Kandidatur

ORF: Wrabetz tritt an

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Wrabetz gibt ORF-Kandidatur bekannt. Jetzt droht ihm Duell gegen Grasl um Chefposten.

Wien. Es ist eine Ankün­digung, die keinen ORF-In­sider überrascht hat. ORF-Chef Alexander Wrabetz ließ den Österreichern via deutsches Handelsblatt ausrichten, was ÖSTERREICH-Leser längst wussten: Der ORF-Generaldirektor will bei der ORF-Geschäftsführungswahl im August 2016 erneut für den Chefposten kandidieren. Und damit als Erster den „Hattrick“ (drei Amtszeiten en suite) schaffen.

Das heißt, Wrabetz hofft auf die „breite Unterstützung des ORF-Stiftungsrats“. Kein leichtes Unterfangen. Denn die ÖVP hat, wie berichtet, derzeit mit 14 ORF-Stiftungsräten bereits die relative Mehrheit in diesem wahlberechtigten Gremium.

Grasl wird Kandidatur 
erst spät verkünden

Die ÖVP favorisiert hinter den Kulissen den derzeitigen ORF-Finanzchef Richard Grasl als ORF-Chef, wenn es nicht im letzten Moment zu einem Deal um eine Doppelspitze kommt (siehe Insider).

Wrabetz gibt sich allerdings optimistisch (siehe Interview) und rechnet mit dem überwiegenden Teil der Unabhängigen im Stiftungsrat.

Grasl selbst will sich möglichst bedeckt halten und die eigene Kandidatur erst relativ knapp vor der ORF-Wahl verkünden.

Dass Wrabetz seine Kandidatur bereits ein gutes halbes Jahr vor der ORF-Wahl verkündete (vor fünf Jahren ließ er sich damit bis in den März Zeit), liegt wohl daran, dass er seine Gegner unter Zugzwang setzen und seine eigene Partei, die SPÖ, vor vollendete Tatsachen stellen wollte, die auch mit anderen Kandidaten geliebäugelt hatte.

Das Match ist eröffnet.

Wrabetz: ›Wollte langen Wahlkampf vermeiden‹

ÖSTERREICH: Warum dieser Frühstart?

Alexander Wrabetz: Weil wir wichtige Aufgaben vor uns haben – vom neuen Standort über den sehr ambitionierten Finanzplan bis zur digitalen Herausforderung. Deshalb wollte ich Klarheit schaffen, dem Stiftungsrat sagen, dass ich bereit bin.

ÖSTERREICH: Rechnen Sie mit einem Gegenkandidaten?

Wrabetz: Ja, ich rechne mit anderen Kandidaten. Deshalb hab ich das so früh angesagt, damit sich jeder orientieren kann und ein halbes Jahr Wahlkampf vermieden werden kann.

ÖSTERREICH: Genau diesen Wahlkampf haben Sie aber ab sofort …

Wrabetz: Das hoffe ich nicht, weil wir alle wissen, dass wir mitten im Standortprojekt, mitten in wichtigen Rechte- und Programmentscheidungen nicht in politisches Hickhack verfallen sollten.

ÖSTERREICH: Rechnen Sie mit Finanzdirektor Grasl als Gegner?

Wrabetz: Das wäre dann ­genau Wahlkampf, wenn ich spekulieren würde, ob und wer sich allenfalls bewirbt. Das müssen Sie ihn selbst fragen.

ÖSTERREICH: Sie hoffen darauf, dass sich SPÖ und ÖVP auf Sie einigen?

Wrabetz: Nein, ich hoffe auf eine breite Unterstützung des Stiftungsrats und nicht, dass sich die Koalition diesen Posten aushandelt.

ÖSTERREICH: Im Stiftungsrat gibt es aber ein Patt …

Wrabetz: Nur, was die sogenannten Freundeskreise betrifft. Insgesamt rechne ich schon mit 20 Stimmen und einer bunten Mehrheit.

ÖSTERREICH: Die größten Herausforderungen?

Wrabetz: In den nächsten fünf Jahren wird es darauf ankommen, wie das der BBC-Chef formuliert hat, „to ride the two horses“. Das heißt, bei den klassischen Medien Fernsehen und Radio Marktführer zu bleiben und auch im digitalen Bereich noch mehr massenwirksame Qualitätsprodukte zu bieten und unsere ­starke Stellung im Online-Bereich noch auszubauen.

ÖSTERREICH: Es soll neben der Fernseh-, der Technischen und der Kaufmännischen Direktion noch einen vierten Direktor geben. Wird sich der um den Online-Bereich kümmern? Thomas Prantner, hört man, hätte Ambitionen …

Wrabetz: Wie diese vierte Direktion ausgestaltet wird, ist noch offen. Wichtig ist, dass man der digitalen Entwicklung einen besonderen Stellenwert gibt. Das muss aber kein eigener Online-­Direktor sein.

ÖSTERREICH: Wollen Sie Ihre bisherige Direktion mit Zechner, Grasl und Götzhaber behalten?

Wrabetz: Ich würde gerne mit diesem Team in die nächste Amtszeit gehen.

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