Österreich schneidet schlechter ab als der Europa-Durchschnitt.
Korruption ist in Europa nach wie vor weit verbreitet, am stärksten in Ost- und Südosteuropa. Österreich liegt im Mittelfeld, geht aus einer Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young hervor. Bei geschönten Finanzergebnissen schneidet Österreich schlecht ab und liegt sogar an sechster Stelle in Europa, heißt es in einer Pressemitteilung von Ernst & Young.
46 Prozent der befragten österreichischen Manager geben an, Bestechung sei in ihrem Land an der Tagesordnung. Im westeuropäischen Durchschnitt sind es 39 Prozent, im Gesamtdurchschnitt inklusive Staaten in Afrika, dem Mittleren Osten und Indien 57 Prozent. Von geschönten Finanzergebnissen berichten laut Studie 51 Prozent der österreichischen Manager. Im Gesamtdurchschnitt geben 38 Prozent an, dass Unternehmen ihre Finanzergebnisse oft besser darstellen als sie tatsächlich sind, im westeuropäischen Durchschnitt 31 Prozent.
Slowenien EU-Spitze
Bei der Korruption im Geschäftsleben liegt Slowenien an der Europa-Spitze (96 Prozent), gefolgt von Kroatien (90 Prozent), der Ukraine (85 Prozent) sowie Griechenland und der Slowakei (je 84 Prozent). In Kenia sind 94 Prozent der Manager der Ansicht, dass Korruption üblich ist, in Nigeria 89 Prozent und in Ägypten 71 Prozent.
Weniger Korruption als in Österreich sehen beispielsweise Manager in Irland (43 Prozent), Großbritannien (37 Prozent), und Deutschland (30 Prozent). Am wenigsten verbreitet ist die Korruption laut Umfrage in der Schweiz: Nur 10 Prozent der Manager geben an, dass Bestechung in ihrem Wirtschaftsleben üblich ist. Ähnlich niedrige Werte weist die Studie auch für Finnland und Schweden mit je 12 Prozent aus.
Österreich unterm Durchschnitt
Bei den geschönten Finanzergebnissen liegt Slowenien mit 66 Prozent an erster Stelle in Europa, gefolgt von Russland und Spanien (je 61 Prozent), Kroatien (58 Prozent), Serbien (54 Prozent) und Österreich (51 Prozent), der Ukraine (49 Prozent), Griechenland (46 Prozent), der Türkei (45 Prozent) und Portugal (43 Prozent). Am unteren Ende der Skala liegen Finnland (7 Prozent), Norwegen (10 Prozent) sowie die Schweiz und Frankreich (je 16 Prozent).
Mangelndes Unrechtsbewusstsein sei ein häufiger Grund für Korruption. Jeder siebente westeuropäische Manager halte es für üblich, Aufträge mithilfe von Bestechung zu gewinnen.
Anhaltender Druck
"Angesichts der derzeitigen herausfordernden Marktbedingungen sehen sich Unternehmen mit anhaltendem Druck konfrontiert, Wachstums- und Gewinnerwartungen zu erfüllen. In diesem Umfeld lassen sich manche unweigerlich zu unethischem Verhalten verleiten", so Andreas Frohner, Leiter der Abteilung "Fraud Investigation & Dispute Services" bei Ernst & Young Österreich. Die Studie mache auch den Trend deutlich, dass Bestechung und Korruption im eigenen Land wahrgenommen, als Risiken im eigenen Betrieb aber negiert würden.
Befragt wurden für den "EMEIA Fraud Survey" rund 3.500 Mitarbeiter von großen Unternehmen in 36 Ländern der Regionen Europa, Mittlerer Osten, Afrika und Indien. In Österreich wurden 100 Befragungen durchgeführt.