Die angeschlagene Fluglinie Air Berlin stellt nach einschneidenden Sparmaßnahmen nun das gesamte Geschäftsmodell auf den Prüfstand. "Unser Sparprogramm Turbine hat gewirkt und zu deutlichen Kosteneinsparungen geführt, aber das ist nicht ausreichend, um den gesteigerten Gegenwind zu kompensieren", erläuterte Konzernchef Wolfgang Prock-Schauer am Donnerstag.
Im ersten Quartal schrieb die Niki-Mutter Air Berlin mit einem Nettoverlust von 210 Mio. Euro erneut tiefrote Zahlen. Nun arbeitet das Management daran, das Unternehmen neu zu strukturieren. Nach dem jahrelangen Schrumpfkurs setzt Air Berlin dabei wieder auf Wachstum. "Die Phase des Kapazitätsabbaus ist abgeschlossen", sagte Prock-Schauer. Schon in diesem Jahr solle die Zahl der Passagiere gesteigert, die Auslastung verbessert und damit der Umsatz erhöht werden.
Erst im April hatte die arabische Fluglinie und Air-Berlin-Großaktionär Etihad dem seit Jahren Verluste schreibenden Lufthansa-Rivalen eine neue Finanzspritze und damit mehr Zeit für die Sanierung zugesichert. Details zu den Umbauplänen nannte der Air-Berlin-Chef nicht. Die Ausarbeitung des Konzepts werde mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Analysten kritisieren das Geschäftsmodell und meinen, dass die Airline in zu vielen Geschäftsfeldern gleichzeitig unterwegs ist: Im Tourismusmarkt, als Billiganbieter, im Langstreckenverkehr und als Zubringer für das Flugnetz von Etihad. Ein Kapitalpolster hat die Fluggesellschaft nicht mehr - im Gegenteil: Ende März lastete ein negatives Eigenkapital von 400 Mio. Euro. Die Araber wollen der Fluglinie im Laufe des Jahres 300 Mio. Euro zuschießen, weitere 252 Mio. Euro kommen aus einer neuen Anleihe. Die Einnahmen verbessern die Bilanz aber erst ab dem zweiten Quartal.