European Poker Tour

Pokerstar Greenstein im Interview

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oe24 traf den US-Pokerstar beim EPT in Baden und entdeckte eine gänzlich ungewohnte Seite des Profi-Spielers: Er spendet Millionen für karitative Zwecke.

Der US-Amerikaner Barry Greenstein gilt als einer der besten Pokerspieler der Gegenwart. Der 53-Jährige sticht aber nicht nur wegen seiner Pokerfähigkeiten von der immer breiter werdenden Masse an Star-Spielern heraus. Greenstein hat ein ausgeprägtes soziales Gewissen und spendet große Teile seiner Einnahmen an karitative Organisation. oe24 traf Greenstein bei der European-Poker-Tour in Baden.

oe24: Wie wurden Sie eigentlich Poker-Spieler?
Barry Greenstein: Ich habe schon während meiner Schulzeit gespielt. Zuerst ist es nur um kleine Beträge gegangen. Ab meinem 12. Lebensjahr habe ich regelmäßig gespielt, jedes Wochenende. Irgendwann bin ich dann drauf gekommen, dass ich damit richtig Geld verdienen kann. Wenn ich am College Extra-Geld gebraucht habe, habe ich es mir übers Pokern verdient.

oe24: Waren das damals schon „Texas Hold’em“-Spiele?
Greenstein: Nein, sehr selten nur. Wir haben damals „Seven Card Stud“ gespielt. Der „Texas Hold’em“-Boom ist erst in den letzten Jahren durch die TV-Übertragungen gekommen. Davor war es in den USA gar nicht so populär.

oe24: Was ist für Sie die Faszination am Pokern?
Greenstein: Es ist gar keine große Faszination. Es ist einfach mein Job. Damit kann ich mein Geld verdienen. Ich habe zwischendurch auch pausiert und einen Programmierer-Job in der Computer-Branche angenommen. Dieser Job war sicher insofern befriedigender, als er produktiver war. Aber mehr Geld habe ich beim Pokern verdient. Und ich musste ja auch meine Familie ernähren. Inzwischen ist Pokern auch befriedigender geworden – die Spiele werden im Fernsehen übertragen, man bekommt mehr Aufmerksamkeit.

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oe24: Was machen Sie eigentlich mit dem vielen Geld?
Greenstein: Ich spende einen Teil an karitative Organisationen. Vor allem die Organisation „Children Incorporated“ liegt mir sehr am Herzen.

oe24: Wie würden Sie sich als Spieler beschreiben – aggressiv, zurückhaltend?
Greenstein: Vor allem in Turnieren spiele ich eher aggressiv. Dort bekommen ja auch nur die ersten Plätze Geld. Wenn man zu passiv ist, hat man kaum Chancen, genug Chips zusammenzubekommen. Bei „Cash games“ ist es anders. Da verdient man mehr Geld, in dem man keinen „bad call“ macht und einfach nicht zu viel riskiert. Man spielt also je nach Situation unterschiedlich.

oe24: Haben Sie eine bestimmte Hand, die Sie besonders gerne spielen?
Greenstein: Naja, bei „Texas Hold’em“ machen die zwei Asse natürlich zum glücklichsten Menschen. Bei Cash Games habe ich gerne 2 und 3 „off suit“ gespielt. Das sieht so hässlich aus und wenn man damit jemanden wegbluffen kann… Als junger Spieler habe ich dem Gegner dann nachher auch noch gerne das Blatt gezeigt. Jetzt bin ich aber nicht mehr so arrogant, meine Hände zu zeigen, wenn ich geblufft habe.

oe24: Gibt es einen Unterschied, ob man gegen Männer oder Frauen spielt?
Greenstein: Es gibt ja grundsätzlich keinen Grund, wieso Frauen nicht Poker spielen könnten, außer der Erziehung und Sozialisierung von Mädchen, die auch darauf abzielt, dass sie nicht so aggressiv agieren sollen wie Männer. Außerdem ist das Glücksspiel ja auch mit einem gewissen Stigmata behaftet. Bei jedem neuen Gegner hat man zunächst gewisse Vorurteile, aber die muss man ablegen, sobald man ihn oder sie beim Spielen kennengelernt hat. Man muss sich auf jeden Gegner einstellen können.

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oe24: Wieviele Turniere spielen Sie pro Jahr?
Greenstein: So um die 50.

oe24: Ist da überhaupt noch Zeit für ein Privatleben?
Greenstein: Ich versuche die Turniere zu blocken. Deshalb bin ich jetzt in Österreich. Sobald ich hier fertig bin, fahre ich gleich nach Barcelona zum nächsten Turnier und dann wieder zurück in die USA zu meiner Familie. Davor war ich auch zwei Wochen daheim. Ich verbringe ca. ein Drittel bis zur Hälfte des Jahres daheim. Ich habe ja auch Kinder, die noch ins College gehen.

oe24: Spielen Ihre Kinder auch Poker?
Greenstein: Ich habe mit meinen sechs Kindern eine Vereinbarung. Kein Poker, bevor sie nicht das College abgeschlossen haben. Joe, mein zweitältester Sohn, hat seinen Abschluss in Psychologie an der Uni von Berkley gemacht und hat dann in der „dot com“-Industrie gearbeitet. Erst danach hat er mit dem Pokern begonnen. Er ist ein sehr cleverer Junge, psychisch stabil und hat sich schon im Leben bewiesen. Also habe ich beschlossen, ihm die Möglichkeit im Pokern zu geben. Ich dachte mir, dass er die besten Einstiegschancen hat, wenn ich ihm das Spiel ordentlich beibringe. Ich habe ihm gesagt, dass er Bücher lesen und online üben soll, dann mit seinen Fragen zu mir kommen kann. Joe ist inzwischen ein ganz guter Turnierspieler geworden und hat schon mehr als eine Million Dollar dabei verdient. Noch wichtiger: Er ist in den Medien vertreten. Er hat seine eigene Radio-Sendung zum Thema Poker, hat Kolumnen geschrieben usw… Also selbst wenn er beim Spielen selbst nicht erfolgreich ist, kann er mit Poker noch immer sein Geld verdienen.

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