Erste Studie

Sparbuch weiterhin Österreichs beliebteste Sparform

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Durchschnittlicher Sparbetrag liegt bei 245 Euro/Monat.

Trotz guter Konjunktur erfreut sich das Sparbuch in Österreich weiterhin größter Beliebtheit. Als Sparform liegt es unangefochten mit einem Beliebtheitswert von 80 Prozent vor dem Bausparen mit 60 Prozent und der Lebensversicherung mit 44 Prozent. Der durchschnittliche monatliche Sparbetrag stieg gegenüber dem Vorjahr von 239 auf 245 Euro. Das geht aus der neuen Sparstudie der Erste Bank hervor.

Auf den Sparkonten der Österreicher liegen inzwischen insgesamt 254,3 Mrd. Euro - "unverzinst" -, wie Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank, am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien betonte. Das führe bei der aktuellen Zins-und Inflationslandschaft zu einem Kaufkraftverlust. "Die Sparer nehmen 5 Mrd. Euro Kaufkraftverlust im Jahr in Kauf", so Schaufler.

Sparbuch weiterhin Österreichs beliebteste Sparform
© APA


Die Bedeutung des Sparens hat in den vergangenen Jahren generell zugenommen. Für 75 Prozent der Österreicher ist sparen noch immer "sehr" oder "ziemlich" wichtig. 2015 waren es 68 Prozent, 2009, im ersten Jahr der Finanzkrise, 79 Prozent. Hauptgrund für das Sparen ist weiterhin der Notgroschen bzw. die finanzielle Absicherung (82 Prozent, -2 Prozentpunkte im Vergleich zu 2009). Mehr Wert wird auch auf das Sparen für größere Anschaffungen wie Haus, Wohnung oder Auto gelegt (48 Prozent, +6 Prozentpunkte). Alarmierend findet Schaufler den Rückgang bei Altersvorsorge/Pflegevorsorge (41 Prozent, -15 Prozentpunkte). Deutlich zugenommen hat das Sparziel Urlaubsreisen (34 Prozent, +12 Prozentpunkte). Nach wie vor fließe viel Geld in Freizeit und Konsum, laut aktuellen Prognosen werde die Sparquote 2018 aber von 6,8 auf 7,0 Prozent steigen.

Wertpapiere haben laut der der Studie zugrundeliegenden IMAS-Umfrage unter 900 Österreichern in den vergangenen zehn Jahren deutlich an Beliebtheit dazugewonnen und liegen jetzt um 11 Prozentpunkte höher bei 28 Prozent. "In steigenden Volumina sieht man es aber noch nicht", so Schaufler. Einen Grund dafür vermutet er in der fehlenden Finanzbildung. So würden derzeit noch immer Extremmeinungen über Aktien, Anleihen oder Investmentfonds dominieren. Entweder kann man damit viel Verlust (67 Prozent) oder viel Gewinn (84 Prozent) machen.

36 Prozent der Österreicher halten der Umfrage zufolge ihren Wissensstand über Wirtschafts- und Finanzthemen für sehr gut. Andererseits wissen 91 Prozent nicht, was Anleihen sind, 70 Prozent nicht, was Fonds sind, 62 Prozent nicht, was Aktien sind und 48 Prozent nicht, was Zinsen sind. 35 Prozent haben auch keine Ahnung von Inflation.

Die Erste Bank setzt laut Schaufler selbst unterschiedliche Initiativen, um dem mangelnden Finanzwissen zu begegnen. Eine solche sei etwa de Erste Financial Life Park (FLIP), eine Bildungseinrichtung, die bei Jugendlichen ansetze. Eine weitere Initiative beschäftige sich mit der Aus- und Weiterbildung der Bankberater.

Die erste und wichtigste Botschaft für Anleger lautet laut Schaufler: "Ich brauche ein Ziel." Derzeit Sparen laut Umfrage 48 Prozent ohne Plan und nur 14 Prozent nach Plan. Als Ausweg aus dieser Misere schlägt Schaufler sparen bzw. vorsorgen mittels Investmentfonds vor. Die Erste Bank selbst biete dazu den "s Fonds Plan" an, bei dem Anleger selbst bis zu fünf Fonds zusammenstellen können. Das dazugehörende Wertpapierdepot ist für die ersten drei Jahre gratis. "Mit diesem Produkt möchten wir in die Breite kommen", sagte Schaufler. So soll es bald auch möglich sein, online über die Erste-Bank-App George ein Depot zu eröffnen.

Laut Gudrun Egger, Chefanalystin der Erste Group, wird es noch zwei bis drei Jahre dauern, bis die kurzfristigen Einlagenzinsen für private Haushalte wieder über der Inflationsrate liegen, für Anleger also wieder reale Zinszuwächse am Sparbuch stehen. Derzeit liegen die Sparzinsen mit 0,21 Prozent im einjährigen Bereich unter der Inflationsrate, die laut heutiger Statistik-Austria-Aussendung im September von 2,2 auf 2,0 Prozent gesunken ist. Die Aussichten für die Weltwirtschaft seien trotz nachlassender Wachstumsdynamik sehr solide, so Egger.
 
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