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Widerstand gegen FIFA-Boss Blatter wächst

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Wenige Monate vor seinem Prestigeprojekt - der Fußball-WM in Südafrika, wird öffentlich über die Nachfolge von FIFA-Präsident Joseph Blatter diskutiert. Auslöser war eine gemeinsame Pressekonferenz der beiden bisher verfeindeten mächtigsten Funktionäre im asiatischen Fußball. Asiens Verbandschef Mohamed Bin Hammam und der Südkoreaner Chung Mong-Joon warfen dem FIFA-Boss den Fehdehandschuh hin.

"Wir würden gern einen Asiaten als Präsidenten sehen. Die Zeit ist reif dafür. Ich hoffe, dass ganz Asien unseren Kandidaten unterstützen wird", sagte Bin Hammam in Seoul. Gemeinsam wollen sie verhindern, dass Blatter im Juni 2011 ein viertes Mal gewählt und bis mindestens 2015 die Geschicke des Weltfußballs lenken wird.

Die Ambitionen des Schweizers sind nach der Intervention aus Südkorea ernsthaft in Gefahr geraten, doch der 73-Jährige lässt keinen Zweifel an einer erneuten Kandidatur aufkommen. "Ich gehe meinen Weg, ich gehe den Weg der FIFA. Wenn der Kongress entscheidet, stehe ich zur Verfügung", sagte Blatter bei einem Medientermin in der Verbands-Zentrale in Zürich. Seit 1998 steht er an der Spitze der FIFA, amtsmüde wirkte er bei seinem Auftritt vor der Presse nicht.

Ob Bin Hammam tatsächlich gegen Blatter antreten wird, ließ er offen. "Es ist noch zu früh für eine Entscheidung", sagte der 60-Jährige. Viele Beobachter gehen aber davon aus, dass er als Gegenkandidat antreten wird - und dann eine ernsthafte Gefahr für Blatters Ambitionen darstellt. Bin Hammam galt lange als dessen Weggefährte und Stimmenbeschaffer in zwei Wahlkämpfen.

Doch ihre Beziehung ist zerrüttet. Blatter erklärte vor kurzem, die Freundschaft mit Bin Hammam sei "ganz plötzlich zerbrochen". Auch der Blick in die Vergangenheit könnte für die Zukunft des Schweizers nichts Gutes verheißen. Acht Präsidenten führten bisher die FIFA - der Brasilianer Joao Havelange und sieben Europäer. Ein Kandidat eines neuen Kontinents hätte zumindest keine schlechten Karten.

"Ich freue mich, dass es offenbar einen Kandidaten aus Asien gibt", sagte Blatter betont gelassen - ohne Namen zu nennen. Stattdessen eröffnete er mit einem weiteren leidenschaftlichen Plädoyer für die WM in diesem Sommer seinen Wahlkampf.

"Plötzlich fragen einige, warum das Turnier an Südafrika vergeben wurde. Sitzen wir nicht mehr in einem Boot der Solidarität? Es ist zu spät, warum zu sagen. Wir gehen dahin und vertrauen Südafrika. Es wird eine wunderbare WM werden", sagte Blatter. Tatsächlich wird vieles vom Verlauf des Turniers abhängen. Unbeschwerte und sichere Festspiele ohne Zwischenfälle wären ein perfektes Blatter-Bewerbungsschreiben. Sollten allerdings Debatten über Sicherheit und Kriminalität die vier Wochen überschatten, könnte Blatters Prestigeprojekt den Anfang vom Ende seiner Präsidentschaft einläuten.

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