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Knapper Kakao: Alarmglocken bei Nestle

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Kakao wird knapp. Dies hat einen der größten Schokoladeproduzenten zum Handeln veranlasst. Nestle, die Nummer zwei am Weltmarkt, wird künftig 12 Mio. Setzlinge verteilen. Gegen das millionenschwere Engagement regt sich Kritik.

Der Kakao-Markt ist in arge Schieflage geraten: Während die Nachfrage nach Schokolade immer größer wird, kämpfen die Kakaoproduzenten gleichzeitig mit Ernterückgängen und Qualitätsproblemen. Vor diesem Hintergrund hat der Nahrungsmittel-Konzern Nestle vor kurzem die Lancierung des Cocoa Plans bekanntgegeben. In den nächsten 10 Jahren will Nestle 110 Mio. Franken (72,8 Mio. Euro) in den nachhaltigen Kakao-Anbau investieren und Bauern mit resistenteren Pflanzen versorgen.

Allein in Westafrika, dem weltweit wichtigsten Anbaugebiet, sollen ab 2012 jährlich 1 Mio^. Setzlinge an die Bauern verteilt werden. Zu diesem Zweck hat der Konzern im vergangenen Frühling an der Elfenbeinküste ein Forschungszentrum eröffnet. Der Fokus des Nestle-Engagements liegt nicht zufällig auf dem westafrikanischen Land. Mit 1,2 Mio. t Kakao pro Jahr liefert die Elfenbeinküste bis zu 40 % der weltweiten Kakao-Produktion und ist damit der größte Produzent.

Seit geraumer Zeit kämpft das Land jedoch mit rückläufigen Erträgen und Qualitätsproblemen. Die Ursache der Krise ist vielschichtig. Zum einen bleibt die politische Lage auch nach dem Ende des Bürgerkriegs instabil, was sich hemmend auf die Kakao-Produktion auswirkt. Zudem sind dringend nötige Investitionen ausgeblieben, was zu Überalterung und Verwilderung der Baumbestände geführt hat.

Als Folge dieser Vernachlässigungen werfen die Pflanzen immer weniger Ertrag ab und sind anfällig geworden für Krankheiten. Zurzeit grassiert an der Elfenbeinküste eine Pilzkrankheit, die sogenannte Schwarzhülsen-Fäulnis, welche dazu führt, dass die Kakaofrüchte schwarz werden und verfaulen.

Für Andrea Hüsser, Leiterin des Fachbereichs Konsum bei der "Erklärung von Bern" (EvB), sind die Pilzbefälle aber nur Ausdruck einer tiefer liegenden Ursache: Letztlich sei die Krise auf die Preispolitik der Schokoladeproduzenten zurückzuführen. Auf Konzerne wie Nestle also, welcher seinen Investitionsplan heute an die große Glocke hänge. "Während Jahren zahlten die Schokoladeprozenten den Bauern einen Preis, zu dem es sich nicht lohnte, in die Qualität der Kakaobohnen zu investieren", kritisiert Hüsser. Dies habe zu einem Teufelskreis geführt mit immer größeren Abstrichen bei der Qualität.

Zudem seien die Bauern aufgrund des Preisdrucks dazu gebracht worden, ihre Kinder statt in die Schule auf die Plantagen zu schicken, um zum Überleben der Familie beizutragen. "Wenn sich die Schokoladeproduzenten heute über die mangelhafte Qualität beklagen, bekommen sie nur die Rechnung für ihr eigenes Handeln präsentiert", folgert Hüsser. Dem Cocoa Plan von Nestle begegnet die EvB deshalb mit Skepsis. Sie begrüßt zwar, dass Nestle Transparenz schafft, indem der Konzern die unterstützten Projekte auflistet. Dringend notwendig sei auch die Erforschung widerstandsfähigerer Pflanzen. Eine der Kernforderungen für eine nachhaltige Produktion aber vermisst sie: Einen garantierten Mindestpreis.

"Solange die Schokoladeproduzenten nicht zu diesem Zugeständnis bereit sind, betreiben sie nicht viel mehr als Pflästerli-Politik", sagt Hüsser. "Sie versuchen den Schaden wieder gutzumachen, den sie selbst angerichtet haben."

Diesen Vorwurf lässt Nestle nicht gelten: "Der Cocoa Plan setzt im Gegenteil gerade dort an, wo der größte Handlungsbedarf besteht: bei den alten, krankheitsanfälligen Pflanzen", erklärt Nestle-Sprecherin Melanie Kohli. Durch die Bereitstellung junger, resistenter Bäume könnten der Ertrag und die Qualität der Kakaoernte wesentlich verbessert werden. "Dies wirkt sich auch positiv auf das Einkommen der Bauern aus."

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