg, mit acht Leuten im Zimmer zu liegen. Ich bin Profi, will schlafen und aufstehen, wann ich will. Ich bin 28 Jahre, ein erwachsener Mensch und möchte beim wichtigsten Ereignis nicht in einer Art Jugendherberge übernachten. In Sotschi habe ich es im olympischen Dorf versucht und bin nach drei Tagen ausgezogen. Es hat nicht funktioniert.

Graz & Schladming wollen Olympia 2026

Graz und Schladming wollen als zentrale Orte für Olympia 2026 kandidieren – die Zeit drängt. Bis Ende März muss die Bewerbung als „Letter of Intent“ beim IOC einlangen, bis September das Konzept. Die Vergabe erfolgt schließlich im September 2019 in Mailand. Mitte März stimmt der Landtag in Graz ab. Die KPÖ mobilisiert gegen die Olympiabewerbung, fordert eine Volksabstimmung.

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