ÖBB wegen Krankenakten in der Kritik

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Die ÖBB wollen am Freitag einen Bericht über die Aufzeichnung von Krankenakten in ihrem Unternehmen vorlegen. Auf dieser Basis will Verkehrsministerin Bures entscheiden, welche Konsequenzen sie aus dem Verhalten zieht, das sie am Donnerstag als "menschlich und rechtlich nicht in Ordnung" und "gegen die Menschenrechte" qualifizierte.

In den vergangenen Tagen war bekannt geworden, dass in den ÖBB regelmäßig Informationen über Krankenstände der Mitarbeiter gesammelt wurden. Der frühere Personalchef Franz Nigl hatte dies als "Fehler" eingeräumt, zugleich aber gesagt, dass die ÖBB die Zahl der durchschnittlichen Krankenstände pro Mitarbeiter von 27 (Jahr 2000) auf 17 (2008) reduziert habe. Damit habe das Unternehmen dem Steuerzahler 100 Mio. Euro erspart.

Es stünden "starke Vorwürfe im Raum", so Bures zur möglichen Verantwortung des ÖBB-Vorstandes. Sie sei dafür "alles restlos aufzuklären". Sie selber habe "natürlich" nichts davon gewusst, dass Daten gesammelt wurden, denn "sonst hätte ich Schritte dagegen gesetzt".

Der ÖBB-Betriebsratsvorsitzende Haberzettl fühlt sich in diesem Zusammenhang vom Vorstand hintergangen. Er sei im Mai 2008 draufgekommen, dass diese systematischen Aufzeichnungen existieren, woraufhin ihm der Vorstand zugesagt habe, die Vorgangsweise abzustellen. Jetzt erst komme er drauf, dass die Praktiken "im Keller" von "einigen Personalisten" weitergeführt worden seien.

Damit aber nicht genug, die ÖBB müssen in nächster Zeit härtere Sparmaßnahmen ergreifen. Zu diesem Schluss kommen laut einem "Presse"-Bericht die Unternehmensberater von Roland Berger in einem Zwischenbericht. Das Papier warnt vor einem echten wirtschaftlichen Desaster, sollten nicht bald "signifikante Maßnahmen" zur Gegensteuerung ergriffen werden. Vor allem bei den im Konzern gesteckten Ergebniszielen, bestünden "signifikante Lücken", die dringend geschlossen werden müssten. Die Berater drängen daher auf die Einstellung etlicher teurer und wirtschaftlich unergiebiger Nebenbahnen.

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