Der Wirtschaftseinbruch fiel durch vierten Lockdown geringer aus als im zweiten Lockdown im November 2020.
Der vierte österreichweite Lockdown hat die Wirtschaftstätigkeit in den drei betroffenen Wochen deutlich gesenkt. Nach einem markanten Rückgang zu Beginn blieb die wirtschaftliche Aktivität in der zweiten Lockdown-Woche unverändert und sank in der dritten nochmals leicht. Insgesamt beträgt der gesamte BIP-Effekt des Lockdowns minus 5,25 Prozentpunkte und fällt damit etwas geringer aus als im zweiten Lockdown ab Mitte November 2020, so das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo).
Im zweiten Lockdown im November 2020 war der Effekt auf die Wirtschaftsleistung ungefähr 6 Prozentpunkte, erläuterte Wifo-Ökonom Josef Baumgartner zur APA.
Nach vorläufiger Berechnung des Wifo lag das wöchentliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den zwei Wochen vom 29. November bis 12. Dezember 2021 um 5,7 Prozent bzw. 6 Prozent unter dem Vorkrisenniveau, einer Durchschnittswoche im Jahr 2019. Im Vergleich zur jeweiligen Vorjahreswoche war das BIP in diesen beiden Wochen um 3,4 Prozent bzw. 0,9 Prozent höher.
Hotels und Gastro stark betroffen
In der Beherbergung und Gastronomie nahm die Aktivität im Vergleich zur Periode ohne Einschränkungsmaßnahmen um 54 Prozentpunkte ab und lag nur mehr bei rund 17 Prozent des Vorkrisenniveaus. Im Tourismus gebe es einen großen Ost-West-Unterschied, sagte Baumgartner. Während im Osten Österreichs der Städtetourismus in Wien und der Thermentourismus im November normalerweise schon gut gebucht sei, beginne die Wintersaison im Westen großteils erst kurz vor Weihnachten. Demnach habe auch der Tourismus im Osten mehr unter dem Lockdown gelitten.
Die Passagierzahlen am Flughafen Wien gingen weiter zurück und lagen in den drei Lockdown-Wochen durchschnittlich um 19 Prozent unter der Vergleichsperiode ohne Einschränkungen. Die Zahl der Frachtflüge nahm durchschnittlich um 6 Prozent ab. Der temperaturbereinigte Stromverbrauch und die Stickstoffdioxid-Emissionen an Messstationen in der Nähe von Industrieanlagen stagnierten im Vergleich zu den zwei Vorwochen.
Online-Shopping im Lockdown
Die bargeldlosen Umsätze für den Einzelhandel und den privaten Konsum waren in der ersten Lockdown-Woche eingebrochen und zeigten in der zweiten und dritten Woche wenig Veränderung. Ebenso blieb die Personenmobilität gemäß Google-Mobilitätsindikatoren im öffentlichen Raum weitgehend auf niedrigem Niveau und dafür spiegelbildlich in privaten Wohnräumen erhöht. Nachdem die privaten Konsumausgaben bereits mit dem Beginn der Einschränkungen für Ungeimpfte (2G-Regel) auf gut 2 Prozent unter das Vorkrisenniveau gefallen waren, setzte sich dieser Rückgang in der Folgewoche mit den zusätzlichen Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte abgeschwächt fort. Der Lockdown für alle führte zu einem markanten Einbruch des Konsums um fast 10 Prozentpunkte. Bis zur Kalenderwoche 49 (6. bis 12. Dezember) vergrößerte sich die Konsumlücke zum Vorkrisenniveau noch auf -12,5 Prozent.
Im Handel betrug der Rückgang knapp 5 Prozentpunkte, in den sonstigen Dienstleistungen, die u. a. persönliche Dienstleistungen enthalten, rund 19 Prozentpunkte. Auf die Güterproduktion, die Bauwirtschaft und die unternehmensnahen Marktdienstleistungen hatte der neuerliche Lockdown keinen nennenswerten Einfluss.