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Das steht im AUA-Geheimbericht

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ÖSTERREICH hat das Geheimpapier zur Zukunft der AUA. So soll die Österreich-Airline aus der Krise fliegen.

Seit Freitag ist fix: Die AUA marschiert in Richtung Totalverkauf. Der Aufsichtsrat der ÖIAG (die Staatsholding hält 42,75% an der AUA) gab mit den Stimmen der Kapitalvertreter grünes Licht für die Privatisierung. Die fünf Betriebsräte im Aufsichtrat stimmten dagegen und sprachen von einem „skandalösen Beschluss“.

Die Politik ist nun am Zug und muss über den Privatisierungsauftrag entscheiden, der schon im Ministerrat am 12. August erteilt werden könnte. Am Dienstag steigt ein „AUA-Gipfel“ mit Bundeskanzler Gusenbauer, Verkehrsminister Faymann, Finanzminister Molterer, ÖIAG-Chef Michaelis und ÖIAG-Aufsichtsratspräsident Mitterbauer.

Diskutiert wird dabei das Strategiepapier, für das die Beratungsfirma Boston Consulting sieben Wochen lang die AUA durchleuchtete. Es gilt als top secret. ÖSTERREICH wurde das Gutachten aus ÖIAG-Kreisen zugespielt. Es ist aus mehreren Gründen hoch brisant:

  • Es bestätigt, dass die AUA spätestens 2009 in eine akute Finanzkrise fliegt.
  • Es nennt harte Einsparungsschritte.
  • Diese reichen aber nicht aus für einen Turnaround.
  • Und das Papier nennt vier mögliche Partner für die AUA. Darunter – neu – auch die Turkish Airlines.

Das Gutachten im Detail:

Kapitel 1: Finanzen
Zunächst prüfte Boston Consulting die Finanzsituation der AUA. Fazit:

  • Entwickelt sich das „ungünstige Marktumfeld“ so weiter (darunter der Kerosinpreis, die abschwächende Konjunktur und der Nachfragerückgang), dann „wird das Jahresergebnis 2008 bei ca. minus 70 bis 90 Millionen Euro liegen“.
  • Ohne Gegenmaßnahmen wird der Verlust 2009 noch höher liegen.
  • Und wörtlich: „Nach heuriger Prognose würde damit die AUA ohne Gegenmaßnahmen ca. Mitte 2009 Liquiditätsprobleme bekommen.“

Kapitel 2: Einsparungen
Im nächsten Kapitel listen die Prüfer insgesamt elf Maßnahmen auf, die der AUA schnell zu Einsparungen verhelfen sollen. Neben auf der Hand liegenden Eingriffen (Sparen beim Kerosin, Optimierung beim Vertrieb, etc.) geht es durchaus auch ans Eingemachte:

  • Weitere Strecken sollen gestrichen werden.
  • Beim Kabinenpersonal soll gespart werden.
  • Es muss weniger Manager geben („nochmalige Overheadreduzierung“).
  • Flugzeuge sollen verkauft bzw. weitergeben werden.
  • Bei der Verpflegung in der Economy-Klasse muss gespart werden („Reduzierung der Qualitätsstandards auf Wettbewerbsniveau“).
  • Mit Lieferanten (genannt werden „OMV, Flughafen Wien AG, Austro Control“) müssten bessere Konditionen ausgehandelt werden.
  • Das Maßnahmenpaket soll 80 Millionen Euro bringen. In der Durchsetzbarkeit bleibt Boston Consulting auf dem Teppich: „Es ist mit schwierigen Verhandlungen zu rechnen.“

Bitter für die AUA ist allerdings, dass das alles nicht reicht. Wörtlich heißt es im Gutachten: „Selbst bei vollständiger Umsetzung aller kurz- bis mittelfristigen Ergebnispotenziale ... bleibt ... eine signifikante Ergebnislücke von mindestens 30 Millionen Euro im Jahr 2009.“

Kapitel 3: Partner
Im umfangreichsten Kapitel des Geheimberichtes evaluieren die Gutachter potenzielle Partner für die AUA. Fakt ist, dass die österreichische Airline allein nicht lebensfähig ist.

Boston Consulting untersuchte 255 (!) Fluglinien und checkte, wer in puncto Synergien, finanzieller Stärke und Größe am besten mit Austrian zusammenpasst. Die Gutachter unterschieden dabei zwischen „Integratoren“ (also Partnern für die AUA) und „Investoren“ (also Unternehmen, die sich an der AUA finanziell beteiligen wollen, wie vor Kurzem der arabische Investor Al Jaber).

Das ÖIAG-Gutachten spricht sich klar für eine Lösung mit „Integratoren“ aus und nennt vier Partner, die infrage kommen:

  • Favorit ist ganz klar die Lufthansa. Aber auch hier besteht laut Gutachten das Risiko, „dass Lufthansa das bestehende AUA-Netz in Wien deutlich reduziert, wenn es nicht praktikabel zu betreiben ist“. Exakt davor warnen Kritiker der AUA-Partnersuche seit Wochen.
  • Ebenfalls im Rennen sind noch Air France/KLM und die Aeroflot. Gegen die Franzosen spricht, dass die AUA die Allianz wechseln muss (von Star Alliance zum Sky­team) und dafür Pönale zahlt. Gegen die Russen, dass damit „keine wirklich relevanten Passagierströme“ gewonnen werden können.
  • Neu ist der Brautwerber Nr. 4, die Turkish Airlines, laut Gutachten „eine der am schnellsten wachsenden und profitabelsten Airlines“. Gegen sie spricht die mangelnde Größe.

Kapitel 4: Konsequenzen
Die Empfehlung der Berater sind klar:

  • Die AUA soll privatisiert werden und dabei die Mehrheit abgeben.
  • Sollte ein schneller Verkauf scheitern, dann sind „härtere Sanierungsmaßnahmen“ nötig. Strecken und Personal sollen reduziert werden. Und der Staat muss als Geldgeber wieder einspringen.
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