Bahnchef spricht in ÖSTERREICH über 2012, neue Offensiven und Stronach.
ÖSTERREICH: Zu Beginn: Wie sehen Sie jetzt mit ein paar Wochen Abstand das Kaufangebot von Frank Stronach für die ÖBB?
Christian Kern: Ein PR-Gag. Die ÖBB transportieren jährlich 450 Millionen Menschen zu ihrem Arbeitsplatz, zu Familien, Freunden. Wir investieren Steuergeld in Infrastruktur, die noch in Generationen Rückgrat von Wohlstand und Lebensqualität im Land sein wird. Das Verlust oder unnötig zu nennen, ist daneben.
ÖSTERREICH: 450 Millionen Menschen im Jahr?
Kern: Ja. Diese Aufgabe hat eine betriebswirtschaftliche, aber auch eine gesellschaftliche Komponente. Wir transportieren die Menschen auch dort, wo es kein Geschäft ist. Bahnlinien zwischen Großschweinbart und Sulz könnte nicht einmal Steve Jobs mit Warren Buffet gemeinsam mit Gewinn führen.
ÖSTERREICH: Aber die ÖBB fahren heuer unterm Strich Gewinn ein?
Kern: Wir werden heuer 60 Millionen Euro Gewinn machen und damit - wenn Sie sich die einzelnen Teilbereiche anschauen -zu den erfolgreichsten Bahnen Europas zählen.
ÖSTERREICH: Um wie viel haben Sie die Kosten gesenkt?
Kern: Wir haben uns vorgenommen innerhalb von fünf Jahren das Ergebnis um 500 Millionen zu verbessern. Zwei Drittel davon durch Kostensenkungen. Den Rest durch Umsatzzuwächse und Preiserhöhungen. Wir haben das Ergebnis verbessert -und das obwohl wir unter schwierigen Bedingungen arbeiten. So zahlen wir heuer 30 Mio. Euro mehr an Energiesteuern.
ÖSTERREICH: Der Güterverkehr ist Ihr Problemkind. Wie hoch wird dort das Minus?
Kern: Es wird kein Minus geben. In der Rail Cargo werden wir es als eine der wenigen Güterbahnen Europas schaffen, eine schwarze Null zu schreiben. Wir sind da sehr gut vorangekommen, stehen aber immer noch vor großen Herausforderungen.
ÖSTERREICH: Insgesamt müssen Sie im Konzern weitere Hunderte Millionen einsparen ...
Kern: Ja, trotz der Ergebnisverbesserung müssen wir auf der Kostenbremse bleiben.
ÖSTERREICH: Also ist eine zweite 100-Millionen-Tranche in den nächsten 2 Jahren noch personalseitig?
Kern: Personal ist nur ein Aspekt. Wir haben etwa 230 Millionen Euro für ITund Telekommunikationsaufwand im Unternehmen. Und Einkaufsvolumina in Milliardendimensionen. Da haben wir noch viel Spielraum.
ÖSTERREICH: Zur Bahnhofsoffensive: Am Hauptbahnhof geht es in einer ersten Phase im Dezember los ...
Kern: Das ist der Eintritt Österreichs ins Highspeed-Zeitalter. In Zukunft fährt man von Wien nach Linz mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 151 km/h. Die Spitzengeschwindigkeit sind 230 km/h.
ÖSTERREICH: Wann ist der Starttag?
Kern: Am 9. Dezember geht es los. Dann ist man von Wien in 2:22 Stunden in Salzburg, in 1:15 in Linz und in 25 Minuten in St. Pölten.