FIA bestätigt

Räikkönen ist Weltmeister

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Stundenlange Untersuchungen ohne positives Ende für Hamilton: Räikkönen ist Weltmeister!

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Erst sechseinhalb Stunden nach der Zieleinfahrt ist Kimi Räikkönen als neuer Formel-1-Weltmeister auch offiziell bestätigt worden. Der Titel des finnischen Ferrari-Fahrers war durch eine nachträgliche Untersuchung des Internationalen Automobilverbandes FIA in Sao Paulo noch einmal in Gefahr geraten. Die FIA-Rennkommissare hatte bei den Autos von Williams-Toyota und BMW-Sauber Regelverstöße bei der Benzin-Temperatur während des Großen Preis von Brasilien am Sonntag festgestellt.

Keine Strafe
Eine Strafe wurde nicht ausgesprochen. Drei der vier Autos kamen vor dem siebtplatzierten Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes ins Ziel. Dem Briten hätte ein fünfter Rang zum WM-Triumph vor Brasilien-Sieger Räikkönen gereicht.

McLaren protestiert
McLaren-Mercedes will gegen die Entscheidung des Internationalen Automobilverbandes FIA nach dem großen Preis von Brasilien protestieren. Der Rennstall von Lewis Hamilton und Fernando Alonso hat nun sieben Tage Zeit, den Protest schriftlich auszuformulieren und bei der FIA einzureichen. Das Ergebnis des Grand Prix ist jedoch offiziell.

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Räikkönen schafft das "Wunder"
Kimi Räikkönen (hier geht's zu seinem Steckbrief) hat am Sonntag das scheinbar Unmögliche geschafft und sich mit einem Sieg im Brasilien-Grand-Prix erstmals zum Formel-1-Weltmeister gekrönt. Der 28-jährige Ferrari-Pilot aus Finnland profitierte im letzten Saisonrennen in Interlagos vor allem von einem Getriebe-Problem des bisherigen WM-Spitzenreiters Lewis Hamilton, der im McLaren-Mercedes mit einer Runde Rückstand nicht über Rang sieben hinauskam.

Sehen Sie hier: So feierte Kimi den Titel

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Der spanische Titelverteidiger Fernando Alonso wurde hinter dem lange Zeit führenden Brasilianer Felipe Massa, der beim letzten Boxenstopp von Ferrari überaus geschickt hinter seinen Teamkollegen Räikkönen "gelotst" wurde, Dritter und vergab damit seine Titelchance. Auch deshalb, weil McLaren-Mercedes im 17. und letzten WM-Lauf der Saison nicht den Funken einer Chance hatte, wie Alonsos Rückstand von fast einer Minute bewies. In der Endabrechnung hatte Räikkönen nach seinem sechsten Saisonsieg 110 Punkte, Vizeweltmeister Hamilton und Alonso jeweils 109.

"Hoffnung nie aufgegeben"
"Wir hatten zwar mehrmals in dieser Saison nicht die beste Ausgangslage, um den Titel zu holen, haben aber die Hoffnung nie aufgegeben", erinnerte der auch in der Stunde seines großen Triumphs relativ gelassen wirkende Räikkönen daran, dass er mit einem Minus von 17 Zählern auf Hamilton in die letzten beiden Saisonrennen gegangen war. Sein größter Rückstand während der Saison hatte sogar 26 Punkte nach dem US-GP am 17. Juni betragen.

"Doch auch in diesen Phasen haben wir immer stark zusammengehalten, hart weitergearbeitet und sind immer wieder zurückgekommen. Und jetzt haben wir nicht nur die Konstrukteurs-, sondern auch die Fahrer-WM gewonnen", betonte der "Iceman", der auch seinem Teamkollegen Massa dankte: "Felipe und ich waren ein perfektes Team, wir haben zwar hart miteinander gekämpft, uns aber auch super ergänzt."

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Raketen-Start von Ferrari
Der letzte Saisonlauf begann gleich mit einem tollem Start von Räikkönen, der an Hamilton vorbeizog, und sich hinter Pole-Mann Massa auf Platz zwei einreihte. Auch Alonso überholte seinen McLaren-Teamkollegen, der im Zweikampf mit dem Spanier Nerven zeigte, sich verbremste und deshalb nach der ersten Runde nur Achter war.

Getriebe stoppt Hamilton
Doch es sollte für Hamilton noch schlimmer kommen: In der achten Runde wurde der Engländer für kurze Zeit aufgrund eines Getriebeproblems extrem langsam und fiel auf Platz 18 zurück, womit die Titelträume des 22-Jährigen vorzeitig platzten. Platz sieben am Ende war das Maximum für den 22-jährigen "Rookie" im Hitze-GP (37 Grad Celsius im Schatten).

Räikkönen überholt Massa in der Box
Räikkönen übernahm dagegen nach der 50. Runde die Spitze von Massa und fuhr souverän dem Titel entgegen. "Am Ende sind wir vorsichtiger gefahren, um die Reifen und Motoren zu schonen. Wir hätten also noch viel schneller sein können", erklärte der neue Weltmeister und wurde von Alonso bestätigt. "Als die Ferrari begonnen haben zu pushen, konnte ich nicht mithalten."

Alonso gratuliert Räikkönen
Für den Spanier, der seinen dritten WM-Titel en suite verpasste, ist Räikkönen "ein verdienter Weltmeister". "Kimi hat eine tolle WM hingelegt", gratulierte der entthronte Champion seinem Rivalen, während Hamilton vorerst zu keinem Kommentar bereit war und sich mit seinen Ingenieuren zu einem Meeting zurückzog, um zu klären, welches technische Problem ihn zurückgeworfen und den Titel gekostet hatte.

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Bester Red-Bull-Pilot in Interlagos war Routinier David Coulthard auf Rang neun. In der WM-Wertung war der Schotte als Zehnter ebenfalls die Nummer eins der Mateschitz-Teams. Der Niederösterreicher Alexander Wurz, der vor zwei Wochen in Shanghai das letzte Rennen seiner Formel-1-Karriere bestritten hatte, wurde in der Endabrechnung Elfter, sein Rennstall Williams-Toyota nach dem Ausschluss von McLaren-Mercedes wegen der Spionage-Affäre unmittelbar vor Red Bull Vierter.

Wurz-Ersatzmann Kazuki Nakajima fiel in seinem Debüt-Grand-Prix in der Königsklasse des Motorsports unangenehm auf: Bei seinem Boxenstopp in Runde 32 fuhr er einen Williams-Mechaniker, der mit einer Beinverletzung ins Spital gebracht werden musste, nieder

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Endstand im GP von Brasilien
1. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 1:28:15,270 Stunden (Schnitt: 207,972 km/h)
2. Felipe Massa (BRA) Ferrari + 1,493
3. Fernando Alonso (ESP) McLaren-Mercedes 57,019
4. Nico Rosberg (GER) Williams-Toyota 1:02,848
5. Robert Kubica (POL) BMW-Sauber 1:10,957
6. Nick Heidfeld (GER) BMW-Sauber 1:11,317
7. Lewis Hamilton (GBR) McLaren-Mercedes 1 Runde
8. Jarno Trulli (ITA) Toyota 1 Runde
9. David Coulthard (GBR) Red-Bull-Renault 1 Runde
10. Kazuki Nakajima (JPN) Williams-Toyota 1 Runde
11. Ralf Schumacher (GER) Toyota 1 Runde
12. Takuma Sato (JPN) Super-Aguri-Honda 2 Runden
13. Vitantonio Liuzzi (ITA) Toro-Rosso-Ferrari 2 Runden
14. Anthony Davidson (GBR) Super-Aguri-Honda 3 Runden

Ausgeschieden: Adrian Sutil (GER) Spyker-Ferrari, Giancarlo Fisichella (ITA) Renault, Heikki Kovalainen (FIN) Renault, Jenson Button (GBR) Honda, Mark Webber (AUS) Red-Bull-Renault, Rubens Barrichello (BRA) Honda, Sakon Yamamoto (JPN) Spyker-Ferrari, Sebastian Vettel (GER) Toro-Rosso-Ferrari

Schnellste Runde: Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 1:12,445 (66. Runde/Schnitt: 214,126 km/h)

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Fahrerwertung
1. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 110 Punkte
2. Lewis Hamilton (GBR) McLaren-Mercedes 109
3. Fernando Alonso (ESP) McLaren-Mercedes 109
4. Felipe Massa (BRA) Ferrari 94
5. Nick Heidfeld (GER) BMW-Sauber 61
6. Robert Kubica (POL) BMW-Sauber 39
7. Heikki Kovalainen (FIN) Renault 30
8. Giancarlo Fisichella (ITA) Renault 21
9. Nico Rosberg (GER) Williams-Toyota 20
10. David Coulthard (GBR) Red-Bull-Renault 14
11. Alexander Wurz (AUT) Williams-Toyota 13
12. Mark Webber (AUS) Red-Bull-Renault 10
13. Jarno Trulli (ITA) Toyota 8
14. Sebastian Vettel (GER) Toro-Rosso-Ferrari 6
15. Jenson Button (GBR) Honda 6
16. Ralf Schumacher (GER) Toyota 5
17. Takuma Sato (JPN) Super-Aguri-Honda 4
18. Vitantonio Liuzzi (ITA) Toro-Rosso-Ferrari 3
19. Adrian Sutil (GER) Spyker-Ferrari 1

Konstrukteurs-Wertung*
1. Ferrari 204
2. BMW-Sauber 101
3. Renault 51
4. Williams-Toyota 33
5. Red-Bull-Renault 24
6. Toyota 13
7. Toro-Rosso-Ferrari 8
8. Honda 6
9. Super-Aguri-Honda 4
10. Spyker-Ferrari 1

* McLaren-Mercedes (218 Punkte) wurde wegen der Spionage-Affäre aus der Konstrukteurs-WM 2007 ausgeschlossen.

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Die drei WM-Kontrahenten beim "Familienfoto" vor dem Rennen. Alle gespannt, aber (noch) ruhig.

Lewis Hamilton vor dem Rennstart von Journalisten umlagert. Da wusste der junge Brite noch nicht, was ihn im Rennen erwarten würde.

Ferrari-Boss Jean Todt schien schon vor dem Rennen recht siegessicher.

Gleich beim Start konnten sich die Ferraris absetzen - Hamilton verschlief den Start.

Der junge Brite musste sich sogar von Lewis Hamilton (ganz rechts) ausbremsen lassen. Vorne zog zunächst Pole-Mann Felipe Massa davon.

Böse Schrecksekunde: Yamamoto im Spyker rast Fisichella im Renault ins Heck - beide blieben unverletzt.

Der Crash aus einer anderen Perspektive.

Fernando Alonso konnte das Tempo der Ferrari nur kurzfristig mitgehen.

Danach war es für die roten Renner aus Maranello ein einsames Rennen an der Spitze.

Im Parc fermé durfte Räikkönen zum ersten Mal feiern.

Das Siegerbild vom Grand Prix von Brasilien (v.l.): Felipe Massa, Ferrari-Boss Todt, Triumphator Räikkönen und der entthronte Weltmeister Alonso.

Der große Sieger des Tages - und der ganzen Saison: Kimi Räikkönen.

Eine der entscheidenden Szenen schon nach dem Start: Auch Fernando Alonso geht an Lewis Hamilton vorbei.

Ein Bild mit Symbolwert: Fernando Alonos übergibt die WM-Krone an Kimi Räikkönen.

Auch der zweite Spyker von Adrian Sutil war in einen Crash verwickelt: der Deutsche schoss Anthony Davidson im Super Aguri ab.

Lewis Hamilton fuhr ein beherztes, letztlich aber hoffnungsloses Aufhol-Rennen.

Nach dem Rennen zeigte sich Hamilton aber als großer Champion und gratulierte den Ferrari-Piloten neidlos.