Digitales Langzeitarchiv des Staates vor Umsetzung

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Abnützungserscheinungen oder wechselnde Trägermedien - ein digitales Langzeitarchiv der Republik soll die Daten nicht nur für die "Ewigkeit" bewahren, sondern auch einen leichteren Zugriff von außen ermöglichen, erklärte der Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, Lorenz Mikoletzky, bei einer Pressekonferenz. Das Staatsarchiv und das Bundeskanzleramt haben deshalb Siemens IT Solutions and Services mit der Errichtung des elektronischen Archivs der Republik beauftragt. Der Auftragswert beläuft sich auf 4,58 Mio. Euro.

Im Österreichischen Staatsarchiv lagern insgesamt 177.700 Regallaufmeter Archivgut. Zu den bedeutendsten Stücken zählen Martin Luthers 95 Thesen, ein Exemplar der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV oder eine beglaubigte Kopie des Staatsvertrages. Vorerst geht es jedoch um sämtliche elektronische Akten der österreichischen Verwaltung, die laufend in das System gestellt werden. Brigitte Ederer, Vorstandsvorsitzende der Siemens AG Österreich, geht davon aus, dass die Systementwicklung Ende des Jahres abgeschlossen ist. Die Projektlaufzeit ist auf acht Jahre angelegt.

Modell für andere Institutionen und Länder

"Wir haben in der Verwaltung bereits einen sehr hohen Digitalisierungsgrad erreicht und arbeiten in vielen Bereichen schon papierlos", erklärte Manfred Matzka, Leiter der Sektion I des Bundeskanzleramtes. Die Konzeption des digitalen Langzeitarchivs nahm rund zwei Jahre in Anspruch. Mit dem dabei gewonnenen Wissen möchte man nun auch bei anderen Institutionen und Ländern hausieren gehen: "Das Modell ermöglicht es, das Archiv auch anderen Verwaltungen anzubieten. Diese müssen die Entwicklungskosten nicht mehr selbst tragen." Es gebe bereits konkretes Interesse. Weitere Kunden senken somit die Betriebskosten.

"Wir sind im Vergleich zu anderen Ländern schon sehr weit und streben mit der digitalen Langzeitarchivierung dann auch eine internationale Zertifizierung an", erklärte Mikoletzky. Angedacht sei weiters, auch andere österreichische Archive miteinzubinden, damit deren Material leichter zugänglich wird. Die ältesten Dokumente, die im Staatsarchiv lagern, stammen aus dem 9. Jahrhundert. Die Rückerfassung beginnt aber in den letzten Jahren - so seien zum Beispiel ab dem Jahr 2000 bereits viele Akten elektronisch vorhanden. "Prominente Urkunden" wie die oben genannten können aber schon heute digital abgerufen werden, so Matzka. Im elektronischen Archiv kann rund um die Uhr recherchiert werden. Für laut dem Archivgesetz gesperrte Akten heißt es allerdings auch weiterhin 30 Jahre lang "Bitte Warten".

Backup bei Siemens und im Ausweichsystem des Bundes

Die Daten sind übrigens laut Matzka mittels verlässlichem Backup gesichert, zum einen im Siemens Rechenzentrum in Wien und zum anderen im zentralen Ausweichsystem des Bundes in St. Johann im Pongau. Wechselnde Trägermedien sind eine Herausforderung, räumte der Sektionschef ein. Ständige Marktbeobachtung soll deshalb sicherstellen, dass die Informationen auch in etlichen Jahren noch zugänglich sind.

Siemens-Chefin Ederer sprach von einer "großen Auszeichnung, für das Land das elektronische Gedächtnis zu errichten": "Das Projekt ist mit Sicherheit ein Leuchtturmprojekt, das auf andere ausstrahlen wird." Auch Matzka zeigte sich überzeugt: "Das ist keine kleine zusätzliche Anwendung. Das ist eine wirklich neue Qualität."

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