Zurück an den Start

Mega-Skandal um "Krone"-Schiedsgericht

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Schiedsrichter soll Kontakt zu Dichand-Anwältin gehabt haben. Er streitet ab, trat aber zurück.

Wien. Schon seit Wochen war das Urteil praktisch täglich mit Spannung erwartet worden. Ein Schiedsgericht nach Schweizer Recht sollte den jahrelangen Konflikt zwischen den Hälfteeigentümern der Krone klären – der Dichand-Familie auf der einen, der Funke-Gruppe mit Immobilientycoon René Benko als Beteiligtem auf der anderen Seite. Entschieden werden soll vor allem, ob der deutsche Funke-Konzern die Vereinbarungen aus den Jahren 1987 und 2003 kündigen darf, die den Dichands die alleinigen Durchgriffsrechte in der Redaktion sowie einen jährlichen Mil­lionengewinn, unabhängig vom Betriebsergebnis der Krone, garantieren.

Vorwurf: Kontakte zur Anwältin der Dichands

Daraus wird jetzt nichts. Einer der drei Schiedsrichter, der von den Dichands gestellte Paul Oberhammer, hat in der vergangenen Woche das Handtuch geworfen. Hintergrund: Oberhammer, so der Vorwurf der Funke-Gruppe, soll regelmäßig telefonischen und persönlichen Kontakt zu Huberta Gheneff, ihres Zeichens Anwältin der Dichands, gehabt haben.

Rücktritt. Stimmen die Anschuldigungen, wäre das ein klarer Verstoß gegen die Regeln eines solchen Schiedsgerichtsverfahrens. Einem Schiedsrichter ist es strikt untersagt, Kontakt zu einer der Streitparteien zu halten und sich dadurch beeinflussen zu lassen. Die Funke-Leute konfrontierten Oberhammer in der Vorwoche mit den Vorwürfen, dieser wies sie zurück und stritt Kontakte zu Gheneff ab. Tags darauf trat er dennoch vom Amt des Schiedsrichters zurück.

Verfahren muss wohl von Neuem begonnen werden

Chaos. Damit ist das Chaos perfekt, denn de facto heißt das: Zurück an den Start. Theoretisch ist es zwar möglich, dass die Dichands einen Schiedsrichter nach­nominieren und sich dieser schnell in die Materie einliest – doch das ist angesichts der Komplexität der Causa unwahrscheinlich. Alles spricht eher dafür, dass das Verfahren von Neuem begonnen werden muss, möglicherweise mit komplett neuen und unbelasteten Schiedsrichtern. Die Entscheidung im Streit um eines der größten Medienunternehmen des Landes wird auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben.

Anwältin Gheneff war für ÖSTERREICH am Sonntag bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht erreichbar.
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