Draghi-Aussagen beflügeln

Europas Börsen schließen im Plus

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Hoffnung auf Wiederaufnahme des ruhenden Anleihekaufprogramms der EZB.

Die europäischen Leitbörsen haben am Donnerstag einheitlich kräftige Kurszuwächse verbuchen können. Vor allem die Hoffnungen auf weitere Krisenhilfe seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) haben an den internationalen Aktienmärkten und auch beim Euro für Auftrieb gesorgt.

Der Präsident der EZB, Mario Draghi, hatte weitere Unterstützung für die Problemstaaten der Eurozone signalisiert. "Die Europäische Zentralbank wird im Rahmen ihres Mandats alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten", sagte er bei einer Rede. "Und glauben Sie mir - es wird ausreichen." Wichtiger noch als die demonstrative Entschlossenheit werteten Marktteilnehmer Aussagen Draghis, die auf eine Wiederaufnahme des seit März ruhenden Anleihekaufprogramms der EZB hindeuten könnten.

Am Nachmittag kam zudem von mehrheitlich besser als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturnachrichten Unterstützung. So waren die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche stärker als erwartet gesunken. Zudem haben die Aufträge für langlebige Güter im Juni deutlich stärker zugelegt als prognostiziert. Hingegen haben sich in den USA die noch nicht vollständig abgeschlossenen Hausverkäufe im Juni deutlich schwächer als erwartet entwickelt.

Ein Branchenvergleich zeigte alle Sektoren im grünen Bereich. Die deutlichsten Zugewinne gab es bei Banken und Versicherern zu verzeichnen. Gut gesucht waren auch Versorger. Die anziehenden Rohölnotierungen sorgten bei den Energiewerten für höhere Kurse.

Auch die laufende Berichtssaison sorgte für Impulse. Telefonica schlossen nach sehr schwachem Verlauf noch um 3,35 Prozent fester bei 8,947 Euro. Der spanische Telekommunikationskonzern hatte angesichts der angespannten Lage in seinem Heimatland die Notbremse gezogen: In diesem Jahr werden die Aktionäre keine Dividende erhalten und es werden auch keine eigenen Aktien zurückgekauft.

Der französische Telekomkonzern France Telecom indes konnte in der ersten Jahreshälfte die Schwäche im Heimatmarkt durch Zuwächse in Spanien und anderen Ländern abfedern. Dies bescherte den Papieren ein Plus von 6,43 Prozent auf 10,925 Euro.

Die Papiere von Unilever schnellten um satte 5,59 Prozent nach oben auf 27,955 Euro. Der weltweit zweitgrößte Konsumgüterkonzern hatte überraschend gute Halbjahreszahlen präsentiert. Siemens rutschten hingegen nach Zahlen 1,19 Prozent ins Minus auf 66,52 Euro und zählten damit zu den wenigen Verlierern im Euro-Stoxx-50.

Die größte Bank der Euro-Zone, Santander, leidet unter den Folgen der Immobilienkrise auf dem spanischen Heimatmarkt. Das Institut erreichte im ersten Halbjahr nur noch einen Nettogewinn von 1,7 Mrd. Euro, das waren mehr als 50 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Dennoch fanden sich die Aktien mit plus 10,67 Prozent auf 4,51 Euro ganz oben auf der Kursliste. Beobachter lobten den offensiven Umgang der Bank mit den Risiken und das Bemühen, die Bilanz aufzuräumen und wetterfest zu machen.

Bei den Autowerten mussten VW Vorzüge ein kleines Minus von 0,07 Prozent auf 133,55 Euro verbuchen. VW fuhr der schwächelnden Konkurrenz zwar im ersten Halbjahr davon und verdiente operativ 6,5 Milliarden Euro - trotz hoher Investitionen ein Zuwachs von 6,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Händler verwiesen zur Begründung für die Abschläge vor allem auf den Ausblick.
 

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