Das "Spesenkonto" diente zur Bezahlung von Lustreisen und Bordellbesuchen von Betriebsräten. Die Vorstände sollen das schon Anfang 2004 gewusst haben.
Im Prozess um Korruptionsvorwürfe bei Volkswagen rückt der Vorstand zunehmend in den Mittelpunkt. Ex-Skoda-Chef Helmuth Schuster sagte im Verfahren am Dienstag in Braunschweig aus, ein zentrales Spesenkonto sei über Jahre hinweg im Büro von Ex-VW-Vorstandschef Ferdinand Piech geführt worden.
Ein früherer VW-Betriebsarzt gab an, dass der Vorstand schon 2004 über die Spesenkonten Bescheid gewusst haben muss. In dem Untreueverfahren sind Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert und der frühere Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer angeklagt.
"Spesenkonto" voll Bestechungsgeld
Über das
Spesenkonto, das laut Schuster im Jahr 2000 in die Verantwortung des
damaligen Personalvorstandes Peter Hartz überging, wurden den Ermittlungen
zufolge Lustreisen und Bordellbesuche von Betriebsräten finanziert. Ob Piech
den wahren Hintergrund des Kontos gewusst hat, ist noch unklar.
Schuster steht selbst im Visier der Staatsanwaltschaft, weil er mit Scheinfirmen VW betrogen haben soll. Über Hartz sagte er, dieser habe nicht nur gewusst, dass Gebauer die Besuche bei Prostituierten bezahlt habe, er habe auch selbst Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen.
Hartz ist wegen schwerer Untreue rechtskräftig zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Das Gericht hatte in seiner Urteilsbegründung aber ausdrücklich als strafmildernd hervorgehoben, er habe sich nicht persönlich bereichert.
Vorstand viel früher informiert
Der inzwischen pensionierte
leitende Betriebsarzt sagte aus, Gebauer habe ihm schon im Jänner 2004 von
einer Überprüfung der Spesenkonten durch das Management berichtet. Dabei sei
es "um hunderttausende von Euro" gegangen. Auslöser der Prüfung war ein
nächtlicher Ausraster von Gebauer in einem Berliner Nobelhotel. Über diesen
wurden demnach Hartz und Ex-Generaldirektor Bernd Pischetsrieder
unterrichtet.
Was bisher geschah
In dem Prozess vor dem Landgericht
Braunschweig muss sich Gebauer wegen gemeinschaftlicher Untreue
verantworten. Er soll im Auftrag von Hartz die Bordellbesuche und Lustreisen
organisiert haben. Volkert ist wegen Anstiftung zur Untreue angeklagt.