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Bagger rollen auch während EM-Auslosung

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Wenn im Kulturpalast von Warschau am Sonntag die Qualifikationsgruppen zur Fußball-EM 2012 ausgelost werden, laufen auf der nicht weit entfernten Baustelle des Nationalstadions die Arbeiten wie jeden Tag auf Hochtouren. "Wir arbeiten auch samstags und sonntags", sagte am Samstag Daria Kulinska, die Sprecherin des Nationalen Sportzentrums.

Nach der Kältewelle in den vergangenen Wochen mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad geht die Arbeit wieder im Zwei-Schichten-Takt weiter. Im Einsatz sind derzeit 1.030 Arbeiter. "Wir sind im Zeitplan", betonte Kulinska. Sogar unerwartete Zwischenfälle wie ein unter der Erde gefundener Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg können die Bautätigkeit nur für einen kurzen Augenblick aufhalten.

Im Nationalstadion der polnischen Hauptstadt soll am 9. Juni 2012 das EM-Eröffnungsspiel stattfinden. Die Auslosungs-Zeremonie der Qualifikationsgruppen für das Turnier in Polen und der Ukraine am Sonntag (12.00 Uhr) im altehrwürdigen Kulturpalast sei die erste große Bewährungsprobe für den Gastgeber, sagte Polens ehemaliger Fußball-Star Zbigniew Boniek.

Doch nicht an allen polnischen Standorten herrscht solcher Optimismus wie in Warschau. In Breslau gibt es beim Stadionbau eine sechsmonatige Verzögerung. Um das Schlimmste abzuwenden, hatte Breslau den Vertrag mit einem polnischen Unternehmen aufgekündigt und eine deutsche Firma geholt. Es droht aber ein Gerichtsprozess, der die Investition gefährden könnte. "Wir schaffen es bis Ende Juni 2011", versicherte der regionale Verwaltungschef. Und die UEFA sei mit dem Termin einverstanden.

Der Verzug beim Breslauer Stadion ist allerdings für die polnischen Gastgeber nicht der einzige Grund zur Sorge. Wie das Nachrichtenmagazin "WPROST" im Jänner unter Berufung auf einen angeblichen Bericht des staatlichen Rechnungshofes warnte, soll es bei vielen Infrastruktur-Projekten Verzögerungen geben. Danach werden wichtige Straßenverbindungen, Bahnhöfe, Flughäfen und Bahn-Strecken nicht rechtzeitig zur EM fertig, hieß es in dem Zeitungsbericht. Doch der Rechnungshof beruhigte die Gemüter: Es gebe vorerst nur Teilberichte, mit einer vollständigen Bewertung sei erst im Frühjahr zu rechnen.

Polens Regierung nimmt es sehr ernst mit den zwei größten Plagen, die dem polnischen Lieblingssport Fußball schon lange zu schaffen machen: Gewalt und Korruption. Ein neues Gesetz zur Sicherheit bei Sportveranstaltungen, für das die britischen Vorschriften Pate standen, soll unter anderem verhindern, dass bestrafte Randalierer die Stadien wieder betreten. Die polnische Justiz geht seit einigen Jahren mit großer Entschlossenheit gegen die Korruption vor. Mehr als 300 Sportfunktionäre, Trainer, Schiedsrichter und Spieler wurden seit 2005 festgenommen. Erste Richtersprüche mit mehrjährigen Haftstrafen sollen auf die Fußball-Szene abschreckend wirken.

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