Wirtschaft

RBI-Chef startet Spar-Kurs

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Karl Sevelda im ÖSTERREICH-Interview.

Eigentlich hatte er andere Pläne: Karl Sevelda wollte sich 2014 in den Ruhestand verabschieden und auf Weltreise gehen. Das muss nun noch warten – im Juni rückte der 63-Jährige vom langjährigen Vizechef der Raiffeisen Bank International (RBI) zur Nummer 1 auf. Sein Vertrag läuft bis 2017 – und den will er „voll ausüben“.

Künftig stärkerer Fokus auf Österreich-Geschäft
Im ÖSTERREICH-Interview erläutert Sevelda seine Strategie für die RBI, die – wie die gesamte Branche – in eine „Optimierungsphase“ komme. Schon bei der Halbjahres-Bilanz im August hatte er ein Sparprogramm mit „schmerzlichen Einschnitten“ angekündigt. Sevelda will die Bank künftig auf sechs Wachstumsmärkte fokussieren, darunter Russland, Polen „und vor allem Österreich“. Das Engagement im Problemland Ungarn will er zurückfahren, ebenso in Slowenien.

Die Staatshilfe für die RBI – 1,75 Mrd. Euro – will Sevelda vor 2017 zurückzahlen. Sauer macht den engagierten Liberalen, privat unterstützt er die Neos. Die Bankenabgabe sei „ganz sicher der falsche Weg“.

"Liberale Partei würde Österreich gut tun"

Karl Sevelda über die Wahl und seine Strategie für Raiffeisen.

ÖSTERREICH: Der Kanzler fordert im Wahlkampf die Verlängerung der Bankenabgabe. Tut das Raiffeisen weh?
SEVELDA: Ich bin sehr betroffen von dieser Art der Diskussion. Natürlich haben auch Banken in der Vergangenheit Fehler gemacht – international, vor allem in den USA durch zu leichtsinnige Kreditvergabe, in Österreich leiden wir an katastrophalen Fehlern bei der Hypo Alpe Adria. Aber das waren Fehler der Politiker. Da kann man nicht mit einer Abgabe jene Banken zur Ader lassen, die das Brot-und-Butter-Geschäft machen – Kredite vergeben. Die Belastungsgrenze der Banken in Österreich ist sicher erreicht. Das kann den Aufschwung gefährden.

ÖSTERREICH: Sie halten eine Bankensteuer ...
SEVELDA: ... ganz sicher für den falschen Weg. Die Politik sollte sich auf andere Themen konzentrieren, endlich beginnen, bei wesentlichen Kosten zu sparen – eine längst fällige Verwaltungsreform. Wer braucht heute in Europa noch Parlamente, Gesetze, Bauordnungen für jedes Bundesland? Hier eine Verwaltungsebene einzusparen, würde Milliarden bringen – ein Vielfaches der Bankenabgabe.

ÖSTERREICH: Sie sind politisch engagiert.
SEVELDA: Ich war immer auf der Suche nach dem liberalen Lager in Österreich, dachte es anfangs in der FPÖ zu finden. Aber die heutige FPÖ ist das Gegenteil von liberal – intolerant, engstirnig. Ich bin Anfang der 90er-Jahre ausgetreten und habe mit Begeisterung mit Heide Schmidt das Liberale Forum mitbegründet.

ÖSTERREICH: Heute angagieren Sie sich für die Neos?
SEVELDA: Nur privat. Bei der Raiffeisen Bank International hat Parteipolitik nichts verloren.

ÖSTERREICH: Werden die Neos über 4 % kommen?
SEVELDA: Das hoffe ich, eine liberale Partei würde dem Parlament, der Regierung, dem Land sehr gut tun. Wir brauchen mehr Eigenverantwortung, mehr Eigeninitiative, mehr Weltoffenheit.

ÖSTERREICH: Was stört Sie an diesem Wahlkampf?
SEVELDA: Die Unehrlichkeit, das niedrige Niveau, das die Politik erreicht. Aber es gibt Hoffnungsträger. Da kommt eine gute neue Generation. Umgekehrt: Einen Stronach kann ich als Politiker nicht ernst nehmen, der hätte der Politik fernbleiben sollen. Er zerstört nur sein Image.

ÖSTERREICH: Haben Sie Raiffeisen nach dem Stepic-Wirbel in unruhigem Fahrwasser übernommen?
SEVELDA: Die ganze Bankenbranche ist in unruhigem Wasser. Noch ist der Aufschwung erst zaghaft – einen stärkeren erwarten wir 2014, 2015. Wir kommen jetzt von einer Konsolidierungs- in eine Optimierungsphase. Unser Hauptproblem ist Ungarn. Da werden wir unser Engagement stark zurückfahren, auch in Slowenien. Wir wollen uns auf 6 Wachstumsmärkte konzentrieren: Russland, Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien und vor allem Österreich.

ÖSTERREICH: Sie wollen Raiffeisen nach der extremen Ost-Expansion wieder auf Österreich fokussieren?
SEVELDA: Das Ost-Engagement bleibt – das ist unser erweiterter Heimatmarkt. Aber in Österreich sind unsere Wurzeln, unser Herz – hier soll der Kern unseres Geschäfts liegen.

ÖSTERREICH: Ist Raiffeisen in einer schwierigen Situation?
SEVELDA: Nicht mehr als die anderen Banken. Okay, wir haben noch 1,75 Mrd. Partizipationskapital vom Staat, das bis 2017 als Kernkapital anerkannt wird. Aber das wollen wir früher zurückzahlen. Sei es aus Mitteln einer Kapitalerhöhung, sei es mit anderen Mitteln.

ÖSTERREICH: Sie wollten 2014 in Ruhestand gehen – sind Sie ein Übergangs-Chef?
SEVELDA: Sicher nicht. Ich wollte mit Beginn des Jahres das Leben genießen, auf Weltreise gehen. Aber jetzt habe ich einen Vertrag bis 2017, den werde ich voll ausüben. Es macht große Freude, die RBI mit meinem exzellenten Team zu führen.

Interview: Wolfgang Fellner

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