EU-Rebell

Martin: "Cent-Münzen müssen sofort weg"

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Kleingeld ist zu teuer - 1,4 Milliarden versenkt. 

Mehr als ein Jahr lang hat Hans Peter Martin als EU-Berichterstatter Kosten und Nutzen der 1- und 2-Cent-Münzen untersucht. Von Beginn an hat er gewettert: „Die Produktion der Münzen ist eine riesige Geldverschwendung.“ (ÖSTERREICH berichtete.)

Anfangs wurde er belächelt. Jetzt schwenkte die EU-Kommission um: „ Zu teuer und zu unpraktisch“, stellte auch sie fest. Drastisch gestiegene Preise für Kupfer und Stahl ließ die Produktion der kleinen Münzen zu einem noch größeren Verlustgeschäft werden als bisher.

Österreich hat seit 2002 85 Mio. Euro verloren
Fast 46 Milliarden Münzen wurden seit 2002 erzeugt: „1,4 Milliarden Euro Verlust sind damit eingefahren worden“, rechnet Martin vor: „Österreich verlor in diesem Zeitraum zumindest 85 Mio. Euro.“

Martin fordert deshalb die sofortige Abschaffung des „lästigen und unpraktischen“ Kleingeldes: ??In Finnland und den Niederlanden hat es ohnehin nie 1- und 2-Cent-Stücke gegeben“, stellt er fest.

Nun müssen die Mitgliedstaaten entscheiden, was geschehen soll. Vier Szenarien sind möglich:

  • Alles bleibt wie bisher.
  • Verbilligung der Produktion durch Änderung des Rohmaterials zur Erzeugung der Cent-Stücke.
  • Langsames Ausklingen der Produktion.
  • Sofortiges Abschaffen der 1- und 2-Cent-Stücke.

EU-Rebell Martin ist für die Radikallösung: „Weg damit.“ Er räumt auch mit dem Vorurteil auf, wonach ein Verschwinden des Kleingeldes Waren verteuern würde: „Jene Bereiche des Handels, die auf Kampfpreise setzen, würden eher abrunden – aus 1,99 Euro würden dann 1,95 Euro.“

ÖSTERREICH: Seit mehr als einem Jahr kämpfen Sie als EU-Berichterstatter für die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen. Warum?
Hans Peter Martin:
Weil die Münzen ein riesiges Verlustgeschäft sind, eine typische EU-Verschwendung. Jetzt räumt selbst die EU-Kommission ein, dass die Herstellung der beiden Münzen seit 2002 zu einem Verlust von 1,4 Milliarden Euro geführt hat. Österreich kostete das bisher 85 Millionen. In Wahrheit ist jedes 1-Cent-Stück ja vier Cent wert.

ÖSTERREICH: Nun griff die EU Ihren Vorstoß auf. Ihr persönlicher Erfolg?
Martin:
Ich hoffe, dass die Wähler das so sehen. Anfänglich hat es ja massiven Widerstand der EU-Kommission und des Rates gegeben.

ÖSTERREICH: Was schlagen Sie nun vor?
Martin:
Am vernünftigsten wäre es, die Münzen sofort abzuschaffen und aus dem Handel zu nehmen. Alles andere wäre weitere Geldverschwendung. Einen Zeitplan gibt es aber noch nicht

ÖSTERREICH: Der Wegfall der 1- und 2-Cent-Münzen würde aber die Preise in die Höhe treiben ...
Martin:
Schon jetzt sind die kleinen Kupfermünzen ein riesiger EU-Bluff: Wer heute 0.99 Euro im Geschäft bezahlt, legt in Wirklichkeit 1,02 Cent auf den Tisch. Weil er als Steuerzahler jeden Cent ohnehin seit Jahren mit drei Cent subventioniert. Dagegen kämpfe ich.

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