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Listerien: Musterverfahren gegen Prolactal geplant

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Klagen von der steirischen Arbeiterkammer dürften demnächst bei Prolactal einlangen, denn erkrankte Mitarbeiter des Unternehmens haben sich an die Arbeitnehmervertretung gewandt: Einer von ihnen - er wurde gekündigt - könne seine Anschuldigungen auch mit Beweisfotos untermauern, hieß es.

Darauf seien abgelaufene Säcke mit Enzymen für die Backwarenproduktion zu sehen, die noch verwendet worden seien, bestätigte der Leiter der AK-Abteilung Arbeitsrecht Wolfgang Nagelschmied einen Bericht der "Steirerkrone". Die Firma wies die Vorwürfe zurück.

Der AK-Experte erklärte im APA-Gespräch am 11. März, dass sich bisher zwei erkrankte Mitarbeiter des Hartberger Werks, aus dem mit Listerien verkeimte Käsesorten in den Handel gelangt waren, gemeldet haben. Einer der beiden leide seit seiner Tätigkeit für das Unternehmen unter Ausschlägen, Durchfall, Kehlkopfentzündung und Kopfschmerzen. Er wolle eigentlich nur wieder gesund werden, lasse sich aber auf ein "Musterverfahren" vor dem Arbeitsgericht mit Hilfe der Kammer ein, um vielleicht auch andere betroffene Mitarbeiter zu ermutigen, sich zu melden.

Laut Nagelschmied dürften Mitarbeiter massiv unter Druck gesetzt und eingeschüchtert worden sein, keine rechtlichen Schritte gegen das Unternehmen zu setzen, da sonst im Gegenzug geklagt werde. Er halte die vorgebrachten Anschuldigungen für glaubhaft, zumal er Fotos des ehemaligen Mitarbeiters von den abgelaufenen Enzym-Säcken für die Backwarenproduktion - Prolactal erzeugt zum Beispiel Sahnefonds, Kaltcremen, Topfenstabilisatoren und Sauermolkenpulver - gesehen habe.

Abgelaufene Beigaben

Besonders verwerflich sei in seinen Augen das Prolactal vorgeworfene Verhalten: Hinweise der Mitarbeiter auf die seit bis zu sieben Jahren abgelaufenen Beigaben seien vom Unternehmen mit der Bemerkung quittiert worden, es werde "nichts weggeworfen" und man solle kleine Mengen dazumischen. Der zweite ehemalige Mitarbeiter, der bei der AK vorstellig geworden ist, überlegt laut Nagelschmied noch eine Klage. Prolactal wies auf Anfrage der APA die Vorwürfe, Mitarbeiter unter Druck gesetzt bzw. mit gesundheitsschädlichen Chemikalien gearbeitet zu haben, "auf das Schärfste zurück". Sprecher Harald Schiffl meinte: "Ich wüsste nicht, dass Mitarbeiter unter Druck gesetzt worden sind, nicht zur Arbeiterkammer zu gehen. Das ist ja ihr Recht, sich dorthin zu wenden." Das Unternehmen überlege sich nun "rechtliche Schritte" wegen der öffentlich bekanntgemachten Anschuldigung.

Seitens der steirischen Landessanitätsdirektion, die als Behörde die Lebensmittelkontrollen in den Betrieben durchführt, hieß es am 11. März zur angeblichen Verwendung abgelaufener Zutaten, dass hier die Eigenverantwortung des Unternehmens gefragt sei. Leiter Odo Feenstra erklärte, dass die interne Kontrolle im Betrieb - auch im ins Fadenkreuz gelangten Betrieb von Prolactal in Hartberg - eigentlich solche Vorkommnisse verhindern sollte. Wie die Unternehmen zwischen den Kontrollgängen der Behörden arbeiteten, könne kaum von öffentlicher Seite überwacht werden, weshalb die Eigenkontrollen notwendig seien, so Feenstra.

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