Regierung und ÖIAG haben sich geeinigt: Die Fluglinie kann zu 100% in private Hände kommen - ein Mindestanteil muss aber Österreichern gehören.
Auf einen Kompromiss für die weitere AUA-Privatisierung haben sich Regierung und ÖIAG am Dienstag geeinigt. Die Austrian Airlines können bis zu 100 Prozent privatisiert werden, zugleich muss aber eine Sperrminorität von 25 Prozent plus eine Aktie in österreichischer Hand bleiben - das muss aber nicht die Republik sein. Falls sich nicht genügend heimische Investoren für den Viertel-Anteil finden, werde die ÖIAG einen Teil an der AUA behalten. Damit ist formal der Weg frei für einen Privatisierungsauftrag beim nächsten Ministerrat am 12. August.
Faymann bedankte sich bei Molterer
Beide Koalitionspartner
zeigten sich überaus zufrieden mit dem Ergebnis. Molterer sprach von einer "sehr
vernünftigen Lösung". Mit der Lösung seien die
österreichischen Interessen gewahrt und ein billiger Abverkauf
ausgeschlossen, sagte Faymann. "Wer geglaubt hat, er kann die AUA zu
100 Prozent fressen, der kann nicht mitmachen." Demonstrativ bedankte
sich Faymann (Wahlslogan: "Genug gestritten") bei Molterer "für
diese konstruktive Zusammenarbeit".
Reaktionen: Große Zufriedenheit
Über die Entscheidung
herrschte auch sonst großteils Zufriedenheit - von Alfred Ötsch über die
Gewerkschafter bis hin zu Wiens Bürgermeister Michael Häupl und auch der ÖVP
sind alle sehr zufrieden. Lediglich die Grünen und die FPÖ äußern sich dem
Ergebnis gegenüber kritisch. Lesen
Sie hier alles zu den Reaktionen.
Experte sieht Staatsbesitz als "Anachronismus"
Der
Luftfahrtexperte Andreas Spaeth sieht einen Staatsbesitz an der Fluglinie
AUA als "Anachronismus". Was die Chancen für den Verkauf der AUA betrifft,
meinte Späth, eine Sperrminorität sei "schon ein gewisser Hemmschuh, aber
kein echtes Hindernis".
Ein AUA-Partner werde sich nicht nur auf den ÖIAG-Anteil von 42,75 Prozent konzentrieren, sondern müsse "sich auch etwas überlegen" für die in Streubesitz knapp 50 Prozent an der AUA, sagte Molterer. Zusätzlich hält derzeit eine österreichische Finanzgruppe 7,25 Prozent der AUA-Anteile.
Keine Vorentscheidung über Partner
Bezüglich der Auswahl
eines Partners für die AUA wollten sich Faymann und Molterer heute auf keine
Vorentscheidung einlassen. Darüber solle nicht die Politik entscheiden,
sondern die zuständigen Gremien, insbesondere der Strategieausschuss im
ÖIAG-Aufsichtsrat, erklärte Faymann. "Jetzt sind die Profis
am Zug", sagte Molterer. Alle in Frage kommenden Partner für die AUA
seien jetzt ernsthaft zu prüfen. Der Berater Boston Consulting hatte eine
Präferenz für die deutsche Lufthansa gezeigt.
Lufthansa bestätigt Interesse
Die Lufthansa hat heute ihr
Interesse an der AUA neuerlich bestätigt. Man werde sich mit dem Thema
befassen, wenn es akut sei, sagte eine Lufthansa-Sprecherin am Dienstag.
Damit wiederholte sie den früheren Standpunkt der Lufthansa. Finanzvorstand
Stephan Gemkow hatte in der Vorwoche gesagt, zunächst müsse es einen
Privatisierungsauftrag geben und Klarheit über die politischen Prozesse in
Österreich herrschen.
Verkauf könnte bis Ende Oktober fixiert sein
Der
Privatisierungsauftrag gilt nur für diese Legislaturperiode. Reicht die Zeit
für das Finden eines AUA-Partners nicht aus, dann werde es einen neuen
Auftrag geben müssen. "Ich gehe davon aus, dass sich eine solche
Suche länger ziehen kann", sagte Faymann. Auch Molterer geht davon
aus, dass auch eine neue Regierung an diesem eingeschlagenen "Weg der
Vernunft" festhalten wird. Wiederholt war erklärt worden, dass ein
Verkauf deshalb bis Ende Oktober fixiert sein sollte, einen Monat nach den
Nationalratswahlen.
AUA-Aktie stieg
Die AUA-Aktie legte nach Ende des
Gipfelgesprächs zu und lag nach 14.30 Uhr mit 4,12 Euro um 4,04 Prozent über
dem Vortagesschluss.