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AUA-Verkauf dürfte sich um Monate verzögern

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Die neuen Bedingungen der Lufthansa bedürfen der Entscheidung der Regierung und der EU: Die Deutschen wollen einen Schuldennachlass.

Um die Zukunft der Austrian Airlines wird erbittert gerungen. Bis zur heutigen Aufsichtsratssitzung will sich die ÖIAG-Spitze bei der Regierung rückversichern für eine Verkaufsentscheidung. Die Lufthansa hat die Bedingungen offenbar verschärft. Zwar ist anstelle eines symbolischen Euro für den ganzen ÖIAG-Anteil (41,6-Prozent) nun von einem Cent je Aktie (rund 360.000 Euro) die Rede und von 3 bis 4 Euro je Aktie für Kleinaktionäre. Allerdings soll von einer Standort- oder Bestandsgarantie für die AUA nichts im Angebot stehen, außerdem wollen die Deutschen eine halbe Milliarde Euro Schuldennachlass.

Schulden sind Chefsache
Laut ÖIAG-Aufsichtsrat und Post-Gewerkschaftschef Gerhard Fritz muss eine Schuldenübernahme durch die Staatsholding von der Regierung genehmigt werden. Weiters muss zum Schuldennachlass die EU gefragt werden, weil das eine staatliche Beihilfe darstellt. "Solange das nicht geklärt ist, kann man das nicht entscheiden", meint Fritz. Fachleuten zufolge kann eine Beihilfenanfrage zwei bis drei Monate dauern.

Regierung ist sich uneinig
In der Regierung gab es bisher keine einheitliche Linie. Die ÖVP ist für einen schnellen Verkauf an die Lufthansa, während die SPÖ für eine Verschiebung plädiert, ehe die AUA mit teuren Draufgaben an die deutsche Airline "verschenkt" wird. Jedoch drohen der AUA ein drastisches Sparprogramm und eine Kündigungswelle, falls der Verkauf platzt. Auch bei einer Verschiebung des Verkaufs müsste die Republik tief in die Tasche greifen.

Betriebsrat am Boden zerstört
"Sie sehen mich extrem bestürzt", sagt AUA-Bordbetriebsratschef und Flugkapitän Georg Riedl nach diesen Enwicklungen. Intern sei lang bekannt, dass die AUA ohne strategischen Partner nicht einmal in die nächste Dekade komme. Jede weitere Verzögerung würde die Beunruhigung in der Belegschaft verstärken.

Reduktion auf die Hälfte?
Riedl fürchtet, dass die AUA im Fall des Scheiterns des Verkaufs auf die Hälfte schrumpfen muss. Es sei daher zu entscheiden, wolle man ein "österreichisches" Unternehmen, mit wahrscheinlich der Hälfte des Personals oder ein "europäisches Unternehmen", wo 8.000 Leute am Standort arbeiten. Die AUA müsse bald einen potenten Partner haben, der das auch finanzieren könne. Die Fluggesellschaft sei für den österreichischen Markt zu groß.

Laut Lauda haben wir keine Wahl
In den Augen des Airline-Unternehmers Niki Lauda gibt es nur einen Weg, wolle man einen stärkeren Verlust an Steuergeldern bei der Austrian vermeiden: Nämlich die Lufthansa zu akzeptieren. Dass die Übernahme der Lauda Air durch die AUA vor neun Jahren schuld an den heutigen Problemen der Austrian ist, glaubt er nicht.

Russen drohen mit Justiz
Die Russen sind über die plötzlichen neuen Bedingungen jedenfalls entsprechend entrüstet. Der einstige SPÖ-Minister Franz Löschnak, Lobbyist für die abgesprungene Bieterin S7, meint, wenn nun tatsächlich über Schuldennachlass gesprochen werde und nicht mehr über einen österreichischen Kernaktionär, so sei das nicht mehr das Verfahren, in das die Airlines Mitte August eingestiegen seien. Er stellt daher "rechtliche Überlegungen" in den Raum.

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