Kurz vor der Unterzeichnung des Kaufvertrags für Opel nährt ein neues Gutachten Zweifel am Rettungskonzept.
Magnas Pläne für den Autobauer sind nach einer Studie im Auftrag der deutschen Regierung "nicht besonders robust". Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa kam die Beratungsgesellschaft PWC (PriceWaterhouseCoopers) zu dem Ergebnis, dass die Absatzplanung der designierten Opel-Mutter Magna ein "außerordentliches Risiko" für Planverfehlungen berge. Der Verkauf soll Anfang kommender Woche abgeschlossen werden.
Regierungskreise bestätigten in Berlin einen Bericht des "Handelsblatts", nach dem die Absatzplanung laut Studie zu optimistisch sei und ein großes Risiko berge. Das Konzept umfasse zu wenig Spielraum für Abweichungen nach unten, lautet die Kritik.
Trotz erheblicher Bedenken ist Opel aus Sicht der Berater aber "grundsätzlich sanierungsfähig", der Plan zur Neuaufstellung des Autobauers sei tragfähig. Den Absatz wolle Magna von 1,16 Mio. Fahrzeugen im laufenden Jahr auf 1,6 Mio. Wagen bis 2014 erhöhen. Magna-Europa-Chef Siegfried Wolf hatte angekündigt, alle Schulden bis 2015 zurückzuzahlen.
Die positive Bewertung gilt als Voraussetzung dafür, dass die vom österreichisch-kanadischen Zulieferer geforderten Staatshilfen von 4,5 Mrd. Euro fließen können. Deutschland will nur einen Teil der Kredite und Bürgschaften beisteuern, auch andere Opel-Standortländer sollen sich beteiligen.
Werk in Eisenach tief in den roten Zahlen
Das Opel-Werk in Eisenach ist 2008 noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust der zur Adam Opel GmbH gehörenden Tochtergesellschaft lag im vergangenen Jahr bei 569 Mio. Euro. Das geht aus dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschlussbericht der Opel Eisenach GmbH hervor. 2007 hatte das Minus erst 41 Mio. Euro betragen.
Der Umsatz sank um 18,2 % auf knapp 1,3 Mrd. Euro. Das hatte zuvor auch "Die Welt" berichtet. Die Geschäftsführung des Opel-Werks rechne für dieses Jahr mit einem operativen Verlust von 100 Mio. Euro und einem Umsatzrückgang auf rund 1 Mrd. Euro, schreibt die "Welt".
Grund für den hohen Verlust 2008 waren laut Jahresabschlussbericht "im Wesentlichen das schlechtere Ergebnis aus dem Fahrzeuggeschäft, die geringeren Lizenzerträge, die außerplanmäßige Abschreibung der Markenrechte sowie die Belastungen aus der Gewinn- und Verlustsplitt- Vereinbarung mit dem GM-Werk in Saragossa, Spanien."
Nach dem GM-Verbundsystem muss das Opel-Werk in Eisenach Teile für den Corsa von anderen Standorten beziehen. Die fertigen Bleche für den Corsa kommen beispielsweise aus dem spanischen Opel-Werk in Saragossa. Dafür muss Opel Eisenach voll bezahlen. Ohne diese Belastung, die es bei der neuen Adam-Opel-Gesellschaft nicht geben soll, wäre Opel Eisenach eines der effizientesten Werke der Welt, sagte ein Opel-Sprecher der "Welt".
Nach Informationen des "Handelsblatts" will die EU-Kommission die Rettung Opels nicht mit langwierigen Genehmigungsverfahren behindern. Die Entscheidung über die geplanten Staatshilfen werde in 2-4 Wochen fallen. Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes stufe den Fall mittlerweile als eine Rettungsbeihilfe im Zusammenhang mit der Finanzkrise ein. Damit werde es möglich, den Fall schnell und unbürokratisch abzuschließen.
Verhandlungen gehen weiter
Unterdessen gehen die Verhandlungen zwischen Magna, Opel, General Motors (GM) und den europäischen Arbeitnehmervertretern weiter. Die Gespräche seien kompliziert, sagte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz: "Wir müssen hart arbeiten." Umstritten ist noch, welche Rechte die Belegschaft im Gegenzug für ihre Beteiligung am neuen Unternehmen bekommt. Die Betriebsräte verlangen Minderheitenschutz, aber auch Mitbestimmungsrechte bei geplanten Standortverlagerungen. Dafür verzichten die Mitarbeiter bis 2014 jährlich auf Urlaubs- oder Weihnachtsgeld im Umfang von 265 Mio. Euro. Auf Deutschland entfielen davon 176,8 Mio. Euro.
Die Einigung bei den Verhandlungen ist eine Voraussetzung für die Vertragsunterzeichnung. Nach dpa-Informationen soll die Übernahme Opels durch den Zulieferer Magna Anfang kommender Woche besiegelt werden.
An dem neuen Unternehmen wollen Magna und die russische Sberbank jeweils 27,5 % halten, 35 % sollen beim Alteigentümer GM bleiben, 10 % soll die Belegschaft übernehmen.