Die beiden angeschlagenen Banken BAWAG PSK und Volksbank AG (ÖVAG) sondieren die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses, schreibt das "WirtschaftsBlatt" am 8. Oktober unter Berufung auf mehrere Quellen. Offiziell wollten beide Kreditinstitute davon nichts wissen, wurde hinzugefügt.
Schon 2005 wurde über einen Zusammenschluss nachgedacht. "Es gibt auf beiden Seiten prominente Kräfte, die ein Zusammengehen der Institute vorantreiben", wird von der Zeitung heute ein langjähriger Insider zitiert. Bei einer Fusion läge die Bank auf Nummer vier mit 93 Mrd. Euro Bilanzsumme. Kartellrechtlich dürfte es laut Branchenkennern keine Probleme geben. Als Hürde könnten sich jedoch die jeweiligen Eigentümer erweisen, schreibt das Blatt, also die Volksbanken bei der ÖVAG und der US-Fonds Cerberus bei der BAWAG.
BAWAG-Chef dementiert Verhandlungen
Verhandlungen dementiert wurden vom neuen BAWAG-Chef Byron Haynes. Aus der ÖVAG ließ deren Sprecher Walter Gröblinger der Zeitung ausrichten, die Gerüchte entbehrten jeder Grundlage. Beide Seiten hätten kein Geld für Expansion, also scheine eine Bündelung der Kräfte noch am interessantesten, heißt es im Bericht.
Offizielle Statements gab es auch beim derzeit laufenden Finanzsymposium in Alpbach nicht zu dem Fusionsgerücht. Von der APA befragte Banker, die namentlich nicht genannt werden wollen, verwiesen auf viele mögliche Planspiele, wenn sich nach der Krise Banken neu aufstellen müssten. Gerade bei BAWAG und ÖVAG fehle es aber am Geld, einander zu kaufen. "Wo ist der starke Dritte?", fragte ein Banker.
Das könnte im Hintergrund bei BAWAG/ÖVAG der Bund sein, der ja in beide Banken bereits Staatsgeld einschießt, oder ein starker anderer Bankpartner für beide, heißt es. Eine technische Fusion der zwei Institute an sich, die im Land nicht gerade zu den Stärksten zählten, würde noch keinen starken Bankblock kreieren. Ein Zusammengehen der BAWAG mit einer anderen Bank gilt in der Bankbranche seit längerem wahrscheinlicher als ein früher genannter Börsegang, wenn Cerberus aussteigt.
Ministerium weiß von nichts
Bei der ÖVAG und BAWAG hat der Bund mit dem Einschuss von staatlichem Eigenkapital Einfluss auf große strategische Entscheidungen verbrieft. Für die Republik Österreich hat ein Sprecher des Finanzministeriums gegenüber der APA zu den Zusammenschlussgerüchten festgestellt, dass "von uns keinerlei Antrieb und auch kein Druck kommt, eine solche Fusion durchzuführen." Die Fusionsspekulation um BAWAG und ÖVAG kenne er nur aus den Medien. "Uns ist kein derartiges Ansinnen bekannt", sagte Ministersprecher Harald Waiglein.
"Wir sehen es im übrigen nicht als unser Geschäft an, Fusionen zwischen privaten Geschäftsbanken zu ermöglichen oder zu verhindern. Von uns kam keine solche Auflage, auch nicht von der EU." Die ÖVAG hat heuer im April eine Milliarde staatliches Partizipationskapital erhalten. Bei der BAWAG steht für den Einschuss von 550 Mio. Euro staatlichem PS-Kapital und einer ausverhandelten Garantie über 400 Mio. Euro noch die EU-Genehmigung aus.
Eine reine Privatangelegenheit von Bankeigentümern sind Fusionen freilich nicht, vor allem nicht seit der Staat den Banken wegen der Krise Unterstützung gab: "Wir haben vom Vertrag her einige Möglichkeiten, wenn es Transaktionen gäbe, die die Stabilität gefährden könnten", sagte Waiglein heute zur APA. Solche Klauseln gebe es schon - "Einspruchs- und Kontrollrechte", die eine Verschlechterung der Ansprüche des Bundes ausschlössen. Branchenspekulationen, wonach BAWAG und ÖVAG zusammenspannen und in der Folge der Staat in einer solchen Fusionsbank vorübergehend einsteigen würde, wies Waiglein zurück. Eine Teilverstaatlichung "wird klar dementiert".
Konkurrenz ätzt über Gerüchte
Wie unwahrscheinlich die Konkurrenz von BAWAG und Volksbank eine Fusion der beiden angeschlagenen Banken hält, wurde beim Finanzsymposium in Alpbach kurz und schnörkellos beschrieben: "Der Blinde stützt den Lahmen", meinte ein Banker zu den kolportierten Überlegungen. Beide Banken seien mitten in einer Sanierung, beide hätten 2008 hohe Verluste gemacht, so der Tenor von Branchenvertretern in Alpbach. Dass sich die Bankenlandschaft in Österreich nach der Krise ändern werde und BAWAG und ÖVAG in den nächsten Jahren wohl neue Eigner bekommen würden, ist in der Finanzbranche unbestritten. Als logischer Partner für die Volksbank AG wird nach wie vor Raiffeisen gesehen.
Bei den Podiumsdiskussionen in Alpbach äußerten Experten die Ansicht, dass die Finanzkrise Übernahmen und eine Konsolidierung im Bankgeschäft nach sich ziehen wird. Die Preise seien tief, und bisher habe sich auffällig wenig getan, vor allem grenzüberschreitend. Für die BAWAG oder andere Banken sehen Branchenfachleute aktuell neue Finanzinvestoren (Fonds) auf der Matte.