Flugzettel drohen mit Mobbing

KV-Streit bei AUA: Streik liegt in der Luft

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Streit um Kollektivvertrag für Bodenmitarbeiter der Austrian Airlines spitzt sich zu.

Im Vorfeld der Betriebsversammlung am Montag sind heute Flugzettel aufgetaucht, in denen Mitarbeitern, die sich nicht an einem Streik beteiligen, angedroht wird, aus dem Unternehmen gemobbt zu werden.

Anonyme Drohung
Das sagte AUA-Sprecher Martin Hehemann am Freitag. Er sprach von einer "unverhohlenen Drohung". Auch Boden-Betriebsratschef Alfred Junghans distanzierte sich von dem anonymen Schreiben, das heute zahlreiche AUA-Mitarbeiter in ihren Windschutzscheiben vorgefunden haben.

Junghans hat laut Eigenangaben "keine Ahnung", wer das Schreiben verfasst haben könnte. "Das passt auch gar nicht zusammen, weil wir gar keinen Streikbeschluss haben", sagte er der APA. Heute habe er gemeinsam mit der Gewerkschaft GPA die Mitarbeiter über den Flugzettel informiert. "Wir wollen und werden keine Bedrohung von Kollegen zulassen."

Auf dem Flugzettel heißt es laut Hehemann sinngemäß: "Von allen Streikbrechern des Pilotenstreiks von 2003 ist kein einziger mehr im Unternehmen. Auch wir werden uns erinnern." Das AUA-Management ist empört: "Wer immer dieses Schreiben verfasst hat, hat eindeutig eine Grenze überschritten", sagte Hehemann.

Die Flugzettel tauchten just einen Tag nach dem Abbruch der dritten KV-Verhandlungsrunde auf, die Nerven bei Management und Belegschaftsvertretung liegen blank. "Derzeit sind wir vor einer Arbeitskampfsituation", meinte Junghans heute.

Am Montag ab 9:00 Uhr soll in einer Betriebsversammlung geklärt werden, wie es weiter geht. Dort könnte auch ein Streik beschlossen werden. "Ausschließen kann ich nach den derzeitigen Prämissen leider gar nichts", so Junghans.

Forderungen
Die Gewerkschaft fordert für das Bodenpersonal einen "anerkennenden" Teuerungsausgleich, der Vorstand bot zuletzt eine Lohnerhöhung von 35 bzw. 30 Euro für jene, die weniger als 2.000 bzw. 2.500 Euro brutto verdienen. Alle mit einem höheren Einkommen hätten eine Einmalzahlung von 300 Euro erhalten sollen.

Junghans jedenfalls betonte, dass ihm eine Rückkehr zum Verhandlungstisch am liebsten wäre. Immerhin sei der Betrag, um den gestritten wird, weit geringer als ein Viertel der Jahresgage von Lufthansa-Boss Wolfgang Mayrhuber, der 2009 rund 2,5 Mio. Euro verdient hatte.

Heute habe es keine Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Management gegeben, am Wochenende "denke ich doch, dass Gespräche möglich sein werden", meinte Junghans.

Streik könnte Flugverkehr in Wien lahmlegen?

Wie lange die Betriebsversammlung am Montag dauern wird, wollte er offenlassen. "Wir werden sicherlich einige Zeit brauchen." Aus Personalkreisen verlautete zuletzt, dass die Proteste weit umfangreicher werden könnten als am Donnerstag vergangener Woche, als es nur zu minimalen Behinderungen des Flugverkehrs kam. Ein Streik des AUA-Bodenpersonals könnte mehr oder weniger den gesamten Flugverkehr in Wien lahmlegen.

Die AUA musste an die Lufthansa notverkauft werden, der Deal kostete den heimischen Steuerzahler 500 Mio. Euro.
 

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